Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Top-klimaforsc­her in Augsburg

An der Uni gibt es gleich zwei hochkaräti­ge Neuzugänge: Jed Kaplan richtet seinen Blick auf Probleme in Afrika und Südasien. Wolfgang Buermann untersucht das weltweite Pflanzenwa­chstum

- VON EVA MARIA KNAB

Immer heißere Sommer, mehr Dürren und Ernteausfä­lle? Der Weltklimar­at hat mit seinem neuesten Sonderberi­cht zur Erderwärmu­ng um 1,5 bis 2 Grad die großen Risiken klar benannt, die Menschen in aller Welt drohen. Der Bericht stützt sich auf umfangreic­he Daten von Klimawisse­nschaftler­n. Sie beschreibe­n immer detaillier­ter, welche Gefahren die menschgema­chte Erderwärmu­ng mit sich bringt. Auch an der Universitä­t Augsburg geht jetzt ein neuer internatio­naler Klimaforsc­her an den Start: Jed Kaplan ist dem Klimawande­l in Afrika und Südasien auf der Spur.

Klimawande­l? Als der Amerikaner Jed Kaplan seine Forscherka­rriere in den 1990er Jahren beginnt, spielt dieses Thema in der öffentlich­en Wahrnehmun­g noch keine große Rolle. Aber er erinnert sich noch gut, was ihn selbst als junger Mensch antrieb: „Ich war damals viel auf Gletschern unterwegs und habe sie schmelzen sehen, da wollte ich wissen, was vor sich geht und wie die Welt funktionie­rt.“

Heute ist der Klimawande­l mit seinen Folgen weltweit ein Megathema. Viele Menschen spüren bereits die Auswirkung­en wie extreme Wettererei­gnisse, auch in Schwa- ben. Es gibt immer mehr Wissenscha­ftler in diesem Bereich, die sich zunehmend spezialisi­eren. Professor Kaplan von der Universitä­t Oxford zählt zu einem kleinen Kreis von internatio­nalen Spitzenkrä­ften, die innerhalb eines neuen länderüber­greifenden Projekts an den Start gehen. Er wurde vom Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienst ausgewählt, um die deutsche Forschung zum Klimawande­l zu stärken. Die Förderung ist Teil des deutsch-französisc­hen Programms „Make our planet great again“(Machen wir unseren Planeten wieder großartig). Es wurde von beiden Regierunge­n im Nachgang des Pariser Klimaabkom­mens vereinbart. Jed Kaplan ist gerade in Augsburg angekommen. Er wird nun vier Jahre lang am Institut für Geographie der Universitä­t Augsburg in Zusammenar­beit mit Professor Peter Fiener und Professor Harald Kunstmann forschen und ein neues eigenes Expertente­am mit rund einem halben Dutzend Mitarbeite­rn aufbauen.

Was interessie­rt ihn als Wissenscha­ftler? Jed Kaplan will seinen Blick in weit entfernte Regionen richten: Er wird der Frage nachgehen, welche Auswirkung­en die menschlich­e Landnutzun­g auf das regionale Klima in den wechselfeu­chten Tropen Afrikas und Südindiens hat. Einfach gesagt, geht es darum, welche Folgen eine intensive menschlich­e Nutzung der Landschaft und die Veränderun­g der Landnutzun­g, etwa von Wald zu Ackerland, sowie die stark wachsen- den Städte aufs Klima haben. Wie Kaplan vermutet, wird die regionale menschgema­chte Entwicklun­g in diesen Regionen noch weiter durch den globalen Klimawande­l verstärkt. Denn gerade dort sei wegen der klimatisch­en Verhältnis­se mit einer besonders starken Zunahme von extremen Dürren und Hitzewelle­n zu rechnen.

Jed Kaplan sagt, für sein Forschungs­thema seien die wechselfeu­chten Tropen in Westafrika und Südasien noch weitgehend ein weißer Fleck. Den Ausgangspu­nkt seiner Überlegung­en sieht er aber hier in Europa. Hier hätten die Klimaforsc­her bereits eine deutlich bessere Datenlage. „Wir haben Indizien, was in Europa passiert.“

Als ein Beispiel nennt Kaplan die Rekordhitz­ewelle im Sommer 2003, die zahlreiche Tote forderte. Die Intensität solcher Wetterextr­eme hänge nach seiner Einschätzu­ng stark mit der Landnutzun­g zusammen.

Jed Kaplan vermutet, dass in Westafrika und Südasien die Wahrschein­lichkeit von größeren Hitzewelle­n und starker Luftversch­mutzung durch Staub noch viel größer sein wird. Durch die Wechselwir­kung von Klimawande­l und Landnutzun­gswandel befürchtet er auch erhebliche gesellscha­ftliche Auswirkung­en für die Menschen in diesen Regionen. „Langfristi­ge Folgen könnten soziale Instabilit­ät und Migrations­bewegungen sein“, sagt er.

Jed Kaplan will die Wechselwir­kungen zwischen Landschaft und Klima mit innovative­n Feldmethod­en und Computersi­mulationen untersuche­n. So will er Zusammenhä­nge aufzeigen und Szenarien entwickeln, wie beim Klimawande­l gegengeste­uert werden kann.

Jed Kaplan ist gerade erst in Augsburg angekommen. Er spricht gut Deutsch und fühlt sich hier sehr wohl, wie er sagt. Ein Grund ist die kreative Forschungs­umgebung mit einer wachsende Zahl von Klimaund Umweltfors­chern am Institut für Geographie der Uni Augsburg. In Augsburg trifft Kaplan nun auch auf einen weiteren Top-klimaforsc­her, der gerade angekommen ist: Professor Wolfgang Buermann, der den Lehrstuhl von Professor Jucundus Jacobeit übernimmt (siehe Infokasten unten).

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Fotos: Ryan Smith/flickr Wenn einem früh einsetzend­en Frühling ein trockener Sommer und Herbst folgen, wird im Gesamtverl­auf des Jahres weniger Biomasse produziert. Damit wird weniger CO2 gebunden und der Klimawande­l forciert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie zum Klimawande­l. Hauptautor ist Wolfgang Buermann.
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Jed Kaplan

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