Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nach 1944 Tagen ist sie wieder da
Vermissten Fall Mehr als fünf Jahre nach ihrem Verschwinden aus Freiburg kehrt Maria zu ihrer Familie zurück. Inzwischen ist sie 18. Und ihre Mutter ist überglücklich
Freiburg Die im Alter von 13 Jahren mit einem Mann in Freiburg verschwundene Maria H. ist nach mehr als fünf Jahren wieder aufgetaucht. Die heute 18-Jährige sei bei ihrer Familie, bestätigte die Polizei am Freitag. Wie es Maria geht, wurde nicht bekannt. „Ich bitte um Verständnis, dass wir und vor allem Maria etwas Zeit brauchen, bevor wir uns weiter dazu äußern“, schrieb ihre Mutter auf Facebook. „Es gibt heute keine glücklichere Familie als unsere!“
Ihre Tochter habe über Facebook Kontakt aufgenommen und sei nach 1944 Tagen Abwesenheit in der Nacht von Freunden aus dem italie- Mailand abgeholt worden, erläuterte sie weiter. Die damals 13-jährige Maria war im Mai 2013 mit einem 40 Jahre älteren Mann untergetaucht. Nach dem aus Blomberg in Nordrhein-westfalen stammenden Mann werde weiterhin mit einem internationalen Haftbefehl gesucht, sagte ein Polizeisprecher.
Maria und der Mann hatten sich 2012 über das Internet kennengelernt und mehrfach in Freiburg getroffen. Die Polizei ging von einer Liebesbeziehung aus. Demnach ging das Mädchen freiwillig mit dem Mann mit. Ihm wird Kindesentziehung in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Außerdem be- steht der Verdacht des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Nach Marias Verschwinden war der Fall auch Thema in der
„Aktenzeichen Xy...ungelöst“, in der Marias Mutter sich mit einem Videoaufruf zu Wort meldete – allerdings ohne Erfolg. Die Polizei ging zahlreichen Spuren nach. Im Sommer 2013 führten Hinweise nach Polen, wo Maria und der Mann beim Übernachten in einem Auto und beim Einkaufen gesehen worden sein sollen.
Marias Mutter bedankte sich am Freitag bei der Polizei und allen Unterstützern. „Es ist einfach unglaublich, wie viel Hilfe, Mitgefühl, Mutnischen machen, menschliche Wärme und Freundschaft wir erfahren durften.“
In Deutschland werden nach Zahlen der „Initiative Vermisste Kinder“jedes Jahr mehr als 100000 Kinder und Jugendliche als vermisst gemeldet. Innerhalb einer Woche klärt sich nach Erfahrung des Bundeskriminalamtes die Hälfte der Fälle, innerhalb eines Monats 80 Prozent. Maria gehört zu den etwa drei Prozent, bei denen es nach einem Jahr keine Klarheit gibt. Normalerweise endet eine Vermisstenfahndung mit dem 18. Geburtstag, wenn der Gesuchte aus freien Stücken ging. Bei Maria liefen die Ermittlungen weiter.