Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stehen günstige Wohnungen zu lange leer?

Bei Wohnungsba­ugesellsch­aften gibt es lange Warteliste­n von Mietintere­ssenten. Doch vor Neuvergabe­n muss in der Regel renoviert werden. Dafür werden erst einmal Handwerker gebraucht

- VON EVA MARIA KNAB

In Augsburg wird Wohnen immer teurer. Immer mehr Mietintere­ssenten konkurrier­en um preisgünst­ige Wohnungen. Die gibt es etwa bei der städtische­n Wohnbaugru­ppe, bei Wohnbaugen­ossenschaf­ten oder kirchliche­n Unternehme­n. Doch wie schnell werden solche Angebote neu vergeben? Stehen dringend benötigte Wohnungen vor einer Neuvergabe länger leer, weil keine Handwerker für die Renovierun­g zu bekommen sind?

Aktuell boomt die Baubranche. Deshalb dauern Neubauten auch in Augsburg teilweise länger als geplant. Viele Handwerker sind ausgebucht. Das spürt man bei der Wohnungsba­ugesellsch­aft des Landkreise­s Augsburg (WBL). „Bislang sind bei uns geringe Verzögerun­gen bei unseren Baumaßnahm­en in Stadtberge­n und Haunstette­n zu verzeichne­n“, so Geschäftsf­ührer Josef Hartmann. Bei Ausbaugewe­rken würden von Handwerks- firmen Arbeitskrä­fte teilweise nicht in der ursprüngli­ch zugesagten Anzahl bereitgest­ellt. Hartman sagt, die Arbeiten gehen langsamer als geplant voran. Wirklich groß sei das Problem aber nicht. Der Erstbezug werde sich voraussich­tlich um drei bis vier Wochen verschiebe­n. Weil es schwierige­r geworden ist, Firmen zu finden, verzögert sich aber auch ein weiteres Neubauproj­ekt mit preisgünst­igen Mieten in Augsburg an der Wolframstr­aße. Bauherr ist das St. Ulrichswer­k, ein Wohnungsba­uunternehm­en des Bistums Augsburg.

Neubauten sind ein Bereich. Was ist aber mit Apartments und Wohnungen, die schon länger auf dem Markt sind? Müssen dort neue Mieter länger als bisher auf den Einzug warten, wenn sie frei werden? Die Wohnungsge­nossenscha­ft der Eisenbahne­r Schwaben (WES) hat in Augsburg rund 1100 preisgünst­ige Wohnungen in ihrem Bestand. Pro Jahr werden zwischen 100 und 150 frei, etwa 1000 Interessen­ten stehen auf der Warteliste. Nach Angaben des geschäftsf­ührenden Vorstandes Hermann Strehle kostet die Durchschni­ttsmiete 4,80 Euro kalt pro Quadratmet­er, in frisch renovierte­n Wohnungen bis zu sieben Euro. Stehle sagt, dass es wegen Handwerker­mangels inzwischen manchmal „kleinere Engpässe“bei Renovierun­gsarbeiten gebe. In der Regel dauern die Modernisie­rungen vor der Neuvergabe etwa ein Vierteljah­r, bei einzelnen Wohnungen seien es nun bis zu sechs Monate.

Auch bei der städtische­n Wohnbaugru­ppe (WBG) ist die Nachfrage nach bezahlbare­n Unterkünft­en riesig. Von über 10 000 Wohnungen werden jährlich rund 500 frei. Die Durchschni­ttsmiete lag im Jahr 2017 bei 5,62 Euro pro Quadratmet­er kalt.

Im vergangene­n Jahr gab es über 4100 Bewerber. Wbg-geschäftsf­ührer Mark Dominik Hoppe betont jedoch, es gebe vor Neuvermiet­ungen keine Leerstände in größerem Umfang oder über einen längeren Zeitraum. Er nennt auch eine Zahl: Danach waren im Juni insgesamt 13 Wohnungen frei und noch nicht neu vermietet, und das in verschiede­nen Gebäuden quer über das Stadtgebie­t. „Das ist keine ungewöhnli­che Häufung“, sagt Hoppe. Bei der WBG wird jede Wohnung vor dem Mieterwech­sel überarbeit­et. Maler, Bodenleger und andere Handwerker benötigen dafür in der Regel ein bis drei Monate.

Der Geschäftsf­ührer hat auch eine Erklärung, warum es bei Renovierun­gen keine Engpässe mit Handwerker­n gibt. Die WBG arbeitet hier mit Rahmenvert­rägen. Für Schönheits­reparature­n in ihren Objekten wurden zudem im letzten Jahr eigene Maler eingestell­t. Die schnelle Einsatztru­ppe ist zwischenze­itlich von zwei auf vier Kräfte vergrößert worden, um unabhängig vom Markt zu werden, sagt Hoppe. Bei der Wohnungsba­ugesellsch­aft des Landkreise­s, die etwa 2500 Wohnungen in Augsburg in ihrem Bestand hat, ist die Lage etwas anders. „Bei Wohnungsre­novierunge­n ist die hohe Auslastung der Handwerksb­etriebe deutlich spürbar“, so Geschäftsf­ührer Josef Hartmann. Dadurch erhöhe sich der Koordinati­onsbedarf für den Handwerker­einsatz durch die Mitarbeite­r. Eine kritische Lage sieht aber auch er nicht: Nennenswer­te Verzögerun­gen bei der Wiederverm­ietung seien bisher noch nicht aufgetrete­n.

Längere Wartezeite­n für neue Mieter wegen Handwerker­mangels gibt es offenbar kaum. Auch nicht bei der Siedlungsg­enossensch­aft Augsburger-firnhabera­u. Zwar gebe es modernisie­rungsbedin­gt Leerstände, teilt dort Rainer Beyer mit. „Aufgrund unserer Stammhandw­erker, mit denen wir teilweise seit Jahrzehnte­n zusammenar­beiten, ergeben sich jedoch kaum längere Leerstands­zeiten.“

Wohnbaugru­ppe stellt eigene Maler ein

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Die Wohnbaugru­ppe hat mehr als 10 000 Wohnungen in Augsburg (hier in der Marconistr­aße). Wenn es um Renovierun­gsarbeiten vor einer Neuvermiet­ung geht, kommen unter anderem auch eigene Maler zum Einsatz.
Foto: Annette Zoepf Die Wohnbaugru­ppe hat mehr als 10 000 Wohnungen in Augsburg (hier in der Marconistr­aße). Wenn es um Renovierun­gsarbeiten vor einer Neuvermiet­ung geht, kommen unter anderem auch eigene Maler zum Einsatz.

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