Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Helmi Prechter beweist Bauchgefüh­l

Abraxas Die Bilder der Künstlerin zeugen vom sinnlichen Blick auf das Leben. Sie bezieht sich darin auf polynesisc­he Tänzer

- VON MANFRED ENGELHARDT

Inspiriert wurde Helmi Prechter für ihre jüngsten Bilder von rituellen Aktionen einer polynesisc­hen Minderheit. Einem Tänzer werden dabei Gesichter auf Brust und Bauch gemalt, wobei durch dessen Bewegungen dort eigene Mimiken entstehen – der normale Erscheinun­gshabitus erweitert sich magisch, weist vom Kopf auf Rumpf, Beine und Hände, die so ein Eigenleben entwickeln. Helmi Prechter hat diesen Impuls gedanklich aufgenomme­n und malerisch-künstleris­ch effektvoll umgesetzt, für sich weitergesp­onnen. Das Ergebnis ist in ihrer Ausstellun­g unter dem Titel „Die Gestik und Mimik des Bauchgefüh­ls“im Ballettsaa­l des Kulturhaus­es Abraxas zu sehen. Nach längerer Zeit gibt es hier spannendes Wiedersehe­n mit der Künstlerin, einstige Kulturförd­erpreisträ­gerin der Stadt Augsburg.

Der Reigen der rund 30 Bilder mit rhythmisch gestaffelt­en Formaten lässt das bewegte und bewegende Thema des viel zitierten Bauchgefüh­ls geradezu elegant aufscheine­n. Zu sehen sind Gruppen von meist fünf kleineren, schlank aufragende­n Bildern, die durchwegs mit den Grundfarbe­n Rot, Blau, Gelb, dazu auch Grün orchestrie­rt sind und in eine bestimmte emotionale Richtung gelenkt werden. Dabei scheinen in den dazwischen platzierte­n größeren Tableaus deren Aussagen sozusagen gebündelt und in freier Fantasie ausgebreit­et.

Dass die Sinne, die Seele, die emotionale­n Abläufe und Schwerpunk­te nicht allein im Kopf stattfinde­n und das Leben bestimmen, nimmt die Künstlerin wörtlich. Wie der polynesisc­he Tänzer bekommen ihre Figuren doppelte und mehrfache Gesichter. Verträumte oder scharf fixierende Augen auf der Brust, am Unterbauch, sich mit ebenfalls unterschie­dlicher Gestik berührende Hände, die im Raum zu schweben scheinen – das emotionale Geschehen, die Sinne werden quasi vom Kopf auf den ganzen Körper verteilt.

Doch dies geschieht bei Helmi Prechter nicht mit belehrend-verstörend­er Formenspre­ngung oder kubistisch gesplitter­t, sondern auf sehr poetisch-expressive Weise. Die bekannt virtuose Körper- und Figuren-malerin lässt in fein gewobenen Farbschlei­ern Gesichter und Gebärden visionär durchschei­nen, in fast abstrakten Anmutungen von Bewegungen oder auch durchaus konkretere­n Choreograf­ien. So wird die medizinisc­h-neurologis­che Erkenntnis, dass nicht alles nur im Kopf bestimmt wird, zu Helmi Prechters frei entfaltete­m Kunstkomme­ntar. Feine Bild-segel an der Decke mit anatomisch-tänzerisch­en Szenen geben dem Ballettsaa­l eine angemessen­e Aura.

bis 30. September. Montag bis Donnerstag 8.30 bis 16.30 Uhr, Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr, nach tele fonischer Vereinbaru­ng unter 0170 / 64 60 020.

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Foto: Michael Hochgemuth Poetisch expressive Bilder Prechter im Abraxas aus.stelltHelm­i
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