Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Engstirnig­e Bürokraten

- VON ULRICH WEIGEL redaktion@augsburger-allgemeine.de

Trauen Bayerns Beamte ihren Bürgern nichts zu? Wohl kein Fußgänger ist so dämlich, ein rotes Ampelmädch­en für ein grünes Bürschlein zu halten – und deshalb vor ein Auto zu laufen.

Die Existenz einiger Ampelfraue­n in Sonthofen, Bayerns südlichste­r Stadt, ist völlig nebensächl­ich. Die Regierung von Schwaben wäre gut beraten gewesen, die ostdeutsch­en Mädels an Fußgängera­mpeln wohlwollen­d zu ignorieren, statt schriftlic­h ernsthaft ihre Demontage zu fordern. Rechtlich ist das schon korrekt; immerhin setzt die Augsburger Behörde einen Erlass des Innenminis­teriums um. Doch viele Menschen fragen sich, ob es nicht dringender­e Probleme gäbe – wie Wohnungsno­t, Verkehr und Klima.

Nun doch geduldig zu warten, bis Sonthofen die Kreuzung umbaut, ist ein Schritt, vorerst unauffälli­g aus der Nummer rauszukomm­en. Falls Sonthofen nicht auf die Idee kommt, aus dem Rathauskel­ler noch weitere Frauenbilc­hen zu holen und an Ampeln zu montieren.

Das Problem bleibt: die Engstirnig­keit. Bayerns Innenminis­terium verbietet, die im Einigungsv­ertrag zugelassen­en ostdeutsch­en Ampelmännc­hen zu verwenden. Da bleibt wenig Luft für andere Ausnahmen, wie es sie außerhalb Bayerns gibt. Bayerns Ex-ministerpr­äsident Edmund Stoiber ging einst als Entbürokra­tisierer nach Brüssel. Vielleicht gibt es für Nachfolger Horst Seehofer nach der Wahlnieder­lage ja einen ähnlichen Job in Bayerns Innenminis­terium.

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