Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dem Frei-abo für Senioren muss mehr folgen
Beileibe nicht jeder, der über 65 Jahre alt ist, ist ein unsicherer Autofahrer. Obwohl die Bürger älter werden und im Schnitt länger Auto fahren, gehen die Unfallzahlen bei älteren Verkehrsteilnehmern nicht drastisch nach oben, auch wenn ab dem 60. Lebensjahr das Risiko für Unfälle steigt. Meist sind es auch nur kleinere Unfälle, sagt die Polizei. Das Angebot von Stadt und Stadtwerken ist ein rein freiwilliges und dient auch nicht dazu, möglichst viele Senioren von der Straße zu bekommen. Interessant ist es im Grunde nur für diejenigen, die ohnehin schon im Hinterkopf haben, den Führerschein abzugeben. Es sind Autofahrer, die selber schon merken, dass sie im Straßenverkehr nicht mehr so gut zurechtkommen.
Natürlich ist die Abgabe des Führerscheins im Alter für die Betroffenen ein großer Schritt. Er ist das Eingeständnis, dass die Kräfte schwinden. Und es ist die Aufgabe von Freiheit. Denn im Grunde ist der Führerschein im Alter am nötigsten – Dinge, die man in jungen Jahren spielend mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigen kann, gehen für manchen im Alter am ehesten noch mit dem Auto.
Angesichts der alternden Gesellschaft ist das Angebot mit den Frei-abos ein erster Schritt. Weitere Ideen, die über die zusätzlich geschaffenen Plätze für Rollatoren in Bussen hinausgehen, werden folgen müssen. Dazu gehören irgendwann autonom fahrende Mini-busse, die Fahrgäste an der Haustür abholen und zur nächsten Haltestelle bringen. Und dazu gehört auch ganz konkret, den Nahverkehr für Senioren bezahlbar zu halten. Die Umstellung der Senioren-abos in 9-Uhr-abos zum vergangenen Jahreswechsel hat nicht jedem gefallen. Immerhin wird diese Ticket-art bei der nächsten Preiserhöhung außen vor gelassen.