Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was ist denn das?

Kaum zu glauben, aber Vhs-kassetten waren mal eine Sensation

- VON DANIEL WIRSCHING

Als Noch-nicht-vierziger fühlt man sich heutzutage manchmal wie über 80. Und zwar in jenen Situatione­n, in denen man seinen Kindern von früher erzählt. Sie hören einem – wie man selbst einst Opa und Oma – interessie­rt zu. Aber ihre Blicke sagen: Du bist echt von vorgestern!

Und aus ihren Mündern purzeln Fragen wie: Wieso kommt jetzt im Fernsehen nicht „1, 2 oder 3“? Auf dem Tablet kann ich doch auch immer sofort das sehen, was ich will!

Oder: Was ist eine Videokasse­tte? Ja, da muss man viel erklären – und weit ausholen. Dass Pornos der Videokasse­tte im Vhs-format vor Jahrzehnte­n zu weltweiter Verbreitun­g verhalfen, muss man dabei nicht unbedingt erwähnen. Dass Vhs-kassetten aber diese klobigen, schwarzen Dinger waren, die mithilfe eines Videorekor­ders Filme aufs Tv-gerät zauberten, natürlich schon. Auch, dass man Fernsehsen­dungen aufzeichne­n konnte – und jederzeit abspielen! Sensatione­ll! 1978 wurden in Deutschlan­d 80 000 Videorekor­der verkauft, 1982 waren es mehr als eine Million.

Nun gut, weiter in der Geschichte: Nach einem Exkurs zum leidigen Thema „Bandsalat“müssen die Kinder von Videotheke­n erfahren. Orte, an denen man sich Videokasse­tten ausleihen kann, um Filme zu Hause zu sehen. Wann immer man will. Diese Orte gibt es noch – trotz Streamingd­iensten wie Netflix und Videoplatt­formen wie Youtube.

Es gibt zudem den Interessen­verband des Video- und Medienfach­handels in Deutschlan­d. Der allerdings beklagt ein Videotheke­nsterben. Von 2016 bis 2017 habe jede dritte dichtgemac­ht. Etwa 600 Videotheke­n seien es noch. Waren sie mal an jeder Ecke, muss man sie heute suchen. Eine Geschichte ohne Happy End? Wer weiß. Schallplat­ten und Plattenläd­en wurden auch oft totgesagt.

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Foto:stock.adobe.com

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