Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Dilemma von SPD und Grünen
Die Regierungsbeteiligung wird für SPD und Grüne eher zum Fluch als zum Segen, wenn es nun für die Bündnispartner um die Frage des eigenen Ob-kandidaten geht. Natürlich können sie ihre Referenten ins Rennen schicken, die Amtsinhaber Kurt Gribl herausfordern. Die Angriffsfläche ist deshalb begrenzt, weil bei sehr vielen politischen Entscheidungen SPD und Grüne auf Kurs der CSU lagen. Bald noch schwieriger gestaltet sich die Situation für die Referenten selbst. Der Rathauschef stand ihnen wiederholt tatkräftig zur Seite, als diese in die Kritik gerieten. Bei Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) war es das Finanzdesaster im Jugendamt, bei Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) die aus dem Ruder gelaufene Diskussion um den Süchtigen-treff in Oberhausen und bei Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) die Debatte um die Bäume am Herrenbach. Auch die Fraktionsvorsitzende Martina Wild (Grüne) müsste dem Wähler schon besonders gut erklären, warum sie die bessere personelle Alternative zu Gribl sein will. Margarete Heinrich (SPD) tut es definitiv nicht.
Einfacher wäre die Ausgangslage sicherlich dann, wenn ein Kandidat von außen käme. Wie aber sind dessen Wahlchancen einzustufen? Ein Kandidat – egal ob SPD oder Grüne – würde sich unter der momentanen politischen Konstellation immer schwertun, den Amtsinhaber in Augsburg vom Thron zu stoßen. Theoretisch sogar am größten wäre die Erfolgsaussicht, wenn es einen parteiunabhängigen Kandidaten gäbe. Eine Person, die gemeinsam von SPD und Grüne aufs Schild gehoben wird. Die Botschaft würde dann lauten: Wir haben mit OB Gribl in der Regierung zusammengearbeitet, aber wir sehen in unserem gemeinsamen Kandidaten die personelle Alternative zu ihm.
Hört sich eigentlich gar nicht mal so schlecht an. Dass es so kommt, ist jedoch nicht wahrscheinlich. Ein Ob-kandidat dient in der Regel auch dazu, Inhalte und Ziele einer Partei unters Volk zu bringen. Darauf werden SPD und Grüne wohl kaum verzichten wollen.