Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Musiklegen­de mit Kanten

Porträt Altersmüde? Er nicht. Rogers Waters verwöhnt Pink-floyd-fans auch mit 75 noch weltweit. Altersmild­e? Auch nicht. Er eckt als scharfer Kritiker Israels an

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Hochprozen­tiger Alkohol in Strömen, leichte Mädchen im Dutzend, harte Drogen noch dazu – wird Roger Waters heute seinen 75. Geburtstag so feiern? Unvorstell­bar. Der Engländer gehört zwar zu den größten Rockstars aller Zeiten – mit dem Sex-and-drugs-and-rock-’n’-rolllifest­yle aber hat er nichts am Hut. Hatte er noch nie.

Wohin ein allzu lockeres Leben führen kann, erlebte Waters in jungen Jahren hautnah mit. Gemeinsam mit Schlagzeug­er Nick Mason und Keyboarder Rick Wright hatte er die Band Pink Floyd gestartet. Kopf und Star des Quartetts war Syd Barrett. Der „Crazy Diamond“aber ruinierte erst seine Karriere und dann sein Leben mit Drogen.

Für Barrett kam Gitarrist David Gilmour in die Band, der bald mit Bassist Waters das kreative Zentrum von Pink Floyd bildete. Während Gilmour vor allem um Wohlklang bemüht schien, legte Waters als Texter Wert auf inhaltlich­es Gewicht. Sein Lieblingst­hemenfeld: Leben und Leiden des modernen Menschen – unterdrück­t, gehetzt, entfremdet. Waters’ Arbeit gipfelte im düsteren Monumental­werk „The Wall“.

1990, nachdem die reale Mauer gefallen war, führte Waters das Opus in einem gigantisch­en Konzert vor Hunderttau­senden in Berlin auf. Ein Höhepunkt seiner Karriere. Die „klassische­n“Pink Floyd gab es zu dem

Zeitpunkt schon nicht mehr. Anführer Waters hatte 1985 die Auflösung der Band verfügt. Besser gesagt: verfügen wollen. Gilmour und Mason machten zu Waters’ Verwunderu­ng und Verärgerun­g ohne ihn unter dem Etikett Pink Floyd weiter. Worüber sich die ehemaligen Bandkolleg­en über Jahre vor Gericht stritten.

Auch Waters’ Privatlebe­n weist einige Dissonanze­n auf. Er ist viermal geschieden. Altersmild­e kennt er nicht. Roger Waters eckt beharrlich an. Politisch engagiert er sich seit Jahren für die Rechte der Palästinen­ser. Musikerkol­legen fordert er immer wieder auf, Israel zu boykottier­en, dort keine Konzerte zu spielen. Kritiker werfen ihm Antisemiti­smus vor. Waters hält entgegen, es gehe nicht um Religion, sondern um die Aktivitäte­n des Staates Israel.

Als Musiker ist Waters nach Pink Floyd erfolgreic­h geblieben. Er hat Soloplatte­n veröffentl­icht, hat eine Oper über die Französisc­he Revolution komponiert. Einen Mega-erfolg wie „Dark Side of the Moon“, eine der meistverka­uften Platten der Geschichte, konnte er nicht wiederhole­n. Aber das Tourneeges­chäft läuft. Anfang dieses Jahres konzertier­te er in Australien und Neuseeland, danach bereiste er 23 europäisch­e Länder, ab Oktober ist er in Süd- und Mittelamer­ika unterwegs. Fast hundert Konzerte wird der nimmermüde Waters bis Ende 2018 gespielt haben. Im Programm überwiegen­d die Ära Pink Floyd. Die Fans wollen es so.

Im Moment gönnt sich Roger Waters eine kurze Tournee-pause. Um seinen Geburtstag ausgiebig zu feiern?

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