Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Altes klingt neu
Tobias Hoffmann im Jazzclub
Das karierte Hemd erinnerte an den irischen Gitarristen Rory Gallagher, klanglich wandelte der Kölner Gitarrist Tobias Hoffmann auf viel wilderen Pfaden, irgendwo zwischen dem Gitarren-avantgardisten Marc Ribot und dem Slide-meister Ray Cooder. Mit seinem Trio präsentierte er vor den zahlreichen Besuchern im Jazzclub Augsburg „neue alte“und „alte alte“Stücke. Was das bedeutete?
Tobias Hoffmann Trio schreibt keine eigenen Stücke. Vielmehr greift er in den überreichen Fundus der Musikgeschichte; „alte“Stücke also. Zu hören gab es schon mal gespielte, also „alte alte“und bisher noch nicht gespielte, also „neue alte“Interpretationen.
Unter den Händen von Tobias Hoffmann und seinen großartigen Begleitern Frank Schönhofer (E-bass) und Etienne Nillesen (Schlagzeug) erwachten die Stücke zu neuem, morbidem Leben zwischen kaputtem Blues und Post Rock, zwischen Jazz und Surf, zwischen witzig und wahnsinnig. Hendrix’ Voodoo Chile, George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“und Britney Spears „Toxic“. Mit Chris Isaacs „Wicked Game“erreichte der Abend seinen morbiden Höhepunkt, ein Vergnügen. Unglaublich langsam wurde das gespielt. Im Grunde präsentierte das Trio vollkommen neue Stücke, die ausnahmslos in Bann schlugen. Durch konsequente Reduktion wurde ein immenser Grad an Abstraktion erreicht. Ein Erlebnis!