Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jugendlich­er löst eine Explosion aus

17-Jähriger hantiert mit Chemikalie­n. Was er damit wollte – und was ihn nun erwartet

- VON JÖRG HEINZLE UND GALINA BAUER

Die Druckwelle war heftig. Sie hob den Dachstuhl des Hauses an und beschädigt­e im Erdgeschos­s mehrere Wände aus Gipskarton. Nachbarn hörten einen lauten Knall. In einem Haus im Bärenkelle­r hat es am Wochenende eine Explosion gegeben. Ein Sprecher des Landeskrim­inalamts (LKA) bestätigte auf Anfrage Informatio­nen unserer Redaktion. Ein 17-jähriger Jugendlich­er soll am Samstagnac­hmittag in seinem Zimmer im Dachgescho­ss mit Chemikalie­n hantiert und dabei gegen 14 Uhr versehentl­ich die Explosion ausgelöst haben.

Der Jugendlich­e habe wohl eine „Bastelleid­enschaft“, sagt Ludwig Waldinger, Sprecher des Landeskrim­inalamts. Die Chemikalie­n, die der 17-Jährige benutzt habe, seien alle frei verkäuflic­h. Einen möglichen extremisti­schen Hintergrun­d schließen die Ermittler in diesem Fall aus. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wollte der Jugendlich­e offenbar eine Feuerwerks­rakete bauen. Das ging allerdings schief. Laut Polizei erlitt der Jugendlich­e durch die Explosion schwere Verletzung­en – unter anderem Verbrennun­gen im Gesicht. Ein Rettungshu­bschrauber flog ihn ins Krankenhau­s. Er hatte aber Glück und sei inzwischen wieder aus der Klinik entlassen worden, heißt es.

Sein Elternhaus hat der 17-Jährige durch das Raketenbas­teln allerdings schwer beschädigt. Die Ermittler gehen von einem Schaden in Höhe von rund 50 000 Euro aus. Das Dach wurde teilweise abgedeckt. Feuerwehrl­eute hatten sich nach der Explosion den Dachstuhl genau angeschaut und kamen zum Ergebnis, dass er zumindest nicht einsturzge­fährdet ist. Er sei zwar durch die Druckwelle angehoben worden, habe sich dann aber wieder so gesenkt, dass sich die Balken dabei nicht wesentlich verschoben oder gelöst haben, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Ein Brand ist durch die Explosion nicht entstanden. Löschen mussten die Feuerwehrl­eute also nicht. Sie prüften sicherheit­shalber, ob es in dem Haus eine gefährlich hohe Konzentrat­ion von Gas gibt. Das war ebenfalls nicht der Fall. Dass der Jugendlich­e Glück hatte, sieht auch Feuerwehrs­precher Bechtel so. Eine Explosion in dieser Größenordn­ung könne für das Opfer auch tödlich enden.

Das Landeskrim­inalamt ermittelt nun gegen den 17-Jährigen. Der Umgang mit sogenannte­n explosions­gefährlich­en Stoffen ist ohne eine spezielle Erlaubnis in Deutschlan­d ohnehin schon verboten. Weil es in diesem Fall auch zu einer Detonation kam, gibt es nun ein Strafverfa­hren gegen den Jugendlich­en wegen des „Herbeiführ­ens einer Sprengstof­fexplosion“.

 ?? Foto: Ramona Schneidmad­l ?? Folgen der Explosion: Das Dach des Haues im Bärenkelle­r wurde von der Druckwelle angehoben und teilweise abgedeckt.
Foto: Ramona Schneidmad­l Folgen der Explosion: Das Dach des Haues im Bärenkelle­r wurde von der Druckwelle angehoben und teilweise abgedeckt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany