Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
SPD: Werden es wieder zwei Abgeordnete?
Direktkandidat Harald Güller hat als schwäbischer Listenführer beste Chancen. Margarete Heinrich möchte in den Landtag, in dem ihr Vater viele Jahre lang saß. Welche Themen sie bewegen
Wer in die Geschichte der Augsburger SPD zurückblickt, erkennt, dass es in der Vergangenheit immer zwei Landtagsabgeordnete gegeben hat. Dies war früher so zu Zeiten von Willi Leichtle und Horst Heinrich, der im Jahr 2002 gestorben ist. Danach zogen Harald Güller und Linus Förster über die schwäbische Liste in den Landtag ein. Dies taten sie zuletzt im Jahr 2013. Försters politische Karriere endete abrupt. Er wurde im September 2017 unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen zu einer fast vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Landtagsmandat hatte er zuvor abgegeben, zudem verließ er die SPD. Das Wahlsystem auf Landesebene bestimmte, dass die Allgäuerin Ilona Deckwerth nachrückte.
Harald Güller, 55, tritt im Stimmkreis Augsburg-west bei der Wahl 2018 am 14. Oktober wieder an. Die Stadt Neusäß, in der er lebt, gehört zum Stimmkreis. Im Stimmkreis Augsburg-ost geht Margarete Heinrich, 53, erstmals ins Rennen. Sie ist die Tochter des langjährigen Abgeordneten
Horst Heinrich.
Margarete Heinrich, die seit 2014 Vorsitzende der Spd-stadtratsfraktion ist, möchte also in die Fußstapfen ihres
Vaters treten, wenn es um die Landespolitik geht. Harald Güller kennt die Abläufe im Landtag bestens. Er war bereits von 1994 bis 2003 sowie dann wieder ab 2008 Mitglied des Landtags.
Güller, der verheiratet ist und einen erwachsenen Stiefsohn hat, führt die Liste der schwäbischen Kandidaten bei der Landtagswahl an. Dies gilt gemeinhin als sehr gute Ausgangsposition, um das Mandat zu verteidigen – unabhängig davon, wie viele schwäbische Abgeordnete die SPD künftig stellt. Derzeit sind es fünf Abgeordnete. Aktuelle Umfragen sehen die SPD unter 15 Prozent. Tritt dies ein, wird sich die Zahl der schwäbischen Abgeordneten reduzieren. Dies macht die Ausgangslage für Margarete Heinrich nicht einfacher. Die Augsburgerin ist auf Platz 6 eingereiht. Mit einem persönlich guten Stimmenergebnis könnte sie sich nach vorne arbeiten. „Ich habe einen großen Stimmkreis und denke positiv“, sagt sie über ihre Perspektiven. Den sechswöchigen Jahresurlaub hat sie am Stück genommen, um sich intensiv in den Wahlkampf zu stürzen. Seit 2002 gehört die Mutter dreier Töchter dem Stadtrat an: „Jetzt möchte ich meine Erfahrungen in der Kommunalpolitik nutzen, um Augsburg eine starke Stimme im Landtag zu geben, denn eine gute Landespolitik ist wichtig für funktionierende Kommunen.“Heinrich setzt sich für eine flächendeckende kostenfreie Kinderbetreuung ein.
Wohnen ist ein zweiter Themenschwerpunkt, der ihr am Herzen liegt: „Wir benötigen Wohnraum, den sich alle, unabhängig von der persönlichen Lebenssituation, leisten können.“Die Fachwirtin für Finanzberatung ist für eine Genossenschaftsbank in Augsburg beruflich tätig. Mit der Digitalisierung ist sie vertraut, dazu sagt sie: „Allen Beschäftigten auf allen Qualifikationsebenen müssen in der digitalen Arbeitswelt berufliche Entwicklungschancen eröffnet werden. Dafür werde ich mich im Landtag einsetzen.“Güller will ebenfalls „deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum“schaffen. Daneben ist für ihn der Ausbau des Nahverkehrs ein wichtiger Punkt: „Wir benötigen einen Nahverkehr mit attraktiven Verbindungen, hoher Qualität und erschwinglichen Preisen.“
Margarete Heinrich hatte sich bei der Nominierung im innerparteilichen Ausscheidungskampf mit 40:24 gegen Sibel Altunay durchgesetzt. Güller hatte keinen Gegenkandidaten in Reihen der SPD.