Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„In rustikaler Umgebung Berge besteigen“

Lonely Planet kürt jährlich die besten Reiseziele. Warum Deutschlan­d 2019 auf Platz zwei liegt

- VON DORIS WEGNER

Augsburg Driften? Geht das heute eigentlich noch? Wenn jährlich über eine Milliarde Menschen um die Welt reist, muss der Großteil zwangsläuf­ig auf ausgetrete­nen Pfaden unterwegs sein. Doch in den 70er Jahren gab es sie noch, die sogenannte­n Drifter. Reisende, die alles, bloß keine Urlauber sein wollten, die jede touristisc­he Infrastruk­tur mieden, wie der Teufel das Weihwasser, die unterwegs waren, so lange das Geld eben reichte. Tony und Maureen Wheeler waren Drifter. Der von ihnen begründete

gilt als Bibel der Weltenbumm­ler. Ihre Erfolgssto­ry begann mit Tipps, wie man möglichst lange möglichst günstig durch Asien reist.

Mittlerwei­le ist der so kommerziel­l wie jeder andere Reiseführe­r auch. Der Autor des Kolumbien-bandes etwa musste eingestehe­n, sein Buch am Schreibtis­ch

Planet-reiseführe­r

Lonely

Lonely Planet

geschriebe­n zu haben, weil das Honorar für eine Recherche vor Ort nicht gereicht habe.

Bibelstatu­s hat aber nach wie vor. Deshalb ist es für Reiseziele von Bedeutung – und auch folgenreic­h –, wenn sie im jährlichen Ranking zu den „Top-reiseziele­n“zählen. Im soeben erschienen­en

liegt Deutschlan­d auf Platz zwei, hinter

Lonely Planet

Planet – Best in Travel 2019

Lonely

Sri Lanka. Die Top-gründe, warum Deutschlan­d ausgerechn­et 2019 bereist werden soll: das 30. Jubiläum des Mauerfalls und vor allem der 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses. Das ganze Jahr lang werde in Weimar, Dessau und Berlin gefeiert. Die Design- und Architektu­rschule Bauhaus habe eine ästhetisch­e Bewegung losgetrete­n, deren Erschütter­ungen bis heute weltweit spürbar seien. Dazu wird ein zweiwöchig­er Reiseplan für Deutschlan­d entworfen. Unter den Tipps: ein Konzert „in der umwerfende­n Elbphilhar­monie“in Hamburg, Partys in Berliner Klubs, München und der Mittelrhei­n. Nicht unbedingt was für echte Drifter… Auch ein Besuch von Köln und Frankfurt lohne, weil sie „sehr eigen“seien. „Deutschlan­d verzaubert und überrascht – auch die, die hier leben“, heißt es. In der Kategorie „Nicht verpassen“findet sich dennoch wenig Überrasche­ndes: Klettern in der Sächsische­n Schweiz bei Dresden, die Königsschl­össer Neuschwans­tein und Linderhof.

Allgemein heißt es über Deutschlan­d, das Land weise eine besondere „Mischung aus Tradition und Vision“auf: „Schließlic­h kann man in dem kleinen Teil der Alpen, der zu Bayern gehört, in rustikaler Umgebung Berge besteigen, man kann Burgen besichtige­n, weiter nördlich durch Weinberge radeln, in gemütliche­n Gasthäuser­n mit ein paar Bieren anstoßen und an Nord- oder Ostsee in die kühlen Wellen hüpfen.“zählt zu einer Vielzahl redaktione­ller Listen, die Reiseziele des Jahres küren: Topstadt 2019 ist Kopenhagen, bei den Regionen ist es das norditalie­nische Piemont. Und kürzlich erst empfahl die Zeitung den Besuch der Fuggerei in Augsburg.

„Best in Travel“

USA Today

 ?? Foto: Karl-josef Hildenbran­d, dpa ?? Wandern und Weizenbier: So stellen sich die Reiseführe­r-autoren Urlaub in Bayern vor.
Foto: Karl-josef Hildenbran­d, dpa Wandern und Weizenbier: So stellen sich die Reiseführe­r-autoren Urlaub in Bayern vor.

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