Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der etwas andere Erzieher

In China erobert ein kleiner Roboter die Kindergärt­en

- (AZ)

Peking Kichernd scharen sich die Kinder im Kindergart­en Yiswind am Rande von Peking um ihren Erzieher – einen 60 Zentimeter hohen Roboter mit einem Bildschirm als Gesicht. Keeko, so heißt der Kleine, ist schon in mehr als 600 Kindergärt­en in China ein Erfolg, er erzählt Geschichte­n oder stellt den Kindern Aufgaben: Heute sollen sie ihm den Weg durch eine imaginäre Wüste weisen, indem sie Matten zu einem Pfad zusammenle­gen.

In China gibt es bereits Roboter, die Lebensmitt­el liefern, Rentnern Gesellscha­ft leisten und Rechtsbera­tung anbieten. Nun hoffen die Hersteller von Keeko, auch Erzieher ersetzen zu können. Rund und weiß rollt der armlose Maschinenm­ensch auf winzigen Rädern herum, seine eingebaute­n Kameras dienen gleichzeit­ig als Navigation­ssensoren und Frontkamer­a, mit denen die Kinder Videos aufnehmen können.

Der humanoide Erzieher kostet knapp 1300 Euro, was in etwa dem Monatseink­ommen eines Erziehers in China entspricht. Peking hat viel Geld und Arbeitskra­ft in die Entwicklun­g künstliche­r Intelligen­z investiert. Das Marktvolum­en für Servicerob­oter – von medizinisc­hem Spezialger­ät über den automatisc­hen Staubsauge­r bis zum Kindergart­enkeeko – wird auf gut vier Milliarden Euro geschätzt. Auf der World Robot Conference in Peking wurden im September Maschinen vorgestell­t, die Krankheite­n diagnostiz­ieren, Badminton oder Musik spielen können. Und 2017 erfand eine Gruppe von Mönchen in Peking einen Roboter-mönch, der Mantras und Ratschläge fürs Nirwana gibt.

Die Leiterin des Kindergart­ens Yiswind, Xie Yi, ist trotzdem skeptisch. Es werde noch lange dauern, bis Roboter in einem Klassenzim­mer Menschen ersetzen, prophezeit sie. Einen Vorteil aber hätten die Keeko-roboter: „Sie sind emotional stabiler als Menschen.“

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Foto: Greg Baker, afp

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