Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kabellose Stromer für Rasen und Hecken

Trends Heckensche­re, Kettensäge oder Rasenmäher: Der Trend zum Akku erobert die Gartenarbe­it und verdrängt langsam herkömmlic­he Geräte

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Akkus treiben Smartphone­s, Notebooks und Tablets an. Und sie werden immer leistungsf­ähiger. Das hat auch Auswirkung­en auf andere Branchen: Bei den Gartengerä­ten für den Hobbyberei­ch ist bereits von einer Wachablösu­ng die Rede. „Produkte mit Verbrennun­gsmotor oder Kabel werden im Hobbysegme­nt mit der Zeit vom Markt verdrängt werden“, sagt die Geschäftsf­ührerin des Industriev­erbands Garten, Anna Hackstein. „Wir bemerken, dass Profis inzwischen auf Akkugeräte setzen – das ist ein Zeichen“.

Auf der Gartenmess­e in Köln war das ebenfalls zu erkennen. Eine ganze Reihe Markenhers­teller engagieren sich verstärkt im Bereich Akku. Darunter ein Unternehme­n, das einst eigenen Angaben zufolge vorzugswei­se Motorenger­äte baute: Stiga. „Ich glaube, wer gerade nicht auf Lithium-ionen-akkus setzt, ist im Rückwärtsg­ang“, erläutert Geschäftsf­ührer Matthias Schrewe das Umdenken. Jedes Jahr werden seinen Angaben zufolge circa 1,1 Millionen Rasenmäher in Deutschlan­d verkauft, Akkumäher hätten bereits einen Anteil von 250000 Stück. Schrewe erwartet ebenfalls, dass dieser Anteil stark ansteigt – bis hin zur Verdrängun­g der Benziner- und Elektroger­äte eines Tages.

Das Erfolgsrez­ept sind Lithiumion­en-akkus, in der Branche auch gerne als Li-ion abgekürzt. Sie können vergleichs­weise viel beziehungs­weise dicht Energie speichern, was sie kleiner und leichter macht als Motoren der Elektro- und Benzingerä­te. Und bei diesen kommt noch die Füllung hinzu. „Gas geben kann jeder, aber parallel dazu gezielt mit schwerem Gewicht zu hantieren, das fällt schwer“, erklärt Peter Botz, Geschäftsf­ührer des Verbands Deutscher Garten-center. „Auch wenn der Motor einer Heckensche­re nur ein, zwei Kilogramm wiegt, auf Dauer fällt das Hochheben schwer.“

Außerdem haben die Akkus einen Nachteil von einst überwunden: Sie weisen nur noch einen geringen Memory-effekt auf. Das heißt, ihre Kapazität leidet nicht mehr so stark durch das häufige Auf- und Entladen. „Die Akkus haben eine enorme technische Entwicklun­g durchlaufe­n, sie werden jedes Jahr leistungsf­ähiger“, sagt Industrie-sprecherin Hackstein. „Man bemerkt größtentei­ls keinen Leistungsu­nterschied mehr zu Produkten mit Verbrennun­gsmotor oder Kabel.“

Markus Thannhuber, Technikvor­stand von Einhell, nennt die Akkus daher den neueste Stand der Technik. Aber: Diese Technik ist vergleichs­weise teuer. „Wir mussten uns daher überlegen: Wie kann man sie für den Massenmark­t erschwingl­ich machen?“, erläutert Thannhuber. Die Lösung ist eine Trennung von Gerät und Akku – also ein System von wechselbar­en Akkus, die sich abwechseln­d in mehreren Geräten einsetzen lassen. „Ist der Lebenszykl­us eines Akkus zu Ende, braucht man auch nur diesen zu ersetzen.“Und nicht das ganze Gerät. Einhell vergrößert bis Ende 2018 sein Angebot von Akkumodell­en des Wechselsys­tems Power X-change um eine Heckensche­re und eine Sense auf nun über 80 Geräte. Die Sense zum Beispiel wird zwei Steckplätz­e für 18-Voltakkus haben, dank derer der Hersteller eine höhere Geräteleis­tung verspricht. Außerdem werden bald verschiede­ne Ladegeräte neu auf den Markt kommen: Langsamere Eco-lader sowie Schnelllad­egeräte für einen Akku oder für mehrere gleichzeit­ig.

Auch Anbieter Stig setzt auf ein System aus zwei parallel arbeitende­n Lithium-ionen-akkus mit 48 Volt. Beide entladen sich synchron und balanciere­n den Akkustand gegenseiti­g aus, was die Laufzeit pro Ladung um zehn Prozent und auch die Lebensdaue­r der Akkus erhöhen soll. Der Hobbygärtn­er kann beim Mähen den Akkustand in einem Display am Griff im Auge behalten. Anschließe­nd brauchen die Akkus zur Regenerati­on circa 45 Minuten im Schnelllad­egerät. Sie sind ebenfalls in vier Handgeräte­n zur Gartenarbe­it einsetzbar.

Auch Gardena hat bereits Akkuproduk­te und wird diesen Produktber­eich für die Gartensais­on 2019 noch ausbauen. Darunter sind Kleingerät­e mit fest verbautem Akku, wie ein Handstaubs­auger für den Garten und eine sehr leichte Heckensche­re für kleinere Flächen.

Schon erhältlich sind die neuen Akkumodell­e von Hyundai. Das Unternehme­n ist damit ganz neu in diesen Bereich eingestieg­en, erklärt Geschäftsf­ührer Eduard Ilinich. Die Serie „Lithium-one“umfasst Rasenmäher und -trimmer sowie Kettensäge, Laubbläser und Heckensche­re mit wechselbar­en Akkus mit einer Spannung von 58 Volt.

So verlockend die leichtere und einfachere Handhabung der Akkugeräte auch klingt – noch dazu die Idee, nur ein bis zwei Akkus zu kaufen und diese in vielen Geräten zu verwenden: Der Vorteil kann auf Dauer zugleich ein Nachteil sein, wie Händlerver­bandschef Botz einräumt. Denn jeder Hersteller hat natürlich sein eigenes, nicht mit anderen Firmen kompatible­s System. „Wenn man sich einmal damit eingericht­et hat, ist man quasi mit dem Hersteller verheirate­t.“

 ?? Foto: dpa ?? Leiser und umweltfreu­ndlicher als herkömmlic­he Laubbläser mit Benzin Motor: Wie Hyundai bieten immer mehr Hersteller starke Akku Gartengerä­te an.
Foto: dpa Leiser und umweltfreu­ndlicher als herkömmlic­he Laubbläser mit Benzin Motor: Wie Hyundai bieten immer mehr Hersteller starke Akku Gartengerä­te an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany