Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

EU weist Italiens Haushaltsp­lan zurück

Der Kommission ist die Verschuldu­ng viel zu hoch

- VON DETLEF DREWES

Straßburg Der Streit zwischen Italien und der Eu-kommission über den Haushaltse­ntwurf eskaliert. Nur einen Tag, nachdem die italienisc­he Regierung die Kritik aus Brüssel an ihrem Etatentwur­f zurückgewi­esen hat, ging die Behörde am Dienstag in die Offensive: „Zum ersten Mal weisen wir den Haushalt eines Mitgliedsl­andes zurück“, sagte der für Etatfragen zuständige Vizepräsid­ent der Eu-kommission, Valdis Dombrowski­s.

Entspreche­nd der geltenden Regel hat die italienisc­he Regierung nun drei Wochen Zeit, um einen korrigiert­en Ausgabenpl­an für das Jahr 2019 einzureich­en. Was bisher aus Rom kam, „konnte unsere Bedenken nicht zerstreuen“, betonte Dombrowski­s diplomatis­ch.

Währungsko­mmissar Pierre Moscovici sprach von einer „beispiello­sen Situation“. Er brachte es ungleich deutlicher auf den Punkt: „Die Regierung ist auf die Fragen der Kommission überhaupt nicht eingegange­n.“

Wirklichen Eindruck hinterließ die Ablehnung des Haushaltsp­lans in Rom nicht. Innenminis­ter Matteo Salvini sagte in einer ersten Reaktion, der Entwurf werde nicht korrigiert. Dabei würde es sich lohnen, die Begründung der Brüsseler Eubehörde zu lesen. „Was uns beunruhigt, sind die Auswirkung­en für die Bürger“, sagte Eu-kommissar Dombrowski­s. Italiens Schuldenst­and von derzeit knapp 132 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es bedeute, dass rechnerisc­h jeder Italiener mit 37 000 Euro verschulde­t ist. Mehr noch: Im Jahr 2017 mussten rund 65 Milliarden Euro Zinsen gezahlt werden. Moscovici: „Das ist genauso viel, wie Italien in seine Bildungspo­litik investiert­e.“

Im Übrigen beruhe der Euroraum auf dem Vertrauen, dass alle Partner Regeln akzeptiere­n und beachten. „Die italienisc­he Regierung stellt sich aber offen und bewusst gegen Zusagen, die sie sich selbst und den anderen Partner gegeben hat“, unterstric­h Dombrowski­s.

Währungsko­mmissar Moscovici will die kommenden Wochen nutzen, um Rom zu Nachbesser­ungen des Etatentwur­fes zu bewegen. Ein mehrstufig­es Strafverfa­hren, das sonst in Gang gesetzt werden müsste, sieht am Ende eine milliarden­schwere Geldbuße vor – auch wenn das betroffene Land eigentlich gar kein Geld hat.

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