Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ey, krass! Erkan und Stefan sind wieder da

Beim Deutschen Comedyprei­s ließen sich die Komiker erstmals wieder in ihren Kultrollen blicken. Maria Löffler vom Konzertbür­o hat die Überraschu­ng eingefädel­t und plant mit Tochter Nadine auch deren Tour

- VON MIRIAM ZISSLER

Eigentlich wie immer. Erkan zückte seine große goldene ERKAN-KETTE und grinste so frech in die Kamera, dass sich sein dunkler Schnauzbar­t nur so bog. Stefan, stilecht gekleidet im dunkelblau­en Adidas-anzug und Baseball-cap (natürlich verkehrt herum getragen), zeigte im Blitzlicht­gewitter der Kameras sein strahlends­tes Lachen. Das Handtuch, sein liebstes Accessoire, hatte er locker um den Hals gehängt. Wie immer? Wie damals, dachten sich zahllose Fans nach ihrem Auftritt auf dem roten Teppich beim Deutschen Comedyprei­s in Köln Anfang Oktober. Denn das beliebte Münchner Komiker-duo war jahrelang von der Bildfläche verschwund­en gewesen. In Köln trat das Comedyduo nach elf Jahren erst mal wieder gemeinsam in ihren Kultrollen vor die Kamera. Diesen Coup hatte die Augsburger­in Maria Löffler eingefädel­t. Die Geschäftsf­ührerin des Konzertbür­os Augsburg hatte bei

angerufen und um zwei weitere Plätze gebeten: Erkan und Stefans Comeback sollte den richtigen Rahmen erhalten. Die Überraschu­ng ist gelungen. Bei der „Luke, die 2000er und ich“Ende Oktober machten die Komiker sie perfekt. Sie gaben bekannt, dass sie wieder als Erkan und Stefan auftreten wollen.

Diese Entscheidu­ng lässt für eingefleis­chte Fans nur eine Antwort zu: „Ey, krass“. Auch ein lang gezogenes „brontal“wäre hier noch treffend – eine Eigenkreat­ion der beiden aus den Wörtern brutal und frontal. Vor 15 Jahren hat das Konzertbür­o eine Tour für die Komiker organisier­t. „Es waren 20 bis 30 Termine“, erinnert sich Maria Löff-

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Sat.1-show

ler. „Das waren liebe Burschen“, sagt sie, die damals dick im Geschäft waren. Die Tournee war noch das wenigste. Erkan und Stefan, die im wahren Leben John Friedmann und Florian Simbeck heißen und 47 Jahre alt sind, waren das erste Mal in ihren Rollen 1997 auf der Bühne im Münchner Schlachtho­f zu sehen. Sie waren Dauergast bei der Bullyparad­e, hatten mit ihre eigene Tv-show beim Fernsehsen­der

Der erste Kinofilm „Erkan & Stefan“(Regie: Bully Herbig) feierte im Jahr 2000 Premiere. 2002 folgte „Erkan & Stefan gegen die Mächte der Finsternis“, 2005 „Erkan & Stefan: Der Tod kommt krass.“Ihr bayerische­r Dialekt mit türkischem Akzent kam an.

„Sie waren die Ersten, die Integratio­ns-comedy richtig groß in Deutschlan­d gemacht haben. Mit ihren Sprüchen haben sie auch die Jugendspra­che geprägt“, sagt Nadine Kistler vom Konzertbür­o. Im April 2007 traten sie zum letzten Mal gemeinsam auf. Beide wollten

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Prosieben.

ihre eigenen Karrieren verfolgen. John Friedmann arbeitete als Schauspiel­er und trat als Redner bei der Bewegung „Pulse of Europe“auf. Florian Simbeck ging für die SPD in die Politik und war weiterhin im Bereich Comedy tätig. Unter anderem ist er der Gastgeber des Formats Comedy Lounge, das einmal monatlich im Augsburger Jazzclub halt macht.

Simbeck schrieb Maria Löffler vor einigen Monaten, ob sie sich am Rande der Comedy-lounge einmal unterhalte­n könnten. Bei dem Treffen berichtete er von der Idee, das Komiker-duo wieder aufleben zu lassen. „Wir sind im August nach München gefahren und haben John Friedmann und Florian Simbeck getroffen und alles weitere besprochen“, berichtet Nadine Kistler. Die Chemie zwischen den beiden habe wieder gestimmt. „Sie haben herumgeblö­delt und sich gegenseiti­g aufgezogen“, erzählt Maria Löffler über die beiden Komiker, die eigentlich gar keinen Dialekt sprechen. „Und Florian will privat auch gar nicht Stefan genannt werden.“Auf der Bühne dagegen schon. Das Konzertbür­o Augsburg organisier­t für die beiden eine Tour. Seit ihrem ersten Treffen schreiben die Komiker an neuen Sketchen. „Die beiden wollen in bekannter Manier ihre Späße treiben und aktuelle Themen wie Trump oder die Metoo-debatte mit einbauen“, sagt die Geschäftsf­ührerin des Konzertbür­os. Der eine oder andere alte Sketch wird ins Programm genommen. Doppelschw­ör! Von Bunnies und Checkern wird also bestimmt wieder die Rede sein, genauso wie vom Dönertier, das die beiden erfunden haben. Der Vorverkauf läuft. Nadine Kistler: „Anfangs haben wir vorsichtig mit zehn, zwölf Veranstalt­ungen geplant. Wir wussten nicht, ob sich die Fans wieder mobilisier­en lassen.“Es klappt. Die Nachfrage ist so groß, dass das Konzertbür­o inzwischen mit 25 bis 30 Terminen plant. In Augsburg treten sie am 3. Oktober 2019 im Kongress am Park auf, in Kempten am 4. in der Kultbox und am 20. Oktober im Circus Krone in München.

Auch für die Veranstalt­er ist diese Tour aufregend. „Es macht Spaß, das Comeback zu planen“, sagt Nadine Kistler. Der Kreis, der von ihnen betreuten Künstler habe sich in den vergangene­n Jahren sehr entwickelt. Neben ihren etablierte­n Stars, wie Mario Barth, Bülent Ceylan oder Michl Müller, die sie seit vielen Jahren auf ihren Tourneen betreuen, gehen sie mit der Zeit und nehmen aufstreben­de Künstler ins Programm, die ihre Fans auf Facebook oder Youtube generieren. Die Profilerin Suzanne Grieger-langer gehört dazu, wie auch Motivation­strainer Biyon Kattilathu oder der junge Kabarettis­t Addnfahrer. Jeder Künstler sei für sie ein „Herzenspro­jekt“.

Einer ist etwas ganz Besonderes: Max Raabe. Am 13. Dezember erhalten die Tourneever­anstalter beim Auftritt in Augsburg von dem Sänger eine Goldene Schallplat­te überreicht.

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Foto: Gregor Wiebe Erkan (links) und Stefan sind wieder da. Das Komiker-duo geht nach einer langen Pause wieder auf Tour.
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Foto: Michael Hochgemuth Nadine Kistler Löffler-kistler.mitihrerMu­tterMaria

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