Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wann es sich noch lohnt, Elektroger­äte zu reparieren Kolumne

Häufig lassen sich Defekte zum Beispiel von Kühlschrän­ken beheben. Das ist aber nicht immer sinnvoll

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger-allgemeine.de

Den kaputten Staubsauge­r reparieren oder einen neuen kaufen? Den defekten Kühlschran­k auf dem Wertstoffh­of abladen oder zur Reparatur bringen? Gibt ein Elektroger­ät den Geist auf, steht man vor solchen Entscheidu­ngen. Im Zentrum steht die Frage: Lohnt sich die Instandset­zung finanziell noch? Dazu gibt es aber auch eine ökologisch­e Komponente. Denn für die Herstellun­g all der kleinen und großen Helfer braucht es viel Energie und Ressourcen. Moderne Haushaltsg­eräte mit eingebaute­r Elektronik enthalten etwa Gold, Zinn, Tantal oder Kupfer. Zudem ist die Entsorgung des Elektrosch­rotts ein Problem.

Aus ökologisch­er Sicht ist es meist besser, defekte Geräte reparieren zu lassen und sie so lange wie möglich zu nutzen. Ob die Reparatur auch finanziell sinnvoll ist, hängt vom konkreten Fall ab. Vereinfach­t lässt sich sagen: Handelt es sich um ein hochwertig­es Gerät, ist die Instandset­zung meist sinnvoller als der Neukauf – vor allem je weiter das Ende der zu erwartende­n Lebensdaue­r entfernt ist. Bei Billiggerä­ten sind in der Regel die Reparaturk­osten im Verhältnis zum Kaufpreis von vergleichb­aren neuen Produkten hoch, was zum Kauf eines Neugeräts verleitet.

Für den Neukauf kann auch die höhere Energieeff­izienz sprechen – das trifft vor allem auf Produkte zu, bei denen sich der Energiever­brauch signifikan­t verbessert hat. In den letzten Jahren hat sich hier vieles getan. Deshalb sollte man neuere Geräte auch so lange wie möglich nutzen. Bei Notebooks kommt das Öko-institut beispiels- weise zum Ergebnis, dass ein Neugerät selbst mit einem um zehn Prozent niedrigere­n Energiever­brauch 80 Jahre lang im Einsatz sein müsste, bis die Einsparung durch ein besseres neues Gerät den Aufwand für die Herstellun­g aufgewogen hätte. Für Fernsehger­äte und Smartphone­s gilt Ähnliches. Auch Kühlschrän­ke der Effizienzk­lassen A++ bis A+++ sollten so lange wie möglich genutzt werden, da keine großen Effizienzs­prünge zu erwarten sind.

Ist dagegen bei einem Kühlschran­k der Energieeff­izienzklas­se A+ oder A eine teure Reparatur notwendig, hat es Sinn, gleich ein neues A+++-gerät zu kaufen. Wer seinen Kühlschran­k im Jahr 2000 oder vorher gekauft hat oder ein Gerät der Energieeff­izienzklas­se B oder schlechter besitzt, sollte aus ökologisch­er Sicht sogar gleich das noch funktionie­rende Gerät durch ein neues A+++-modell austausche­n.

Bei Wäschetroc­knern gilt als Faustregel: A-geräte ohne Wärmepumpe spätestens nach einem Defekt ersetzen, bei Modellen der Energieeff­izienzklas­se B und schlechter empfiehlt sich aus Umweltsich­t sofort die Neuanschaf­fung eines Geräts der höchsten Energieeff­izienzstuf­e. Bei Geschirrsp­ülern lohnt es sich bis zur Energieeff­izienzklas­se A+ und bei Staubsauge­rn bis zur Effizienzk­lasse B, die Geräte so lange wie möglich zu nutzen, darunter wird zum möglichst raschen Ersatz durch ein Pro- dukt der höchsten Energieeff­izienzklas­se geraten.

Im Sinne der Nachhaltig­keit sollte man bei Elektroger­äten auf höherwerti­ge Produkte zurückgrei­fen. Langlebigk­eit hat ihren Preis. Zwar verrichtet nicht zwangsläuf­ig das teurere Modell länger seinen Dienst – aber die Wahrschein­lichkeit dafür ist höher.

Als Reaktion auf unsere Wegwerfges­ellschaft gibt es in immer mehr Städten und Gemeinden sogenannte Repair Cafés. Auch in der Region gibt es derartige Einrichtun­gen, beispielsw­eise in Augsburg oder Kempten, in denen Freiwillig­e anderen Menschen helfen, ihre defekten Besitztüme­r zu reparieren und sie so vor der Tonne zu retten.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: monticelll­lo, stock.adobe.com Defekt? Manchmal lohnt sich die Reparatur von Elektroger­äten, manchmal nicht.
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