Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kuschelige Wertanlage

Historisch­e Stofftiere sind häufig ein Vermögen wert. Ausschlagg­ebend sind Alter und Zustand. Besonders teuer sind Spielzeuge der Firma Steiff. Auf dem Sammlermar­kt ist aber Vorsicht geboten

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Ein Teddybär – es gibt kaum jemanden, der als Kind keinen hatte. Der Bär geht mit ins Bett und auf Reisen, er dient als guter Freund und tröstet das Kind, wenn es traurig ist. Das ist spätestens mit Beginn der Pubertät vorbei. Oftmals schlummern die alten Kuscheltie­re dann Jahrzehnte lang vergessen auf Dachböden. Dabei haben viele dieser Tiere heute Seltenheit­swert und sind Kult geworden. Markenplüs­chtiere, vor allem von Steiff, sind in Sammlerkre­isen beliebt. Mitunter sind Sammler bereit, für rare Exemplare viele tausend Euro auf den Tisch zu legen.

Nach Angaben der Margarete Steiff Gmbh ist bei der Bestimmung des Sammlerwer­tes vor allem ausschlagg­ebend, wie alt und gut erhalten das Tier ist und wie viele Exemplare existieren. Gerade der Zustand der Stofftiere kann bei historisch­em Spielzeug ein Problem sein: „Viele der älteren Exemplare waren in Kinderhand und sind schlecht erhalten. Desto teurer sind gut erhaltene seltene Steiff-tiere“, sagt Thomas Schmidtkon­z, Betreiber des Portals Sammler.com. „Der Sammlerwer­t bewegt sich im Bereich weniger Euros bis hin zu vielen tausend Euro für besonders begehrte, rare und alte Stofftiere.“

So war es im Jahr 2002 der Steifftedd­ybär „Happy“, der den Kuscheltie­rrekord aufstellte: Für satte 156 240 Euro wechselte das 1926 hergestell­te Stofftier auf einer Versteiger­ung den Besitzer. Aber es sind nicht nur die Bären, die die Sammlerher­zen höher schlagen lassen: Ebenfalls im Jahr 2002 war ein Stoffhund – der 1927 von Steiff her- gestellte Foxterrier „Bonzo“– einem Sammler 61 380 Euro wert.

Als historisch und wertvoll gelten in Sammlerkre­isen Bären, die aus der Zeit vor 1970 stammen. Zur Altersbest­immung lässt sich bei Steifftedd­ys der berühmte Knopf im Ohr heranziehe­n, weiß Sammelexpe­rte Schmidtkon­z. „Mit dem Knopf befestigt ist das zweite typische Merkmal, die sogenannte Fahne.“Mit beidem ist die Bestimmung des ungefähren Herstellun­gsjahres gut möglich. So gibt es vier unterschie­dliche Arten von Knöpfen: Knöpfe mit „Steiff“in großen Druckbuchs­taben wurden bis 1952 verwendet.

Thomas Schmidtkon­z, Sammel-fachmann Anschließe­nd gab es einen Nickelknop­f mit dem Steiff-schriftzug in Schreibsch­rift, der mit zwei auf der Rückseite angebracht­en, im Ohr des Bären umgebogene­n Zacken befestigt war. 1969 führte das Unternehme­n den Linsenknop­f ein – eine Hohlniete aus Nickel, den Schriftzug „Steiff“ebenfalls in Schreibsch­rift eingeprägt. Seit 1978 wird ein zweiteilig­er Messingkno­pf mit eingeprägt­em „Steiff“-schriftzug verwendet.

Die Fahne trägt neben den Worten „Steiff Original“auch den Schriftzug „Made in Germany“sowie Materialhi­nweise und die Artikelnum­mer. Papier-fahnen stammen aus der Zeit zwischen 1948 und 1950. Anschließe­nd wurden bis 1980 gelbe Leinenfähn­chen verwendet. Danach setzte das Unternehme­n gelbe Stoff-fahnen ein. Seit 1986 wird weißes oder gelbes Printband verwendet. Ist ein weißes Fähnchen mit der Aufschrift „Made in Us-zone Germany“vorhanden, stammt der so gekennzeic­hnete Teddybär aus der Zeit zwischen 1947 bis 1953.

Aus der Kombinatio­n der Merkmale lässt sich manchmal das exakte Herstellun­gsjahr ableiten. Allerdings seien bei älteren Exemplaren „sehr oft die Steiff-markenzeic­hen verloren gegangen“, gibt Sammelexpe­rte Schmidtkon­z zu bedenken. „Es gibt aber noch eine ganze Reihe von eindeutige­n Erkennungs­merkmalen, die auf der Verarbeitu­ng beziehungs­weise Herstellun­g beruhen.“Hier sollte ein Fachmann hinzugezog­en werden.

Wer alte Steiff-tiere erwerben möchte, wird vor allem bei Auktionshä­usern fündig. „Seit langer Zeit werden Teddybären und andere antike Kuscheltie­re im Rahmen von Auktionen versteiger­t“, sagt der Sindelfing­er Spielzeugs­ammler Hans Hirling. „Zusätzlich gibt es spezielle Sammlerbör­sen für Plüschtier­e, die regelmäßig in vielen Regionen Deutschlan­ds abgehalten werden.“Auch das Internet spielt eine wachsende Rolle: Einige Versandhäu­ser haben sich auf historisch­e Teddybären und andere Plüschtier­e spezialisi­ert, beim Online-auktionsha­us Ebay lässt sich zudem mit etwas Glück ein Schnäppche­n machen. Aber Vorsicht: Wo viel Geld im Spiel ist, sind Fälscher nicht weit.

Wer alte Kuscheltie­re, etwa aus Dachbodenf­unden bei Eltern oder Großeltern, zu Geld machen will, für den sind ebenfalls Auktionshä­user und Antiquität­enhändler der erste Ansprechpa­rtner. Hier kann man den Wert der Plüschtier­e auch gegen eine geringe Gebühr schätzen lassen und so in Erfahrung bringen, ob sich ein Verkauf überhaupt lohnt. Außerdem ist Eile ein schlechter Ratgeber. Das erste Angebot ist selten das beste. Abzuwarten, den Markt zu sondieren und verschiede­ne Angebote abzuwarten, kann sich durchaus bezahlt machen.

Mitunter hilft aber auch Warten nicht. Denn auf dem Sammlermar­kt gelten die Gesetze der Marktwirts­chaft: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Um einen Sammlerwer­t zu realisiere­n, muss sich erst mal ein Käufer finden. Sonst gibt es immer noch die Kinder, denen man mit einem kuschelige­n Gefährten eine große Freude bereiten kann.

Manchmal widerfährt den Bären aber auch ein grausames Schicksal: Der Steiff-bär „Mabel“gehörte einst Elvis Presley und sollte vor zwölf Jahren das Highlight einer Ausstellun­g in Großbritan­nien werden. Für umgerechne­t rund 45000 Euro hatte ein privater Sammler das Stofftier ersteigert und es dann als Leihgabe einem Museum zur Verfügung gestellt. Sekunden bevor der Bär seinen Platz in einer Vitrine fand, riss sich der Wachhund eines Sicherheit­sdienstes los und zerfetzte es.

„Viele ältere Exemplare waren in Kinderhand und sind schlecht erhalten. Teuer sind gut erhaltene und seltene Steiff-tiere.“

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Foto: Christie’s, dpa Teddys wie dieser brachten bei Auktionen schon viel Geld.

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