Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lebensmittelskandal in Landsberg?
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch wirft der Firma Lutz Fleischwaren Hygienemängel vor. Der Betrieb geht in die Offensive und sagt, alle Mängel seien behoben
Landsberg Die Vorwürfe der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch wiegen schwer: Beim Wurstwarenhersteller Lutz Fleischwaren in Landsberg soll es Hygienemängel gegeben haben. Die Mängel sind genau in den Protokollen eines Lebensmittelkontrolleurs nachzulesen, die Foodwatch dem zur Verfügung gestellt hat und die über desse Internetseite einsehbar waren. Dort ist zu lesen: „Am Fensterbrett ist Schwarzschimmel“, „Die Abteilung ist schlecht gereinigt, die Maschine nur grob. Es liegt sogar noch eine Wurst in der Maschine“, „Hinter der Backkammer ist eine Pfütze mit trübem, stinkendem Wasser“, „Die Bänder der Weißwurstmaschine sind fettig, schmierig und es haftet Petersilie an“. Vom Oktober 2017 bis zum Februar 2018 überprüfte der Kontrolleur die Firma nach Angaben von Foodwatch 41 Mal. Immer wieder fand er Mängel, die er dem Landratsamt Landsberg meldet. Das Landratsamt ist für die Kontrolle des Betriebs zuständig. Doch die Behörde verhängte keine und informierte die Öffentlichkeit nicht, kritisiert Foodwatch.
Warum? Dazu wollte das Landratsamt gestern nichts sagen. Im Laufe des Freitags wollen sich die zuständige Abteilungsleiterin für Veterinär- und Gesundheitswesen, Sarah Honegg, und der Chef des Veterinäramts, Michael Veith, äußern.
Lutz Fleischwaren war sofort für eine Stellungnahme verfügbar. Nach der Insolvenz der Firma im April 2017 übernahm die Zur-mühlen-gruppe, die wiederum mit dem Tönnies-konzern verbunden ist, im Oktober 2018 das Werk in Landsberg. Tönnies sagt zu den Vorwürfen: Die Firma weise die Vorwürfe schwerer Hygienemängel zurück. „Das ist eindeutig falsch. Jeder, der den Betrieb in Landsberg kennt, weiß das“, sagt Sprecher André Vielstädte. Zudem läge Foodwatch eine Erklärung des Landratsamtes vor, in der es heißt: Die Mängel seien „aus Sicht der Überwachungsbehörde nicht gravierend, sondern in der Regel geringfügige Verstöße, die unmittelbar vom Betrieb abgestellt wurden“.
So argumentiert auch Markus Eibußgelder
DER EURO IN DOLLAR
Archiv: dpa cher, ebenfalls Pressesprecher bei Lutz Fleischwaren. „Uns waren die Mängel des Prüfers bekannt und wir haben darauf reagiert.“Weil die Firma wusste, dass Foodwatch Beanstandungen hat, habe sie die Organisation eingeladen, sich ein Bild zu machen und die Kontrollberichte im Detail zu besprechen. Die Organisation habe die Einladung jedoch nicht angenommen.
Foodwatch bemängelt schon seit langem den Umgang der bayerischen Behörden mit Hygienemängeln in Lebensmittelbetrieben und fordert, dass die Öffentlichkeit bei jeder Beanstandung informiert werden sollte. Auch Unternehmenssprecher Eicher ist für eine möglichst transparente Information der Öffentlichkeit. Er sagt aber auch: „Die Meldungen müssen dann auch eingeordnet werden können.“So seien etwa die Pfützen, die der Kontrolleur in seinem Protokoll festgehalten habe, deshalb bräunlich, weil in dem Betrieb geräuchert werde. „Dadurch lagern sich Partikel im Wasser ab“, erklärt Eicher. Ein Lebensmittelkontrolleur wisse so etwas, beim Verbraucher entstehe aber schnell ein falscher Eindruck.