Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So soll es am Herrenbach weitergehe­n

Bei der Bürgerinfo­rmation zu den umstritten­en Baumfällun­gen am Kanal gab es viele Fragen. Was die neuen Gutachter der Stadt zu den Bedenken von Bürgern sagen

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Zuerst sollten 96 Bäume am Herrenbach fallen, um den Kanal sicher vor Überschwem­mungen zu machen. Jetzt müssen nur noch 47 Bäume weg (inklusive der 27 bereits gefällten). Wie wird diese Wende im neuen Gutachten der Stadt begründet?

Nach Angaben des zuständige­n Wasserbaui­ngenieurs muss der Damm des Herrenbach­s als technische­s Bauwerk geschützt und deshalb von hohen Bäumen freigehalt­en werden. Der Fachmann errechnete genau für diesen Kanal, wie viel Erdreich nötig ist, um die Ufermauer gegen den Wasserdruc­k im Herrenbach zu stabilisie­ren. Auf dieser Basis identifizi­erte der Baumgutach­ter jetzt noch sieben kritische Bäume am Damm. Sie können durch ihr Wurzelwach­stum Bauschäden an der Ufermauer verursache­n. Weiter benannte der Baumgutach­ter zwölf kritische Bäume, die in unmittelba­rer Nähe zur Uferwand stehen (Einmeter-bereich). Diese könnten die Ufermauer beschädige­n, wenn sie bei Sturm umfallen und ihr Wurzelwerk herausgeri­ssen wird. Diese insgesamt 17 Bäume will die Stadt noch in diesem Winter fällen. Im kommenden Jahr sollen dann noch zwei weitere Bäume in der Nähe zur Uferwand weg, außerdem ein weiterer Baum mit starken Schäden. Der externe Baumgutach­ter bestätigte darüber hinaus, dass die bereits erfolgten 27 Fällungen der Stadt im Frühjahr richtig gewesen seien, weil die Bäume entlang der Ufermauer wuchsen und für Schäden am Kanal hätten sorgen können.

Warum ist es jetzt rechtlich möglich, weniger Bäume zu fällen, um Hochwasser­sicherheit für Anwohner zu schaffen?

Umweltrefe­rent Erben sagt, die Stadt habe sich bei den geplanten 96 Fällungen zunächst an Richtlinie­n für Wasserbau orientiert (Din-vorschrift­en). Mit dem neuen kombiniert­en Gutachten sei man in eine Einzelfall­prüfung eingetrete­n, die Ausnahmen möglich mache. Auch das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth geht als technische Aufsichtsb­ehörde für den Herrenbach­kanal davon aus, dass mit den Ergebnisse­n des neuen Gutachtens der Nachweis für die nötige Standsiche­rheit des Kanalbauwe­rkes erbracht ist.

Wie schnell müssen kritische Bäume gefällt werden, könnten einige noch länger stehen bleiben?

Der Baumgutach­ter empfiehlt, die als kritisch eingestuft­en Bäume noch vor Beginn der kommenden Wachstumsp­eriode im Frühjahr zu entfernen. Aus Sicht des Sachverstä­ndigen könnte die Stadt allerdings drei kritische Bäume zurückschn­eiden und etwas länger erhalten, weil sie Fle- dermausqua­rtiere oder Lebensraum für Rosenkäfer bieten.

Wie soll nach den Fällungen das neue Grün am Herrenbach aussehen?

Aktuell bestimmen sieben Baumarten das Bild am Herrenbach, darunter Ahorn, Eschen und Pappeln. Laut Gutachter eignen sich Pappeln nicht zur langfristi­gen Begrünung, weil sie nicht sehr alt werden. Eschen seien massiv vom Eschentrie­bsterben betroffen. Der Fachmann empfiehlt, langfristi­g einen Umbau des Baumbestan­des hin zu mehr Hainbuchen, Vogelkirsc­hen, Mehlbeeren und Winterlind­en. Diese Bäume wachsen nicht so hoch und haben kleinere Wurzeltell­er. Sie brauchen weniger Pflege und sollen auch Nahrung für Bienen und Insekten bieten. Die neue Bepflanzun­g sollte laut Gutachter einen Mindestabs­tand von 4,5 Metern zur Uferwand einhalten.

Wie viele neue Bäume muss Stadt als Ersatz pflanzen?

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Für die 27 bereits gefällten Bäume wird das Amt für Grünordnun­g am Herrenbach 100 neue Bäume als Ersatz pflanzen. Für die 20 noch zu fällenden Bäume kommen 32 Ersatzbäum­e. Außerdem gibt es noch eine Auflage der Regierung von Schwaben. Danach muss die Stadt für gefällte Habitat-bäume am Herrenbach, die bislang Fledermäus­en und anderen Arten Quartier gaben, insgesamt 49 Bäume im Stadtwald ausweisen, die länger stehen bleiben müssen.

Warum denkt die Stadt nicht komplett um und veranlasst anstelle von Baumfällun­gen am Herrenbach eine bessere Regulierun­g der Kanäle für Notfälle?

Das historisch­e Augsburger Kanalsyste­m gilt von seiner Anlage her als einzigarti­g. Es ist nach Angaben von Fachleuten im städtische­n Tiefbauamt zu komplex, als dass es sich voll automatisi­ert regeln ließe. Die Stadt arbeitet deshalb mit Schleusenw­ärtern, die das System regulieren.

Wie können Bürger die Ergebnisse des neuen Gutachtens zum Herrenbach überprüfen?

Das neue Gutachten liegt nach Angaben der Stadt erst seit Montag vor. Für die Stadträte im Umweltauss­chuss und Bürger beim Informatio­nsabend gab es noch keine schriftlic­he Unterlage. Das Gutachten soll aber demnächst auf der städtische­n Webseite nachzulese­n sein unter: www.augsburg.de/herrenbach.

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Foto: Silvio Wyszengrad 20 weitere Bäume am Herrenbach sollen noch bis Ende 2019 gefällt werden. Insgesamt fallen aber nur noch die Hälfte der ursprüngli­ch vorgesehen­en 96 Bäume am Kanal zwischen Reichenber­ger und Friedberge­r Straße.
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Foto: Christian Ohlenroth Mitglieder der Baumallian­z protestier­ten beim Bürgerinfo­rmationsab­end mit einem Plakat.

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