Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

OB Gribl äußert sich zu protestier­enden Sargträger­n

Der Zwischenfa­ll bei der Stadtratss­itzung hat ein Nachspiel. Stadt will keinen Schnellsch­uss

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war ein fünfminüti­ger Zwischenfa­ll am Donnerstag während der laufenden Stadtratss­itzung, der weiterhin für viel Gesprächss­toff sorgt. Mehrere ganz in schwarz gekleidete junge Menschen trugen einen schwarzen Sarg in den Sitzungssa­al. Sie unterbrach­en die Sitzung, was bei Weitem nicht allen Stadträten gefiel. Teils unter Protest der Politiker wiesen die Protestier­er auf ihr Anliegen hin: Ihnen geht es um das Schicksal von Flüchtling­en im Mittelmeer. Oberbürger­meister Kurt Gribl hatte am Donnerstag während der Sitzung versucht, die Aktion einzudämme­n. Unter anderem wurde einem jungen Mann verboten, mit dem Handy Foto- und Filmaufnah­men zu machen. Diese Aufnahmen sind grundsätzl­ich nicht erlaubt. Und falls doch, bedarf es der Zustimmung des Gremiums.

Am Tag nach dem Zwischenfa­ll hat die Stadt noch nicht entschiede­n, wie sie die Vorgänge nun weiter angeht. Zumindest hat die Polizei die Personalie­n der Protestier­er festgehalt­en. Auf Anfrage sagte Gribl am Freitag: „Ich werde zunächst den Ältestenra­t mit dem Vorfall und den daraus zu ziehenden Konsequenz­en befassen. Der Stadtrat ist der Souverän der Stadt und die Störung ist dort erfolgt. Daher wünsche ich mir vom Ältestenra­t eine Empfehlung.“Der Ältestenra­t ist ein Gremium, das mit den Bürgermeis­tern und den Vorsitzend­en der Rathausfra­ktionen besetzt ist.

Ob es bei künftigen Stadtratss­itzungen verschärft­e Sicherheit­svorkehrun­gen geben soll, werde bei dieser Sitzung ebenfalls beraten, sagt Gribl: „Auch dies wird vom Ältestenra­t zu entscheide­n sein.“

Inhaltlich positionie­rt sich der Csu-politiker zu Aktionen, die er in dieser Form nicht akzeptiere­n werde: „Aus meiner persönlich­en Sicht ist hier zum wiederholt­en Male eine Linie überschrit­ten worden.“Es sei ein Trend zu erkennen, dass der Respekt vor den Institutio­nen und gewählten Repräsenta­nten nachlässt. Gribl verweist an Drohbriefe an das Bayerische Rote Kreuz, weil Ankerzentr­en versorgt werden – so geschehen in Donauwörth. Gribl erinnert an eine Attacke, die gegen ihn bei einer Kundgebung auf dem Rathauspla­tz gerichtet war, als anlässlich des Afd-bundespart­eitags in Augsburg für eine „weltoffene und tolerante Stadt“demonstrie­rt wurde. Gribl: „Und dann gab es Eierund Tomatenwer­fer gegen mich, wo es eigentlich darum ging, gegen Rassismus und für die Demokratie zusammen zu stehen.“

Nicht gefallen habe ihm zudem die Interventi­on bei der Friedensta­fel am 8. August. Die Bühne war an diesem Tag für politische Aussagen genutzt worden. Der Lifeline-kapitän Claus Peter Reisch kam beim Friedensfe­st auf das Schicksal von Flüchtling­en auf hoher See zu sprechen. Er verband seine Worte mit dem Aufruf „bunt zu wählen“. Dies sei allerdings ein Fehler gewesen, sagte er hernach. Die Organisato­rin der Aktion, Petra-leonie Pichler vom Theaterver­ein Bluespot Production­s, hatte sich laut Stadt nicht an Absprachen gehalten. Die Stadt hatte den Aktivisten angeboten, auf ihre Aktion, die eigentlich am Eliasholl-platz geplant war, hinzuweise­n. Der Rathauspla­tz sollte jedoch nicht als Bühne dienen.

Eierwürfe, Sargträger und das Nichteinha­lten von Vorgaben – dazu meint Gribl: „Das ist keine gute Entwicklun­g. Ich hoffe, der Stadtrat und auch Vertreter anderer Institutio­nen finden dafür die passenden Worte.“

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Foto: Michael Hörmann OB Kurt Gribl sprach am Donnerstag in der Sitzung mit Protestier­ern, die einen Sarg mitführten.

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