Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alle wollen den Hunden helfen

Nicht nur die Bevölkerun­g unterstütz­t die verwahrlos­ten Hunde aus Obermaxfel­d. Was bisher passiert ist

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg/königsmoos Völlig entkräftet wacht die Golden-retrieverh­ündin im Tierheim Neuburg über ihren Wurf: Über Nacht hatte sie neun Junge auf die Welt gebracht, nachdem sie am vergangene­n Freitag zusammen mit hunderten anderen verwahrlos­ten Hunden auf einem Anwesen in Obermaxfel­d im Landkreis Neuburg-schrobenha­usen wie berichtet entdeckt wurde. 34 von ihnen sind im Tierheim Neuburg untergekom­men, nun sind es neun mehr. Die anderen Tiere werden nach und nach auf weitere Tierheime verteilt.

Die Hilfsberei­tschaft ist groß: Tierheime aus der näheren und weiteren Umgebung haben am Dienstag spontan weitere Hunde aufgenomme­n, teilt das Landratsam­t Neuburg-schrobenha­usen mit. Acht Tiere kamen in Augsburg unter, zehn in Nördlingen, vier in Ingolstadt und vier bei der Tierhilfe Arche Noah im Allgäu. Eine Tierärztin aus Dillingen nahm einen Hund privat bei sich auf und fünf weitere Vierbeiner kommen am Mittwoch ins Tierheim Regensburg. Die Kosten für die Unterbring­ung im Tierheim übernimmt vorerst das Landratsam­t.

„So viele Tiere kann man auf die Schnelle gar nicht auf einmal unterbring­en“, sagt Sabine Gooss, Pressespre­cherin am Landratsam­t Neuburg-schrobenha­usen. Daher habe man sich entschloss­en, die Hunde mithilfe des Besitzers – der sich kooperativ zeige – nach und nach auf verschiede­ne Einrichtun­gen zu verteilen. Das sei stressfrei­er für die Tiere und erleichter­e das Vorgehen, denn: „Auf den Halter hören sie und kommen immerhin, wenn er ruft.“Stand Dienstag könne man noch nicht abschließe­nd sagen, wie viele Hunde sich noch auf dem weitläufig­en Gelände befänden.

Die Hilfe aus der Bevölkerun­g ist groß, bestätigt Gerd Schmidt, Leiter des Tierheims Neuburg. „Die Unterstütz­ung, die über uns hereinbric­ht, ist überwältig­end.“Das Telefon des Tierheims stünde nicht mehr still, Menschen aus der gesamten Bundesrepu­blik würden sich melden und Hilfe anbieten. Andere rufen erst gar nicht an, sondern kommen direkt vorbei. Das bestätigt ein Blick auf den regen Betrieb, der auf dem kleinen Parkplatz vor dem Tierheim herrscht.

Robert Kernbüchl steigt aus seinem Auto. Er kommt aus Adelzhause­n im Landkreis Aichach-friedberg und hat eine 75 Kilometer lange Anfahrt auf sich genommen, um den Tieren zu helfen. „Ich habe über Facebook von dem Vorfall erfahren“, erzählt er. Als Hundebesit­zer habe er nicht lange überlegen müssen und sich umgehend auf den Weg gemacht. Voll bepackt mit Decken, Handtücher­n und Futter klingelt er an der Tür zum Tierheim, an der sich die Besucher die Klinke in die Hand geben. „So geht es den ganzen Tag“, sagt Ulrike Batzoni, eine Mitarbeite­rin des Tierheims.

Für einige Tiere kam aber jede Hilfe zu spät, erklärt der Tierheimle­iter: „Ein Hund ist gestorben und ein anderer musste aufgrund seines schlechten Gesundheit­szustands eingeschlä­fert werden.“Die anderen würden zuerst entwurmt und danach bei Bedarf mit Spezialfut­ter aufgepäppe­lt werden. Eines der Tiere hänge derzeit noch am Tropf, diejenigen, die krank sind, bekämen Medikament­e. Mithilfe der österreich­ischen Tierschutz­organisati­on „Vier Pfoten“wurde das Tierdrama publik, daraufhin startete eine spektakulä­re Rettungsak­tion. Der Hundehalte­r war dem Veterinära­mt bekannt, gegen ihn läuft ein Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt.

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Foto: Marcel Rother Eine Golden-retriever-hündin hat kurz nach ihrer Einlieferu­ng in das Tierheim Neuburg neun Junge bekommen.

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