Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auf Tuchfühlung
Grundschüler in und um Augsburg freuten sich gestern über den Besuch von Fca-profis. In der Jakobervorstadt machten Michael Gregoritsch und Georg Teigl eine gute Figur
Am Ende dieses außergewöhnlichen Auftritts war dann doch fast alles wie immer: Auf der einen Seite frenetisch feiernde Fans, die rhythmisch und lautstark „FCA!“rufen. Auf der anderen Profis des Klubs, die sich für die entgegengebrachte Unterstützung bedanken und so manchen Anhänger mit einem kurzen Handschlag glücklich machen. Nur zwei Details unterschieden die Szenerie von einem Bundesligaspiel nach Abpfiff: Nicht in der Wwk-arena standen sich Anhängerschaft und Profis gegenüber, sondern in einer Turnhalle. Und: Das Publikum war kein breiter Schnitt der Gesellschaft, sondern bestand aus 117 fünf- bis neunjährigen Schülern der St.-max-grundschule in der Jakobervorstadt.
Seit sechs Jahren besuchen Spieler, Trainer und Funktionäre des FC Augsburg zum Schuljahresbeginn Grundschulen in und um Augsburg, um mit den jüngsten FCA-FANS, die zahlenden Stadiongänger von morgen, auf Tuchfühlung zu gehen. Die Aktion „FCA on Tour“ist entsprechend nicht ganz uneigennützig, wie Geschäftsführer Michael Stroll erklärt: „Kinder sind unsere Zukunft. Wir wollen sie möglichst früh für unseren FCA begeistern, aber der Besuch soll dem Nachwuchs auch zeigen, dass es wichtig ist, in jungen Jahren viel Sport zu treiben.“Gestern konnten rund 2700 Schüler an 46 Schulen Fca-profis abseits des Rasens kennenlernen. Für Michael Gregoritsch und Georg Teigl, eine Hälfte des österreichischen Quartetts beim FCA, bedeutete dies zwei Stippvisiten. Pünktlich um acht Uhr standen die beiden in der Birkenau-, ab 9.30 Uhr dann in der St.-maxgrundschule auf der Matte.
Dort wurden die Profis standesgemäß mit der Fca-hymne begrüßt, die die Sprösslinge in den Tagen zuvor auswendig gelernt hatten und mal mehr, mal weniger textsicher anstimmten. Gregoritsch und Teigl gefiel die Einlauf-choreografie mit gebastelten Papierfahnen sichtlich. Aber wussten die Grundschüler überhaupt, wer da grünschwarz gekleidet vor ihnen stand? Um diese Frage zu klären, stand eine lehrplanfremde Prüfung auf dem Stundenplan: Die Schüler sollten sich dem Profil der beiden annähern – dies ging beim Namen los und führte über ihre Herkunft (Gregoritsch: Graz, Teigl: Wien) hin zur Körpergröße (Gregoritsch: 1,93 m, Teigl: 1,83 m), die den Profis mit Schildern zugewiesen wurden.
Dass die Schule mit dem Duo einen guten Fang gemacht hatte, zeigte sich auch beim anschließenden Schau-dribbeln durch einen aufgestellten Hütchen-parcours, der so anspruchsvoll gestaltet war, dass beide – ganz Fußball-profis – spektakulär gestellt zu Boden gingen. Selbstredend, dass die Schülermeute tobte. Es folgten ein Fototermin, eine Autogramm-viertelstunde und die Übergabe der Fcaturnbeutel an die Erstklässler.
Abseits des durchgeplanten Prozederes suchten die Fca-repräsentanten möglichst viel Nähe zum Nachwuchs. Gregoritsch und Teigl übten mit ihren jungen Fans zum Beispiel „Dabben“(Tanzpose) und den „Floss-dance“(hüftbasierter Freudentanz, bekannt aus dem Internet). Auch so kann Fan-kontakt von Spielern aussehen, die sich am Wochenende sonst auf einer öffentlichen Bühne bewegen, auf der viele aus Angst vor Lippenlesern mit der Hand vor dem Mund miteinander kommunizieren.
Nach knapp einer Stunde führten die Lehrer ihre Schützlinge aus der Halle, dann fanden die Fca-profis Zeit, das Erlebte in Worte zu fassen. „Wer da kein Lächeln ins Gesicht gezaubert kriegt, ist kein guter Mensch“, sagte Gregoritsch. Er fühlte sich an seine Kindheit erinnert: „Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man von einem Profi ein kleines Winken zurückbekommt. Das kann viel bedeuten.“
Auch Mannschaftskollege Teigl hatte den Auftritt genossen: „Das ist mit der beste Termin im Jahr. Die Kinder sind so lieb, da kommt extrem viel zurück.“Er selbst sei als Schüler eher ein „Schlawiner“gewesen. Sein Tipp an Wesensgenossen: „Man muss bloß im richtigen Moment wissen, wann man aufhört, um keinen Ärger zu bekommen.“