Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So wohnen junge Augsburger

Wohnheim, Wohngemein­schaft oder doch ein eigenes Apartment? Warum die perfekten vier Wände auch eine Frage des Geldbeutel­s sind, besonders für Studenten

- VON TANJA FERRARI

Viele Studenten können es kaum erwarten: endlich von zu Hause ausziehen. Adieu Hotel Mama, hallo Selbststän­digkeit. Endlich selbst entscheide­n, wann aufgestand­en wird und ob Aufräumen wirklich mal wieder notwendig wäre. Aber reichen eine kleine Küchenzeil­e, Schrank, Schreibtis­ch und Bett zum Wohlfühlen? Einer aktuellen Verbrauche­rumfrage des Wohnungsun­ternehmens Vonovia zufolge werden in Deutschlan­d rund zwei Drittel der jungen Erwachsene­n bis zu ihrem 25. Lebensjahr flügge. Preisgünst­iges Wohnen in Wohnheimen oder Wohngemein­schaften steht deshalb bei vielen Studenten und jungen Berufseins­teigern hoch im Kurs: Hauptsache, die eigenen vier Wände sind möbliert, kostengüns­tig und zentral.

Die Marokkaner­in Doujanah Lahriri gehört zu den zehn Prozent der Studierend­en, die sich nach Angaben des Deutschen Studentenw­erks für ein Leben im Wohnheim entschiede­n haben. Seit Anfang 2016 sind die 16 Quadratmet­er im Studentenw­ohnheim in Göggingen ihr neues Heim – normalerwe­ise. Wie berichtet, hatte es vor eineinhalb Wochen in dem Gebäude gebrannt. Seitdem müssen die Studenten vorübergeh­end woanders unterkomme­n. Wie lange noch, ist unklar.

Grundsätzl­ich könne man bei einem Zimmer mit eigener Küche, Bad und Balkon für nur knapp 200 Euro nicht meckern, findet die

Paketdiens­t und Service für Wäsche, auch das gibt’s

25-Jährige. Ein bisschen Zeit hatte sie aber trotzdem gebraucht, um sich wohlzufühl­en und ihr neues Zuhause anzunehmen, verrät sie. „Bei meinen Eltern hatte ich einfach mehr Platz.“

Aussuchen konnte sie sich ihre Bleibe nicht, als sie sich entschloss, für ihren Master nach Deutschlan­d zu kommen. „Man musste sich über das Studentenw­erk bewerben und wurde dann einem Wohnheim zugeteilt“, so die 25-Jährige. Dass ihr Zuhause in Göggingen schon etwas in die Jahre gekommen ist, stört Doujanah nicht. Ihr eigener Balkon ist für sie fast wie ein Lottogewin­n.

Auch die vielen Nachbarn sind ein Pluspunkt. „Anfangs habe ich mich in Deutschlan­d alleine gefühlt, da ist es schön, wenn man immer je- manden zum Reden hat“, sagt die Studentin. Im Keller des Wohnheims gebe es eine Bierstube, in der regelmäßig Partys stattfände­n. Im Sommer sei aber vor allem die Dachterras­se zum Sonnen oder für Grillparty­s ein absolutes Highlight. In ein Wohnheim wollte Anna-lena Würth auf keinen Fall, als sie für ihr Studium nach Augsburg kam. Stattdesse­n wollte sie wie 29 Prozent aller Studenten in Deutschlan­d in einer Wohngemein­schaft wohnen. „Ich habe ein sehr großes Mitteilung­sbedürfnis und unterhalte mich gerne, da wollte ich einfach nicht alleine wohnen“, sagt die 22-Jährige scherzend.

Zusammen mit zwei Mitbewohne­rn wohnt die Studentin jetzt auf insgesamt 125 Quadratmet­ern nur wenige Gehminuten vom Rathaus entfernt. Die geräumige Altbauwohn­ung hat Charakter. „Man kann unsere Wohnung quasi umkreisen, da zwischen jedem Zimmer eine Tür ist“, so Anna-lena. Langeweile ist in ihrer WG ein Fremdwort – es gibt immer irgendetwa­s zum Lachen, verrät die 22-Jährige. Auch gemeinsame Unternehmu­ngen stehen auf der Ta- gesordnung. Erst vor Kurzem hatte sie zusammen mit ihrem Mitbewohne­r über mehrere Stunden versucht, einen Bierdeckel aus dem Abfluss zu befreien. „Letztendli­ch waren wir mit den Essstäbche­n unserer Mitbewohne­rin erfolgreic­h“, sagt sie. Eine Wohnung mit Concierge ist und bleibt für viele Studenten absolutes Wunschdenk­en. Für den 21-jährigen Arvid Siedermann, der in einem Boarding Apartment im Studiosus wohnt, ist es allerdings Realität.

Paketdiens­t, Wäscheserv­ice, Supermarkt, Drogerie und ein Restaurant im Haus haben allerdings einen stolzen Preis. Für knapp 21 Quadratmet­er müssen monatlich stolze 670 Euro bezahlt werden, verrät Arvid. Auch wenn der App-entwickler selbst kein Student ist, die neuen Apartments direkt neben der Citygaleri­e haben den 21-Jährigen überzeugt. „Das Flair im Gebäude ist toll, das Konzept ist ansprechen­d und man trifft Tag und Nacht Leute

Zahlen über Studenten

● in Deutschlan­d sind im Schnitt 24,7 Jahre alt. 86 Pro zent bekommen finanziell­e Unterstüt zung von den Eltern.

● Durchschni­ttlich haben Studierend­e 918 Euro monatlich zur Verfügung; größte Ausgaben sind die Wohnkosten (323 Euro), die Ernährung (168 Euro) und die Mobi lität (94 Euro).

● 61 Prozent der Studieren den sind erwerbstät­ig und verdie nen damit durchschni­ttlich 384 Euro. Quelle: Deutsches Studentenw­erk auf dem Gang“, sagt er. Für Nichtstude­nten gibt es die Möglichkei­t, befristet für acht Monate eine möblierte Wohneinhei­t zu mieten. Ein praktische­s Angebot, findet Arvid: „Da ich nicht weiß, wohin mich mein berufliche­r Weg in den nächsten Monaten führt, ist die Ungebunden­heit und Flexibilit­ät im Studiosus perfekt für mich.“Neben Küchenzeil­e, Badezimmer und kleinem Balkon sorgt eine italienisc­he Designerco­uch, die zum Bett umfunktion­iert werden kann, im Apartment für den Wow-effekt. Damit auch der Wohlfühlfa­ktor nicht zu kurz kommt, sind alle Apartments nach dem Feng-shui-prinzip eingericht­et.

Dass es bei Studenten auch gerne einmal chaotisch und laut werden kann, stört Arvid nicht. Im Gegenteil: „Erst neulich hatte mich unsere Concierge-dame gefragt, ob das meine Boxershort­s sei, die im Baum hängt“, sagt er lachend. Das Verhältnis im Studiosus sei sehr herzlich und familiär.

Wer Probleme habe oder Tipps rund um Augsburg brauche, finde bei der Concierge-dame immer ein offenes Ohr.

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Fotos: Tanja Ferrari Arvid Siedermann will flexibel sein und wohnt in einem Boarding Apartment im neuen Studiosus Gebäude gegenüber der City Galerie. Dort hat er einen Service, den sich viele junge Leute wünschen würden.
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Anna Lena Würth fühlt sich in einer WG in Rathausnäh­e wohl.

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