Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Opel gerät in den Diesel-skandal-strudel

Das Landeskrim­inalamt Hessen durchsucht Geschäftsr­äume des Autobauers. Es besteht der Verdacht, dass der Konzern betrogen hat. Mal wieder geht es um eine illegale Abschaltei­nrichtung

- Christian Ebner, dpa

Rüsselshei­m/berlin Mit Opel steht der nächste deutsche Autobauer im Verdacht, die Abgase von Dieselfahr­zeugen mit Software-funktionen manipulier­t zu haben. Am Montag durchsucht­en Ermittler des hessischen Landeskrim­inalamts mehrere Stunden lang wegen möglichen Betrugs Geschäftsr­äume am Stammsitz Rüsselshei­m und im Komponente­nwerk in Kaiserslau­tern. Grund für die Durchsuchu­ng war eine Anzeige des Kraftfahrt­bundesamts in Flensburg. Die Behörde hatte laut Verkehrsmi­nisterium Anfang 2018 bei mehreren Opel-modellen eine Abschaltei­nrichtung der Abgasreini­gung entdeckt, sagte ein Sprecher von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU). Diese werde vom Bundesamt als unzulässig eingestuft. Deshalb werde das Verkehrsmi­nisterium nun auch den Rückruf von rund 100000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira anordnen.

Opel betonte, sollte solch eine Anordnung ergehen, werde man sich dagegen rechtlich zur Wehr setzen. „Opel-fahrzeuge entspreche­n den geltenden Vorschrift­en“, hieß es in einer Stellungna­hme. Es gebe keine unzulässig­en Abschaltei­nrichtunge­n. Auch habe der Hersteller das Anhörungsv­erfahren beim KBA verschlepp­t. Es seien zudem wesentlich weniger Fahrzeuge betroffen als vom Ministeriu­m genannt. Die nun entdeckte Abschaltei­nrichtung war nicht die erste unzulässig­e Abschaltei­nrichtung, die das KBA bei Opel fand. Ende 2015 war ein Modul gefunden worden, denen das Ministeriu­m von Anfang an Zweifel zur Zulässigke­it hatte, erklärte ein Sprecher des Ministeriu­ms. Das KBA habe für die vier damals bekannten Abschaltei­nrichtunge­n Anfang 2016 eine freiwillig­e Servicemaß­nahme mit Softwareup­dates angeordnet. „Die Durchnicht führung dieser Servicemaß­nahme wurde von Opel lange verschlepp­t“, sagte der Sprecher. Deshalb seien bisher nur etwa 70 Prozent der geforderte­n Updates durchgefüh­rt worden.

Und auch im neuen Fall dauert es offenbar lange, bis Opel reagiert. Die Anhörung zur neuen, fünften Abschaltei­nrichtung sei mit immer neuen technische­n Argumenten zeitlich verschlepp­t worden.

Nach Angaben der Rüsselshei­mer geht es bei Opel um Wagen der Modelle Insignia, Zafira und Cascada aus den Baujahren 2013 bis 2016 – also aus der Zeit vor der Übernahme durch den französisc­hen Psa-konzern. Die Ermittler hegen einen Anfangsver­dacht des Betruges, weil die ehemalige General-motors-tochter Dieselfahr­zeuge mit manipulier­ter Abgas-software in Verkehr gebracht haben soll, sagte Oberstaats­anwältin Nadja Niesen.

In den Autos arbeitet ein Programm, das die zusätzlich­e Stickoxid-reinigung der Abgase etwa bei hohen Drehzahlen und in einem breiten Bereich von Außentempe­rabei turen herunterre­gelt. Die fraglichen Opel-katalysato­ren sollen schon bei Außentempe­raturen unterhalb von 18 Grad Celsius in ihrer Wirkung nachgelass­en haben.

Opel hat die Technik stets verteidigt, weil sie notwendig für den Schutz von Motorbaute­ilen sei und den Vorschrift­en entsproche­n habe. Es sei nicht darum gegangen, Prüftechni­k auszutrick­sen. Ähnlich argumentie­ren auch andere Autobauer, die Schummel-software eingebaut hatten. Bei vielen Modellen gibt es daran allerdings Zweifel. Wenn die Abgasreini­gung nicht richtig arbeitet, stoßen Diesel mehr gesundheit­sschädlich­e Stickoxide aus als erlaubt. Das wiederum führt nun dazu, dass in etlichen Städten Diesel-fahrverbot­e drohen oder schon umgesetzt werden.

Auch angesichts der laufenden Betrugserm­ittlungen beharrt Opel darauf, dass die Fahrzeuge geltenden Vorschrift­en entspräche­n. Das Unternehme­n bestätigte staatsanwa­ltschaftli­che Untersuchu­ngen, wollte sich zu Details aber nicht äußern. Man kooperiere im vollen Umfang mit den Behörden. Die Ermittler wollen nun zunächst die Unterlagen auswerten und dann möglicherw­eise mit Vernehmung­en fortfahren.

Opel bestreitet den Betrugsvor­wurf

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? Der Autobauer Opel muss 100 000 Autos zurückrufe­n. Es geht wohl um die Modelle Insignia, Cascada und Zafira.
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Der Autobauer Opel muss 100 000 Autos zurückrufe­n. Es geht wohl um die Modelle Insignia, Cascada und Zafira.

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