Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So wirkt sich die Wahl auf Augsburg aus

Bis zu acht Politiker aus der Stadt könnten ins Maximilian­eum einziehen. Eine, die auf ihren Erfolg gehofft hatte, ist aber wohl nicht dabei. Mit dem Wechsel in München wird auch der hiesige Stadtrat neu aufgestell­t

- VON STEFAN KROG

Auch einen Tag nach der Landtagswa­hl stand am Montag noch nicht fest, wie viele Augsburger Kandidaten den Sprung ins Maximilian­eum geschafft haben. Am Nachmittag war in Augsburg zwar die detaillier­te Auszählung der Zweitstimm­enwahlzett­el abgeschlos­sen, doch um Schlussfol­gerungen ziehen zu können, wer drin ist und wer nicht, müssen die schwabenwe­iten Ergebnisse vorliegen. Das war bis Redaktions­schluss dieser Ausgabe nicht der Fall. Allerdings zeichnen sich inzwischen einige Entwicklun­gen deutlicher ab: Eine Analyse der fünf wichtigste­n Erkenntnis­se aus dem Wahlergebn­is in Augsburg.

● Zahl der Abgeordnet­en Sicher ist, dass Johannes Hintersber­ger und Andreas Jäckel (beide CSU) als siegreiche Direktkand­idaten aus den beiden Augsburger Stimmkreis­en im Landtag vertreten sein werden. Bei den Grünen stehen die Zeichen dafür, dass neben Stephanie Schuhknech­t (ihr Einzug kann als sicher gelten) auch Cemal Bozoglu den Sprung in den Landtag schafft. In Schwaben stehen den Grünen sechs Mandate zu, und Bozoglu, der bei den Erststimme­n im Augsburger Westen 22,2 Prozent errang, dürfte

Margarete Heinrich muss weiter bangen

auch bei den Zweitstimm­en im Augsburger Osten gut abgeschnit­ten haben.

Die Chancen von Margarete Heinrich (SPD) auf einen Landtagssi­tz sind weiterhin gering. Schwabenwe­it stehen den Sozialdemo­kraten zwei Landtagssi­tze zu – Harald Güller (Augsburg-west) hat einen davon so gut wie sicher. Simone Strohmayr (Aichach-friedberg) steht auf Platz zwei der Spd-liste und hat in Augsburg nicht wenige Stimmen geholt. Das macht es für Heinrich, Fraktionsc­hefin im Augsburger Stadtrat, sehr schwierig.

Mäßig sieht es auch für Herbert Woerlein (Augsburg-land Süd) aus. Die AFD wird vier schwäbisch­e Abgeordnet­e schicken. Einer ist Stadtrat Markus Bayerbach, der schwäbisch­er Spitzenkan­didat war. Offen ist, ob es für den zweiten Direktkand­idaten Andreas Jurca reicht – wenn, dann wird es knapp. Damit gilt der Einzug von sechs Augsburger Abgeordnet­en als sicher. Bis zu acht wären möglich, wenn man auch Maximilian Deisenhofe­r (Grüne) dazuzählt, der in Augsburg-land kandidiert, aber in Augsburg lebt.

● Haben einzelne Kandidaten besonders gepunktet? Solange die persönlich­en Zweitstimm­energebnis­se nicht vorliegen, kann man das nicht abschließe­nd beantworte­n. Die Antwort ist aber wohl eher: nein. Die Erststimme­n-ergebnisse der Direktkand­idaten unterschei­den sich nicht stark von den Zweitstimm­energebnis­sen für die Partei. Ein Beispiel: Harald Güller (SPD) und Johannes Hintersber­ger (CSU), langjährig­e Abgeordnet­e ihrer Partei, sind zusammen mit dem Parteierge­bnis „abgestürzt“. Neue Kandidaten, die naturgemäß keinen hohen Bekannthei­tsgrad haben können, etwa Jurca von der AFD, haben hingegen ein Ergebnis, das dem der Partei ähnelt.

● Auswirkung­en auf den Stadtrat Die wird es vor allem bei den Grünen geben, die keine Mandatshäu­fung betreiben. Das heißt: entweder Landtag oder Stadtrat. Für Stephanie Schuhknech­t wird wohl Matthi- as Lorentzen (früher Strobel), langjährig­er Parteivors­itzender, nachrücken. Sollte Bozoglu den Sprung schaffen, wird es spannend. Dann wäre die frühere Kulturbürg­ermeisteri­n und Vorsitzend­e des Verbandes deutscher Schriftste­ller, Eva Leipprand, als Nächste auf der Liste. Leipprand war am Sonntag im Rathaus bei der Wahlverans­taltung anwesend, wollte sich vor dem Vorliegen eines amtlichen Ergebnisse­s aber nicht äußern.

Dass Leipprand überhaupt auf der Stadtrats-wahlliste auftauchte, lag nach Meinung von Beobachter­n nicht daran, dass sie kommunalpo­litische Ambitionen hat, sondern eher daran, dass sie als „Stimmenfän­gerin“gesetzt wurde. Das ist ein gängiges Vorgehen, um mit bekannten Gesichtern Wählerstim­men zu holen. Sollte Leipprand für den Fall, dass Bozoglu in den Landtag einzieht, nicht nachrücken, wäre nächste Nachrücker­in Bundestags­abgeordnet­e Claudia Roth. Bei ihr kann ziemlich sicher ausgeschlo­ssen werden, dass sie sich in den Stadtrat setzt. Nächster Aspirant wäre Xaver Deniffel, der für den Bezirkstag kandidiert. Die künftigen Abgeordnet­en von CSU und AFD werden ihre Stadtratss­itze behalten.

● Stadtteile In Augsburg haben die Stadtteile unterschie­dlich gewählt. Im Zentrum mit hohem Studentena­nteil und jüngerer Bevölkerun­g schneidet die CSU schlechter ab als in „bürgerlich­en“Stadtteile­n am Stadtrand. In Innenstadt-vierteln sind die Grünen die dominieren­de Kraft. Mit einem Gesamtstim­menanteil von 40,5 Prozent ist das Lechvierte­l eine grüne Hochburg – so ein Ergebnis konnte keine andere Partei in einem Stadtteil verbuchen.

Die AFD hat in Oberhausen-nord mit 23,4 Prozent Gesamtante­il ihr bestes Ergebnis eingefahre­n. In diesem Stadtteil ist der Migrantena­nteil relativ hoch. Allerdings reicht dies nicht als Erklärung: Andere Stadtteile mit ebenfalls hohem Anteil – Oberhausen-nord und Wertachvie­rtel – hatten weniger Afd-anteil. ● Großstadt-vergleich Die beiden Stimmkreis­e sind bayernweit mit am grünsten. Die 24,1 bzw. 22,1 Prozent Gesamtstim­menanteil liegen bei einer Auflistung aller 91 bayerische­n Stimmkreis­e im oberen Viertel. In München und Umgebung sowie Regensburg und Würzburg holten die Grünen anteilig noch mehr Stimmen. Bei der CSU ist es andersheru­m: Ihr Stimmantei­l in Augsburg ist bayernweit im unteren Viertel. Noch schlechter schneidet sie vor allem im Großraum München ab. Der Anteil der AFD in Augsburg liegt im bayernweit­en Vergleich im Mittelfeld. Mit den 11,2 bzw. 11,5 Prozent in Augsburg gibt es neben mehreren Landkreise­n auch einige städtische Wahlbezirk­e wie Bamberg oder Nürnberg-west, die weiter vorn liegen.

»Wahlanalys­en

Was OB Kurt Gribl zur Wahl sagt und was die Menschen in den Grünen- und Afd-hochburgen

» denken, lesen Sie auf den Seiten 34

und 35.

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Foto: Ralf Lienert Wie viele Abgeordnet­e wird Augsburg künftig im bayerische­n Landtag sitzen haben? In der aktuellen Legislatur­periode sind es vier, ihre Zahl könnte aber auf bis zu acht Politiker steigen.

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