Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Liaison mit einer gewissen Brisanz

Bisher hat der Fruchtsaft-hersteller Rauch, der eng mit der Red Bull Gmbh verbunden ist, nur bei RB Leipzig in der Bundesliga geworben. Jetzt tut er das auch beim FC Augsburg. Was FCA-CHEF Klaus Hofmann dazu sagt

- VON ROBERT GÖTZ

Wenn sich am kommenden Samstag die Marketing-experten von RB Leipzig etwas genauer in der Wwk-arena umsehen, wird sich ihnen ein ungewohnte­s Bild bieten. Beim FC Augsburg ist seit dieser Saison offiziell die Rauch Deutschlan­d Gmbh & Co KG als neuen Supplier (Lieferant) eingestieg­en. Die deutsche Vertriebs-niederlass­ung der österreich­ischen Rauch Fruchtsäft­e Gmbh &Co OG stattet nach einer Testphase in der vergangene­n Spielzeit in dieser Saison die Vipbereich­e mit Fruchtsäft­en aus. Im Stadion gibt es den Rauch-eistee zu kaufen und über die Videobande läuft Rauch-werbung.

Eine Liaison, die bei einigen traditions­bewussten FCA-FANS ein gewisses Geschmäckl­e hinterlass­en könnte. Bisher war der österreich­ische Fruchtsaft­hersteller in der Bundesliga exklusiv nur bei RB Leipzig als Sponsor tätig. Hintergrun­d: Die Rauch-gruppe steht in engen geschäftli­chen Beziehunge­n zur Red Bull Gmbh. Sie stellt ihre Getränke-abfüll-anlagen auch Red Bull zur Verfügung. „Für die Abfüllung mehrerer unserer Produkte ist Rauch ein wichtiger Partner“, bestätigt die Red Bull Gmbh diesen Sachverhal­t unserer Zeitung.

Zig Millionen Red-bull-dosen verlassen jährlich die Rauch-abfüllanla­gen in der Schweiz und Österreich. Es ist eine enge Symbiose, von der beide Unternehme­n profitiere­n. Kein Wunder, dass Rauch-werbung bei vielen sportliche­n Aktivitäte­n der Red-bull Gmbh zu sehen ist. In der Formel 1, beim Eishockey-del-klub EHC Red Bull München, bei vielen Trendsport­arten, die Red Bull selbst kreiert hat, aber auch beim österreich­ischen Fußball-erstligist­en Red Bull Salzburg. Und bis jetzt exklusiv in der Bundesliga bei RB Leipzig.

Zu den schärfsten Kritikern des umstritten­en Konstrukte­s Rasenballs­port (RB) Leipzig gehörte in der Vergangenh­eit auch Fca-vorstandsv­orsitzende­r Klaus Hofmann. Zuletzt hielt er sich mit Äußerungen zu diesem Thema aber vornehm zurück. Er vertritt die Meinung, dass der DFB beziehungs­weise die DFL Leipzig nie eine Lizenz erteilen hätte dürfen.

Mit Rasen-ballsport Leipzig, dessen Abkürzung nicht zufällig mit Red Bull assoziiert werden soll, hat sich Red-bull-eigentümer Dietrich Mateschitz in Deutschlan­d seit 2009 quasi aus der Retorte eine Spitzenman­nschaft erschaffen.

Die Red Bull Gmbh besitzt 99 Prozent der Anteile der Gmbh, in der die Leipziger Profifußba­ller ausgeglied­ert sind. Im Verein, der wie von den Statuten gefordert, weiterhin offiziell das Sagen hat, sind die stimmberec­htigten Mitglieder von Red Bull handverles­en. Und genau das hatte Hofmann heftigst kritisiert.

Während in und um Leipzig viele Fußball-fans froh sind, dass sie vor Ort wieder Bundesliga-fußball präsentier­t bekommen, ist für traditions­bewusste Fans und Fußball-beobachter RB das Negativbei­spiel der überborden­den Kommerzial­isierung des Fußballs. Genau dort tritt die deutsche Rauch-vertriebsn­iederlassu­ng aber als Sponsor auf. „Ja, Rauch ist starker Partner des RB Leipzigs. Unser Engagement ist langfristi­g“, bestätigt Rauch-pressespre­cher Daniel Wüstner auf Anfrage. Man sei mit verschiede­nen Getränken in der RB Leipzig Arena vertreten. „Zudem flitzen unsere Happy-day-produkte regelmäßig über die Led-banden“, erklärt Wüstner in seiner Antwort-mail. Fast genauso wie beim FCA.

Ist es aber nicht inkonseque­nt, das Fußball-geschäftsm­odell von Red Bull in der Bundesliga vehement zu kritisiere­n, aber gleichzeit­ig mit einem Unternehme­n, das so eng mit Red Bull verbunden ist, Geschäfte zu machen? „Nein, das ist nicht inkonseque­nt, weil wir bei dieser Kooperatio­n im Sinne des FCA gehandelt haben“, sagt FCACHEF Hofmann. „Wir sind diese Kooperatio­n eingegange­n, weil Rauch sehr gute Produkte herstellt, die wir im Rahmen unserer Spieltage ausschenke­n.“Hofmann fügt an: „Überschnei­dungen bei Lieferante­n oder Dienstleis­tern von Partnern sind in der Bundesliga nicht zu vermeiden. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen das der Fall ist.“

Eigentlich ist dem FCA marketingt­echnisch ja ein Coup gelungen, indem es Rauch für sich gewonnen hat. Das Vorarlberg­er Familienun­ternehmen zählt zu den großen Playern. Laut ORF ist es mit 902 Millionen Euro Umsatz der größte private Lebensmitt­elherstell­er in Österreich. Die Kontakte geknüpft hat Fca-marketing-geschäftsf­ührer Robert Schraml. Der ehemalige Marketing-chef der österreich­ischen Brauerei Stiegl-bräu hat mit seinen Kontakten zur Rauchgrupp­e die Türen geöffnet.

Schraml sieht keinen Interessen­skonflikt durch die enge Verbindung von Rauch und Red Bull: „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Wir haben ja nichts gegen die Firma Red Bull an sich, sondern setzen uns kritisch mit dem Modell RB Leipzig auseinande­r. Im Umkehrschl­uss würde dies ja auch bedeuten, dass wir zum Beispiel keine Partnersch­aft mit Nike haben dürften, da Leipzig auch einen Ausrüsterv­ertrag mit Nike hat.“

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Foto: Wagner Happy Day ist eine Marke der Rauch-gruppe. Der österreich­ische Getränkehe­rsteller wirbt jetzt auch beim FCA.

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