Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kaum noch Pfänder im Leihamt
Die Einrichtung schließt Ende des Jahres, als letztes kommunales Amt seiner Art. Was das heißt
Am 31. Dezember ist Schluss, dann schließt das Augsburger Leihamt nach über 400 Jahren. Es war das letzte Leihamt in kommunaler Hand in Deutschland (AZ berichtete). Seit März nahm das Team des Leihamts keine Pfänder mehr an, entsprechend ruhig ist es deshalb im Gebäude. „Es kommen so gut wie keine Kunden mehr“, erzählt Jürgen Luttmann, der das Leihamt leitet.
Von den rund 1700 Pfändern zu Jahresbeginn sind nur noch 34 beliehene Gegenstände in den Regalen Bei Sankt Max 1 übrig. „Das sind alles Gegenstände im Bereich kleiner Geldbeträge“, sagt Luttmann. Sie werden zum Verkauf angeboten. Alle anderen Stücke sind entweder bereits ausgelöst worden oder haben bei der letzten Versteigerung im September den Besitzer gewechselt.
Das Wertvollste, das noch im Leihamt schlummert, ist eine Porzellanfigur. Sie wurde zunächst als Meißner Porzellan-stück für 170 Euro angeboten. Einer Expertise des Augsburger Auktionators Georg Rehm zufolge handelt es sich jedoch um kein
Original. Jürgen Luttmann hat den Preis daher auf 70 Euro herabgesetzt und bietet das Stück, das eine Frau beim Musizieren zeigt, im freien Verkauf an. „Wenn man die passende Wohnung dafür hat, ist die Figur sicherlich ein schönes Objekt“, wirbt der Leihamtsleiter für das Pfand. Immerhin ist es sein Ziel, wirklich alle Gegenstände bis Ende des Jahres verkauft oder ausgelöst zu haben. Das Geld fließt direkt in die Stadtkasse.
Während das Leihamt Geschichte sein wird, geht es für das Gebäude und Jürgen Luttmann weiter. Die Räumlichkeiten werden künftig vom Fundamt belegt, das bereits jetzt in Teilen des Traktes untergebracht ist. Jürgen Luttmann wird es wie bisher leiten. „Da haben wir auch gut zu tun“, scherzt er. Verloren werde immer.
Seit 1603 griff die Stadt mit ihrem Leihamt Menschen mit einem kurzfristigen finanziellen Engpass unter die Arme. Damit ist die Einrichtung das älteste Leihamt Deutschlands und das letzte in kommunaler Hand. Dass es alternativlos geschlossen wird, wurde durchaus kritisiert. Die Stadt verweist aber auf private Pfandhäuser, die künftig von den Leihamtskunden als Anlaufstelle genutzt werden können.