Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zimmer-service
Das Graubündner Fextal im schönen Oberengadin war lange ein Traum von mir, seit ich an einem sonnigen Wintertag von Sils Maria herkommend mit einer Pferdekutsche diese Märchenlandschaft durchfuhr. Das Fextal ist nahezu autofrei. Sanft fallen die Wiesen hin zum Fluss ab, ragen Felsen in den blauen Himmel. Alles scheint überschaubar. Die wenigen Höfe und Hotels sind nur Tupfen in der herrlichen Natur. Ich mietete mich im ausgehenden Sommer am Talanfang in der Chesa Pool auf Platta ein. Eine Pensiun, im 16. Jahrhundert als Wohnhaus für die Adelsfamilie von Salis gebaut, der im Tal noch vor 200 Jahren bald alle Weiden gehörten und die Bauern gleich mit. 1886 ging das Haus auf die Familie Pool aus Soglio über. So kam die Pensiun zu ihrem Namen, obwohl der heutige Besitzer längst ein anderer ist und das Haus einige Umbauten erfuhr. 20 gemütliche
Zimmer hat es, in denen es sich gut ruhen lässt, so still ist es im Tal.
Das Frühstück ist köstlich, mit Produkten aus dem Tal. Bei schönem Wetter sitzt man in Schaffellen auf der Terrasse. Für Lunch und Abendessen ist auch gesorgt. Wer aus der Tür tritt, schaut zuerst auf ein hellgelbes Haus, in dem jahrelang Claudio Abbado viel Zeit verbrachte. Ich bin viel gewandert:
Morgens um Acht spazierte ich bis ans Talende und von dort auf eine Alm, wo gerade der Apfelstrudel aus dem Ofen gezogen wurde. Getroffen habe ich bis dahin niemanden. So still kann es sein im Fextal. Auf der Höhe im Wald spazierte ich gemütlich zurück zur Pensiun. Der Muskelkater kniff am Abend. Um acht Uhr bin ich eingeschlafen wie ein Murmeltier in meiner kleinen Kammer bei sperrangelweit geöffnetem Fenster.
Inge Ahrens