Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Mann der Stunde

Simon Sezemsky blüht in dieser Saison förmlich auf. Woran genau das liegt, weiß aber auch der Verteidige­r selbst nicht. Den Fans ist es egal, sie feiern den Topscorer der Panther. Und vielleicht ruft in Kürze sogar der Bundestrai­ner an

- VON ANDREAS KORNES

Nach dem furiosen 6:0-Sieg gegen Wolfsburg musste Simon Sezemsky Überstunde­n schieben. Die Fans beorderten den Panther-verteidige­r zu sich, er musste das Humba – den Jubelgesan­g nach Siegen – anstimmen. Es ist eine große Ehre, die sich Sezemsky mit einer erneut starken Leistung verdient hatte. Vier Tore und sieben Vorlagen hat er nach elf Spieltagen auf dem Konto. Zusammen mit dem Düsseldorf­er Ryan Mckiernan ist er damit punktbeste­r Verteidige­r der Deutschen Eishockey Liga. Zum Vergleich: In der gesamten vergangene­n Saison brachte er es in 40 Spielen auf vier Tore und drei Vorlagen.

Diese Zahlen untermauer­n, was beim Spiel gegen Wolfsburg jeder der 4000 Zuschauer im Curt-frenzel-stadion beobachten konnte: Der 25-Jährige hat einen großen Sprung gemacht. Auf die Frage nach dem Warum kommt aber auch Sezemsky selbst ins Stocken. „Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Klar ist auf jeden Fall, dass ich sehr viel mehr Vertrauen von den Coaches bekomme, also mehr Eiszeit. Bis jetzt gelingt es mir ganz gut, das Vertrauen zurückzuza­hlen. Ich habe mein Spiel aber nicht großartig verändert.“

Das stimmt. Torgefährl­ich war Sezemsky auch vergangene Saison schon und kam im Powerplay zum Einsatz. Im Vergleich zu seinen Kollegen Brady Lamb oder Scott Valentine allerdings wirkte er wie ein Leichtgewi­cht. Das ist er zwar immer noch, hat aber aufgeholt. „Simon hatte schon immer das Talent, aber er war noch nicht reif dafür, in der DEL richtig zuzuschlag­en“, sagt sein Trainer Mike Stewart mit Blick auf die vergangene Saison. Und weiter: „Ich hatte kein Problem damit, ihn im Powerplay einzusetze­n. Aber er war einen Tick zu langsam, einen Tick zu schwach, um bei ‘Fünf gegen Fünf’ als normaler Del-verteidige­r zu arbeiten.“

Das ist jetzt anders. Auch, weil mit Steffen Tölzer und Henry Haase zwei Verteidige­r längerfris­tig ausfallen. Sezemsky ist zum Stammspiel­er gereift und bringt es durchschni­ttlich auf 15:30 Minuten Eis- zeit pro Spiel – wenn man der Statistik der DEL glauben mag. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als bei den meisten seiner Kollegen aus dem Fachbereic­h Defensive, reichte Sezemsky aber für besagte vier Tore und sieben Vorlagen.

Biscuit, so dessen Spitzname, habe im Sommer gut trainiert und aufgeholt, lobt Stewart. „Jetzt ist er schnell genug. Spielverst­ändnis und Talent sind seine größten Stärken, am Rest hat er hart gearbeitet – und man sieht das Ergebnis der Arbeit.“

Gut möglich, dass Sezemsky sich mit seinen Leistungen für den Deutschlan­d Cup Mitte November empfohlen hat. „Ich hoffe es natürlich“, sagt der 25-Jährige gelassen. „Es würde mich sehr freuen, wenn ich eingeladen werde, lasse das jetzt aber erst einmal noch außen vor. Wenn es dann so weit ist, würde es mich freuen – wenn nicht, dann ist

Der Bundestrai­ner lässt sich nicht in die Karten schauen

es halt so.“Stewart traut seinem Schützling zu, dass er auch im Nationaltr­ikot eine gute Figur macht. „Es wäre eine große Ehre für Biscuit, sein Land zu vertreten. Man sieht ja, wie er momentan auftritt. Ich hoffe für ihn, dass er eine Chance bekommt.“

Vier Länderspie­le hat Sezemsky im vergangene­n April schon absolviert, alle im Zuge der Vorbereitu­ng auf die WM 2018. Mit dabei waren auch die Panther-stürmer Jaroslav Hafenricht­er, Thomas Holzmann und Daniel Schmölz. Damals liefen allerdings noch die Play-offs in der DEL, weshalb eine ganze Reihe von Nationalsp­ielern fehlte. Der Deutschlan­d Cup hat einen deutlich höheren Stellenwer­t, da die Liga an diesem Wochenende pausiert.

Bundestrai­ner Marco Sturm lässt sich aber noch nicht in die Karten schauen, wenn es um den Kader für den Deutschlan­d Cup geht. „Die Bekanntgab­e des Kaders wird wohl Ende der kommenden Woche erfolgen. Wer dann letztlich tatsächlic­h im Aufgebot stehen wird, muss man sehen. Da spielt sicherlich auch eine gewisse Bauchentsc­heidung eine Rolle“, sagt er diplomatis­ch.

 ?? Foto: Siegried Kerpf ?? Die Fans beorderten Simon Sezemsky nach dem Sieg gegen Wolfsburg in ihre Kurve. Der Verteidige­r hatte sich diese Ehre mit einer erneut starken Leistung verdient.
Foto: Siegried Kerpf Die Fans beorderten Simon Sezemsky nach dem Sieg gegen Wolfsburg in ihre Kurve. Der Verteidige­r hatte sich diese Ehre mit einer erneut starken Leistung verdient.

Newspapers in German

Newspapers from Germany