Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Engstirnige Bürokraten
Trauen Bayerns Beamte ihren Bürgern nichts zu? Wohl kein Fußgänger ist so dämlich, ein rotes Ampelmädchen für ein grünes Bürschlein zu halten – und deshalb vor ein Auto zu laufen.
Die Existenz einiger Ampelfrauen in Sonthofen, Bayerns südlichster Stadt, ist völlig nebensächlich. Die Regierung von Schwaben wäre gut beraten gewesen, die ostdeutschen Mädels an Fußgängerampeln wohlwollend zu ignorieren, statt schriftlich ernsthaft ihre Demontage zu fordern. Rechtlich ist das schon korrekt; immerhin setzt die Augsburger Behörde einen Erlass des Innenministeriums um. Doch viele Menschen fragen sich, ob es nicht dringendere Probleme gäbe – wie Wohnungsnot, Verkehr und Klima.
Nun doch geduldig zu warten, bis Sonthofen die Kreuzung umbaut, ist ein Schritt, vorerst unauffällig aus der Nummer rauszukommen. Falls Sonthofen nicht auf die Idee kommt, aus dem Rathauskeller noch weitere Frauenbilchen zu holen und an Ampeln zu montieren.
Das Problem bleibt: die Engstirnigkeit. Bayerns Innenministerium verbietet, die im Einigungsvertrag zugelassenen ostdeutschen Ampelmännchen zu verwenden. Da bleibt wenig Luft für andere Ausnahmen, wie es sie außerhalb Bayerns gibt. Bayerns Ex-ministerpräsident Edmund Stoiber ging einst als Entbürokratisierer nach Brüssel. Vielleicht gibt es für Nachfolger Horst Seehofer nach der Wahlniederlage ja einen ähnlichen Job in Bayerns Innenministerium.