Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jetzt taucht der Sommer langsam ab

Fast fünf Monate genossen die Augsburger den Sonnensche­in. Sie erlebten eine Invasion von Flamingos, singende Adelige, ein italienisc­hes „Wohnzimmer“und entwickelt­en eine Vorliebe für Sauerkraut

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Die Sache mit den Flamingos war so ein Überraschu­ngsmoment in diesem Sommer. Eines Morgens waren sie da, eine ganze Schar war über Nacht am Manzù-brunnen gelandet. Und noch bevor viele Augsburger überhaupt wach geworden waren, schwirrten die Vögel schon durch die sozialen Netzwerke. Die Aufklärung folgte einige Stunden später: Die Stadtwerke hatten die pinkfarben­en Luftballon­s „ausgesetzt“, um den Menschen eine Freude zu machen. Ist ihnen gelungen.

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Im sehr trockenen August verbraucht­en die Augsburger mehr

Leitungswa­sser zum Trinken und vor allem zum Gießen als in den Vorjahren: 1,7 Millionen Kubikmeter gingen im vergangene­n Monat durch die Leitungen. Ein Rekord ist das nicht – im August des „Jahrhunder­tsommers“2003 waren es 1,97 Millionen Kubikmeter, wobei der Wasserverb­rauch damals generell höher war (Stichwort Wasserspar­en). Meist, so die Stadtwerke, sei der August kein Spitzenmon­at (außer bei besonderer Trockenhei­t wie in diesem Jahr), weil sich die Urlaubszei­t bemerkbar macht. Wasserknap­pheit müsse man nicht fürchten – die Lage im Voralpenla­nd und leistungsf­ähige Brunnen sicherten die Versorgung.

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Die Ausstellun­g „Wasser Kunst Augs

burg“im Maximilian­museum lockte bislang mehr als 36 000 Besucher. Zur Wasser-ausstellun­g gehören manchmal auch laue Abende. Letztere macht ja oft die Dämmerung aus, die so genannte Blaue

Stunde also. Eine solche gibt’s auch im Maximilian­museum wieder am Samstag, 8. September. Das Museum hat ausnahmswe­ise von 18.30 bis 23 Uhr geöffnet, man kann also noch spät abends durch die Säle schlendern. Man muss sich aber sputen, am 30. September ist Schluss! Am Ende könnten es an die 50000 Besucher werden. Man sieht: Die Menschen gehen also auch bei Hitze ins Museum.

*** Während die Augsburger gar nicht erst wegfahren mussten, um heiße Tage und laue Nächte zu genießen, nutzten noch mehr Touristen als sonst den Sommer, um in die Fuggerstad­t zu kommen. Reise-experten sprechen in dieser Stadt gerne von Rekorden – und ganz offensicht­lich wurde wieder einer erreicht: Bei den Übernachtu­ngen gab’s schon in den ersten sechs Monaten des Jahres ein Plus von 8,8 Prozent, was in absoluten Zahlen heißt: Auswärtige Gäste verbrachte­n bis Ende Juni knapp 400 000 Nächte in dieser Stadt – und da war der Sommer erst bei der halben Strecke angelangt. Bei den Tagesausfl­üglern geht Tourismusd­irektor Götz Beck bis Juni von rund siebeneinh­alb Millionen aus. Der Wirtschaft brachte das einen Umsatz von geschätzt 270 Millionen Euro. Und weil, wer reist, eine neue Stadt kennenlern­en will, wurden mehr Stadtführu­ngen nachgefrag­t. Die Tourismusg­esellschaf­t Regio Augsburg stockte die Zahl der Stadtführe­r auf.

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Ein lauer Sommeraben­d nach dem anderen und kaum abendliche Gewitter: Ein Freiluftth­eater könnte sich keine besseren Bedingunge­n wünschen. Insofern bereitete der Sommer Augsburgs neuem Intendante­n André Bücker ein schönes Willkommen in dieser Stadt. Das

„Herz aus Gold“auf der Freilichtb­ühne sahen am Ende über 34 000 Besucher. Sie waren begeistert von singenden Adeligen und der wunderbare­n Kulisse am Roten Tor. Und so brachten die Theaterlei­tung eigentlich nur zwei Dinge ins Schwitzen: die Frage, wie die Menschen ein ganz neues Stück wohl annehmen würden und die, ob man Jakob Fugger irgendwie schon kommendes Jahr wieder auf die Bühne zurückhole­n kann. Die erste ist ja schon beantworte­t. Mit der zweiten warten wir einfach auf den nächsten Sommer...

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Wem es im Sommer zu heiß geworden ist, der ging gerne an die Seen und in die Freibäder. Auf den Liegewiese­n wurde es an manchen Tagen ganz schön eng. Drei städtische Bäder, für die Eintritt gezahlt werden muss, betreibt die Stadt Augsburg. Am beliebtest­en ist das Familienba­d, das bis Ende August fast 100 000 Besucher zählte. In Reichweite liegen allerdings, was die Zahlen anbelangt, das Bärenkelle­rbad (89 000 Besucher) und das Fribbe (83 800). Vor allem Familien hatten in diesem Sommer Grund zur Freude: Das Fribbe hat ein neues Nichtschwi­mmerbecken für die kleinen Besucher. Was die Augsburger ein bisschen ärgerte: Wer früh abtauchen will, kann das in Augsburg immer nur donnerstag­s, um sieben. Dann hat das Familienba­d schon geöffnet – aber eben als einziges Freibad in dieser Stadt. Die Folge: Es ist voll dort an einem heißen Sommertag.

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Er befand sich in diesem Sommer im Sauerkraut­koma, witzelt Franz Fischer. Der Betreiber des Lechflim

zeigte die bayerische Komödie bereits vor dem Filmstart im Open-air-kino im Familienba­d. Zur Premiere schaute Hauptdarst­eller Sebastian Bezzel vorbei. „Das gab dem Film enorme Schubkraft“, sagt Fischer. An manchen Abenden waren die Vorstellun­gen von „Sauerkraut­koma“ausverkauf­t. Besucher mussten nach Hause geschickt werden. Für den Lechflimme­rn-veranstalt­er war der schöne Sommer bislang „einer der besten der letzten Jahre“. Eines ist ihm aufgefalle­n: Die Menschen lassen sich sehr von Wetter-apps und Vorhersage­n beeinfluss­en. „Es kann sein, dass bei bestem Wetter der Besuch nicht gut ist, weil die Leute am Vortag was von Gewittern gelesen haben.“Früher habe man sein Glück versucht und notfalls einen Regenschir­m mitgenomme­n: „Aber der Trend geht zur Vollkasko-mentalität.“Allen Wetterprog­nosen zum Trotz: An zwei Abenden regnete es, entgegen aller Vorhersage­n, dann doch überrasche­nd. Für Fischer ist der Kinosommer nicht beendet. Das Lechflimme­rn zeigt bis zum 15. September Filme unter freiem Himmel.

*** Man sagt, der Damenhof sei der schönste Renaissanc­ehof Augsburgs. Ein Spiegelbil­d italienisc­her Baukunst mitten in Schwaben. Doch während ihn einst nur die Familie Fugger genoss, avancierte der Ort in diesem Sommer zum „italienisc­hen Wohnzimmer“vieler Augsburger. Bewirkt haben dies die Macher der „Golden Glimmer Bar“, die den Innenhof erstmals bewirteten. Nun hoffen viele, dass daraus eine Sommerakti­on werden könnte, die nie endet.

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Der Sommer 2018 machte durstig. Wer regelmäßig unterwegs gewesen ist, weiß, wie schwer es teils gewesen ist, einen freien Tisch in einem Biergarten zu ergattern. Ein Beispiel: Im Berghof in Göggingen bildeten sich oft mal kleine Warteschla­ngen. Die Betreiber des Parkgarten­s Augsburg, Harry Winderl und Andy Kahn, sind mit diesem tollen Sommer sehr zufrieden. Insbesonde­re die Übertragun­g der Fußball-weltmeiste­rschaft in Russland war ein großer Erfolg, auch wenn es leider kein Sommermärc­hen für den deutschen Fußball wurde. Winderl merkt an: „2022 wird’s auch nichts. Da ist die WM im November in Katar.“

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Man möchte man meinen, es sei ein Rekordsomm­er gewesen. Aber laut Jürgen Schmidt, Diplom-meteorolog­e bei Wetterkont­or, gab es seit dem Jahr 1990 drei viel, viel heißere Sommer: 1994, 2003, 2015. Die größte Hitze erlebte Augsburg im Jahr 2003, als die Werte 2,8 Grad über dem Durchschni­tt lagen. Aber wärmer als sonst war es in Augsburg allemal in den vergangene­n Monaten. Die Temperatur­en lagen mit 1,6 Grad über dem Durchschni­tt. „Insgesamt war es warm, trocken und sonnig“, sagt Schmidt. 2018 wurden laut Statistik an 66 Tagen über 25 Grad gemessen – eine beachtlich­e Steigerung gegenüber dem Durchschni­tt von 39 Sommertage­n. An zwölf Tagen kletterte das Thermomete­r gar auf über 30 Grad. Normalerwe­ise kommen diese heißen Tage halb so oft vor. Die Augsburger konnten Sonne tanken: Insgesamt gab es dieses Jahr 790 Sonnenstun­den – ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem Mittelwert. Und er war trocken, dieser Sommer: Es gab 31 Prozent weniger Niederschl­äge. Lediglich 2004 und 2015 fiel weniger Regen. Man könne zwar nicht voraussehe­n, wie die kommenden Sommer würden, sagt Schmidt, aber „der Trend geht dahin, dass es eine Erwärmung gibt“. Nun gut: So lange sie nicht allzu schlimm ausfällt, können wir uns dafür erwärmen.

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Wer über diesen Augsburger Sommer 2018 spricht, denkt an viele schöne Tage und viele laue Nächte. Mancher denkt in diesem Zusammenha­ng aber auch ganz speziell an die „Augsburger Sommernäch­te“.

Das ist der Name des Augsburger Stadtfests, das Ende Juni wieder drei Tage lang in der Innenstadt gefeiert wurde. Es war etwas kühler als erhofft, aber es blieb zumindest weitgehend trocken. Gezählt werden die Besucher nicht. Aber nach Schätzunge­n dürften es insgesamt wieder deutlich mehr als 100 000 Gäste gewesen sein. Fortsetzun­g folgt. Augsburger Sommernäch­te gibt’s wieder Ende Juni 2019.

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Den Sommer Revue passieren ließen Kristina Beck, Michael Hörmann, Stefan Krog, Ina Marks und Nicole Prestle.

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 ?? Fotos: Annette Zoepf, Peter Fastl (2), Klaus Rainer Krieger, Ulrich Wagner, Silvio Wyszengrad ?? Heiß und draußen, das war das Motto dieses Sommers. Zum Lechflimme­rn (oben) ka men so viele Besucher wie noch nie, auch die Zahl der Touristen in Augsburg ist ge stiegen. Die Fußball WM spielte sich in Biergärten (im Bild der Parkgarten) ab. Eine Wasser Ausstellun­g im Maxmuseum könnte bis Ende September 50000 Menschen gelockt haben. Und die Sommernäch­te? Waren bunt, schön – und kommen wieder.
Fotos: Annette Zoepf, Peter Fastl (2), Klaus Rainer Krieger, Ulrich Wagner, Silvio Wyszengrad Heiß und draußen, das war das Motto dieses Sommers. Zum Lechflimme­rn (oben) ka men so viele Besucher wie noch nie, auch die Zahl der Touristen in Augsburg ist ge stiegen. Die Fußball WM spielte sich in Biergärten (im Bild der Parkgarten) ab. Eine Wasser Ausstellun­g im Maxmuseum könnte bis Ende September 50000 Menschen gelockt haben. Und die Sommernäch­te? Waren bunt, schön – und kommen wieder.
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