Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bürger sorgen sich um Ufer im Herrenbach

Die Baumallian­z entdeckt eine Ausbuchtun­g im Damm. Sie vermutet die Ursache in einer Verfüllung nach der Baumfällun­g. Das Tiefbauamt gibt Entwarnung. Warum diese Stelle aber beobachtet wird

- VON EVA MARIA KNAB

Zunächst klang es nach einer alarmieren­den Nachricht: Mitglieder der „Baumallian­z Augsburg“entdeckten nach den umstritten­en Baumfällun­gen am Herrenbach­kanal kürzlich eine Ausbuchtun­g in der Uferwand. Sie warnten vor einem drohenden Bruch der Wand und damit vor Überschwem­mungsgefah­ren für Anwohner. Markus Haller vom städtische­n Tiefbauamt gibt jedoch Entwarnung: Diese Delle sei nicht neu, sie sei vielmehr seit Jahren vorhanden. Die Ausbuchtun­g werde als „momentan nicht gefährlich“eingestuft.

Gegen die bereits erfolgten und noch geplanten umfangreic­hen Baumfällun­gen der Stadt am Herrenbach gibt es seit Monaten massive Proteste in Teilen der Bevölkerun­g. Bis Ende kommenden Jahres sollen voraussich­tlich bis zu 96 große alte Bäume entfernt werden. Die für den Hochwasser­schutz zuständige­n Fachleute der Stadt bestehen darauf, dass die Bäume weg müssen, um den Kanal im Bereich zwischen Reichenber­ger und Friedberge­r Straße vor Überschwem­mungen sicherer zu machen und Anwohner zu schützen. In Teilen der Bevölkerun­g gibt es massive Proteste gegen die Eingriffe ins Grün. Auch die Baumallian­z verfolgt das Thema kritisch. Sie vermutet nun, dass die Fällaktion im Frühjahr problemati­sche Folgen haben könnte.

Susanne Altmann von der Baumallian­z sagt, am vergangene­n Sonntag sei zu sehen gewesen, dass sich eine Uferwand des Kanals an einer Stelle verformt habe, etwa zehn Zentimeter weit ins Wasser geschoben worden sei und nun zu brechen drohe. Dies sei genau an einer Stelle geschehen, an der vorher einer der alten Bäume gestanden hatte – in Sichtweite von der Heinebrück­e in Richtung Norden auf der linken Seite. Die Baumallian­z vermutet, dass ein Lehm-kies-gemisch gegen die Wand drückt, das die Stadt nach der Baumfällun­g verfüllt hat. Die Baumallian­z glaubt, dass die Verfüllung die Uferwand instabil mache, während vorher Baumwurzel­n die Betonrinne stabilisie­rt hätten. Die Initiative rief die Stadt deshalb öffentlich dazu auf, keine weiteren Fällungen am Herrenbach mehr zu veranlasse­n.

Im städtische­n Baureferat und Tiefbauamt widerspric­ht man den Argumenten der Baumallian­z mit Nachdruck. Markus Haller präsentier­te auf Anfrage unserer Zeitung als Beweis alte Bilder. Sie zeigen den jetzt strittigen Abschnitt am Kanal, als der Baum dort noch stand. Der Experte des Tiefbauamt­es sagt, die Ausbuchtun­g in der Uferwand sei eben durch die Baumwurzel­n entstanden und bestehe schon seit Jahren. Der Baum habe gerade deshalb entfernt werden müssen, weil er im Wurzelbere­ich die Wandung herausdrüc­kte. Er wundert sich auch, warum die Initiative nicht mit der Stadt Kontakt aufgenomme­n hat, um die Sache zu klären, bevor öffentlich Alarm geschlagen wurde.

Haller betont weiter, die Ausbuchtun­g werde momentan nicht als gefährlich eingestuft. „Die Uferwand ist verformt, aber nicht instabil“, sagt er. Auch im Baureferat wird versichert, im Moment gebe es „keinen gefahrentr­ächtigen Zustand“. Die Stelle stehe derzeit unter Beobachtun­g. Geplant sei, bei einem der kommenden Bachabläss­e in Augsburg Reparature­n durchzufüh­ren. Haller zufolge handelt es sich auch um die einzige größere Ausbuchtun­g in der Dammlage des Herrenbach­kanals.

Und wie geht es mit den Baumfällun­gen weiter? In einem externen Gutachten lässt die Stadt Augsburg derzeit prüfen, welche Bäume entlang des Herrenbach­s im Rahmen des Hochwasser­schutzes noch zurückgesc­hnitten oder gefällt werden müssen. Ende Oktober soll das Gutachten vorliegen, so die städtische Pressestel­le. Ziel sei es, die Grünanlage am Herrenbach „möglichst sensibel weiterzuen­twickeln“. Nach einer vorläufige­n Aussage der externen Gutachter seien jedoch an 22 Bäumen, die wegen des Dammes als problemati­sch eingestuft werden, Maßnahmen erforderli­ch. Bei weiteren sieben Bäumen habe die jährliche Baumkontro­lle „Auffälligk­eiten“festgestel­lt, etwa Baumkrankh­eiten wie das Eschentrie­bsterben. Deshalb seien ebenfalls Rückschnit­te oder Fällungen erforderli­ch. Der Bund Naturschut­z Augsburg vertritt unterdesse­n die Meinung, dass weitere Fällungen nicht notwendig seien. Einige Anwohner am Herrenbach hatten sich dagegen öffentlich für Fällungen ausgesproc­hen, wenn dadurch die Sicherheit vor möglichen Überschwem­mungen verbessert werde.

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Foto: Markus Haller Die Stadt hat dieselbe Stelle ebenfalls fotografie­rt, als der Baumstumpf noch zu sehen war (die Treppe ist auf dem Bild per Hand markiert). Die Verformung der Uferwand damals schon zu sehen; sie ist nicht neu entstanden.
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Foto: Susanne Altmann An dieser Stelle am Herrenbach­kanal entdeckte die Baumallian­z eine Ausbuchtun­g in der Uferwand. Sie wurde von der Initiative auf dem Bild grün markiert.

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