Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ähnliche Probleme in anderen Städten
ligten Kliniken und Ärzte an einen Tisch setzen und Patienten mit einbeziehen. Tobias Frey fragt sich bange: „Was ist, wenn ich ab 30. September plötzlich einen Infekt bekomme und keinen erfahrenen Arzt habe?“»Kommentar
Das ist Mukoviszidose
Rund 8000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Deutschland leiden an der unheilbaren Erbkrankheit
Durch einen Fehler im Erbgut sind der Salz und Wasser haushalt im Körper gestört. Bei den Kranken bildet sich ein zähflüssi ges Sekret. Es beschädigt Organe wie Lunge und Bauchspeicheldrüse irreparabel. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kin der mit dieser seltenen Krankheit geboren. Weil mehrere Organe be troffen sind, brauchen die Kranken erfahrene Spezialisten. Die durch schnittliche Lebenserwartung von betroffenen Patienten liegt derzeit bei rund 40 Jahren. (eva)
Nicht nur in Augsburg gibt es offenbar Engpässe bei der ambulanten medizinischen Versorgung von Mukoviszidose-patienten. Ähnliche Nachrichten gibt es aus anderen Städten. In der Uniklinik Erlangen dürfen Erwachsene mit dieser seltenen Krankheit nicht mehr von Kinderärzten behandelt werden. In München sprechen Mukoviszidose-kranke von einem drohenden Versorgungsnotstand. Dort ist am Samstag eine Demo geplant. Hintergrund ist die allgemeine Gesetzeslage und Rechtsprechung. Einfach gesagt, dürfen Ärzte nur in ihrem Fachgebiet Behandlungen für Kassenpatienten abrechnen. Wenn Kinderärzte Erwachsene behandeln, können sie keine Vergütung beanspruchen – selbst wenn sie Spezialisten für die Krankheit sind. Im Augsburger Josefinum war es bislang möglich, junge Mukoviszidose-patienten als Erwachsene weiter zu betreuen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern pocht nun darauf, die geltenden Regelungen einzuhalten. Einiges deutet aber darauf hin, dass es in Augsburg und anderswo noch nicht genügend Kapazitäten in Erwachsenen-ambulanzen gibt, um die kompetente und engmaschige Betreuung für alle Mukoviszidosekranken sicherzustellen, die sie brauchen. Bis das klappt, müssen befristete Übergangsregelungen weiter erlaubt sein. Für diese Patientengruppe ist eine bundesweite gute medizinische Betreuung überlebensnotwendig. Deshalb sollte auch der Bundestag endlich handeln und eine ausreichende Finanzierung sicherstellen. 96 000 Menschen haben dafür eine Petition unterschrieben. Das war Anfang 2017!