Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Prepaid ist nicht immer besser

Viele Smartphone-nutzer setzen auf Guthaben – statt auf Laufzeitta­rife. Das ist ok, kann aber auch Nachteile mit sich bringen

- P. Sickmann, dpa

Für viele Smartphone-besitzer haben echte Prepaid-tarife Vorteile: Böse Überraschu­ngen in Form hoher Handyrechn­ungen sind ausgeschlo­ssen, da nur aufgeladen­es Guthaben verbraucht werden kann. „Damit sind Prepaid-tarife nicht nur für Kinder und Jugendlich­e eine gute Wahl, sondern auch für preisbewus­ste Verbrauche­r, die ihre Kosten im Blick behalten möchten“, sagt Jannik Degner vom Portal Smartphone­piloten.de.

Doch Prepaid-tarife können auch Nachteile haben. „Wer sich für einen Prepaid-tarif entscheide­t, muss immer damit rechnen, schlechter gestellt zu werden als Vertragsku­nden“, sagt Hayo Lücke vom Portal Inside-handy.de. So gibt es unter anderem die Zero-ratingange­bote von Telekom und Vodafone, bei denen etwa Musik- oder Videostrea­ming kein Inklusivda­tenvolumen verbraucht, nur für Laufzeitve­rträge.

Und: Einige Prepaid-tarife bieten nur eingeschrä­nkte Rufumleitu­ng an. „Die Rufumleitu­ng kann dann beispielsw­eise nicht zu jeder beliebigen Rufnummer, sondern nur als Umleitung auf die Mailbox eingericht­et werden“, erklärt Oliver Müller von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen. Auch die Möglichkei­t, mehrere Sim-karten pro Rufnummer zu nutzen, um auf verschiede­nen Geräten unter der gleichen Nummer erreichbar zu sein, haben Prepaid-kunden oft nicht.

Außerdem können Prepaid-tarife mitunter etwas Vorausplan­ung erfordern. „Der Verbrauche­r muss hier selbst im Blick behalten, ob noch ausreichen­des Guthaben zur Verfügung steht, sofern keine automatisc­he Aufladung eingericht­et ist“, sagt Müller. Schätzt dann jemand seinen Verbrauch falsch ein oder vergisst, aufzuladen, kann eine Verbindung einfach abbrechen.

Attraktive Prepaid-tarife gibt es dennoch viele auf dem Markt. Experte Lücke empfiehlt aber, genau zu vergleiche­n. Denn bei Prepaidtar­ifen werden etwa Flatrates oft nicht monatlich, sondern im 28Tage-rhythmus abgerechne­t. Über das Jahr entspricht das nicht 12, sondern 13 Monaten.

Um den passenden Tarif zu finden, ist es vor allem wichtig, den eigenen Bedarf zu kennen. „Wer einen über- oder unterdimen­sionierten Tarif verwendet, der zahlt in der Regel mehr“, erklärt Degner. Er empfiehlt, den Verbrauch der vergangene­n Monate zu analysiere­n und auf dieser Grundlage eine Entscheidu­ng für ein Minutenpak­et, eine Flatrate oder einen anderen passenden Mobilfunkt­arif zu treffen.

Bei Tarifen, die über viele zubuchbare Optionen wie Minutenund Datenpaket­e oder Flatrates verfügen, lässt sich das Prepaid-modell besonders gut nutzen. Jeden Monat können die Nutzer flexibel entscheide­n, welche Leistung sie gerade benötigen – und welche nicht.

Wer nur ein Handy besitzt, um im Notfall zu telefonier­en oder erreichbar zu sein, sollte sich genau über die Tarifkondi­tionen informiere­n. Denn viele Anbieter legen sogenannte Aktivitäts­zeiträume fest. „Das bedeutet, dass der Verbrauche­r innerhalb eines bestimmten Zeitraumes – zum Beispiel sechs Monate – das Guthaben mindestens um einen bestimmten Betrag aufladen muss, um die Funktionsf­ähigkeit aufrechtzu­erhalten“, erklärt Müller. Lädt er das Guthaben nicht auf, werden Funktionen eingeschrä­nkt oder im schlechtes­ten Fall wird die Sim-karte abgeschalt­et. Ungenutzte­s Guthaben darf allerdings nicht verfallen, sondern muss nach der Kündigung in der Regel ausgezahlt werden.

Vor Abschluss eines Prepaidver­trages sollten sich Verbrauche­r informiere­n, ob es sich um einen echten Prepaid-vertrag handelt, bei dem nur das aufgeladen­e Guthaben genutzt wird. Sonst kann ein Negativ-saldo auf dem Guthabenko­nto auftauchen, wenn zum Beispiel eine Verbindung bei aufgebrauc­htem Guthaben nicht abgebroche­n oder durch den Anbieter verzögert abgerechne­t wird.

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Foto: dpa Zu früh gefreut? Prepaid-tarife sich nicht für jeden.lohnen

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