Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Altes klingt neu

Tobias Hoffmann im Jazzclub

- VON ERIC ZWANG-ERIKSSON

Das karierte Hemd erinnerte an den irischen Gitarriste­n Rory Gallagher, klanglich wandelte der Kölner Gitarrist Tobias Hoffmann auf viel wilderen Pfaden, irgendwo zwischen dem Gitarren-avantgardi­sten Marc Ribot und dem Slide-meister Ray Cooder. Mit seinem Trio präsentier­te er vor den zahlreiche­n Besuchern im Jazzclub Augsburg „neue alte“und „alte alte“Stücke. Was das bedeutete?

Tobias Hoffmann Trio schreibt keine eigenen Stücke. Vielmehr greift er in den überreiche­n Fundus der Musikgesch­ichte; „alte“Stücke also. Zu hören gab es schon mal gespielte, also „alte alte“und bisher noch nicht gespielte, also „neue alte“Interpreta­tionen.

Unter den Händen von Tobias Hoffmann und seinen großartige­n Begleitern Frank Schönhofer (E-bass) und Etienne Nillesen (Schlagzeug) erwachten die Stücke zu neuem, morbidem Leben zwischen kaputtem Blues und Post Rock, zwischen Jazz und Surf, zwischen witzig und wahnsinnig. Hendrix’ Voodoo Chile, George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“und Britney Spears „Toxic“. Mit Chris Isaacs „Wicked Game“erreichte der Abend seinen morbiden Höhepunkt, ein Vergnügen. Unglaublic­h langsam wurde das gespielt. Im Grunde präsentier­te das Trio vollkommen neue Stücke, die ausnahmslo­s in Bann schlugen. Durch konsequent­e Reduktion wurde ein immenser Grad an Abstraktio­n erreicht. Ein Erlebnis!

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