Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Elektro-auto mit Benziner

Honda baut in den CR-V einen ziemlich ausgefuchs­ten Antrieb ein. Doch wie sparsam ist der wirklich?

- VON MICHAEL GEBHARDT

Verbrenner, E-motor oder beide zusammen – das sind die drei üblichen Gangarten, die ein Hybridauto beherrscht. Daran hat auch Honda nichts geändert, und doch gehen die Japaner beim CR-V einen neuen Weg. Denn während bei den meisten Doppelherz-autos ein reger Wechsel zwischen Benziner oder Diesel und E-motor stattfinde­t, fährt das hybridisie­rte Mittelklas­se-suv fast immer rein elektrisch. Dabei kann seine Lithiumion­en-batterie gerade mal Strom für nur ein, zwei Kilometer speichern.

Des Rätsels Lösung ist ein zweiter Elektromot­or, der als Generator dient und vom 145 PS starken Zweiliter-ottomotor angetriebe­n wird. Seine einzige Aufgabe: Strom erzeugen, der dann wiederum den 135-kw-elektroant­rieb befeuert. Hintergrun­d dieser auf den ersten Blick komplizier­ten Lösung: Wenn der Benziner nicht direkt für den Vortrieb sorgen muss, kann er mit optimaler Drehzahl laufen und damit sparsamer betrieben werden. Benötigt der CR-V weniger Strom, als unter Idealbedin­gungen erzeugt wird, wird die überschüss­ige Energie im Akku eingelager­t; umgekehrt sorgt dieser für extra Schub, wenn der E-motor mehr Leistung fordert.

Als wäre das nicht schon Hightech genug, haben die Japaner trotzdem noch eine Kupplung verbaut, die den Benzinmoto­r direkt mit dem Antrieb verbindet. Denn: Zwischen 80 und 100 Kilometer ist dieser unmittelba­re Durchtrieb sogar noch sparsamer als der Umweg Generator und E-motor. Die gute Nachricht: Der Kunde kriegt davon kaum etwas mit und muss sich vor allem um nichts kümmern. Er drückt auf die D-taste in der Mittelkons­ole, die den Gangwahlhe­bel ersetzt, gibt Gas und fährt los.

Erstaunlic­h: Obwohl der E-motor 315 Newtonmete­r auf die Kurbelwell­e stemmt, sprintet der CR-V nicht los wie ein aufgescheu­chtes Reh, sondern nimmt sanft und gleichmäßi­g Fahrt auf; 0 auf 100 schafft der 1,6-Tonner in 8,8 Sekunden. Da der 4,60 Meter lange Japaner aber ohnehin eher die Komfort-karte ausspielt, steht ihm die entspannte Gangart gut zu Gesicht.

Den Moment, an dem der Benziner direkt in den Vortrieb eingreift, erkennt man übrigens an einem kleinen Zahnrad in der Infografik, die im Kombiinstr­ument die Stromund Kraftflüss­e skizziert. Und man kann es hören. Schließlic­h fährt der CR-V nicht mit einem klassische­n Getriebe, sondern mit einer festen Übersetzun­g vor. Dementspre­chend schnell steigt die Drehzahl des Ottos an und man will unwillkürl­ich zum Schalthebe­l greifen. Sobald das System aber feststellt, dass der Generator-betrieb sparsamer ist, kehrt wieder Ruhe ein im ohnehin recht gut gedämmten CR-V.

Was aber heißt denn nun sparüber sam? Angegeben ist der Hybridhond­a mit 5,3 beziehungs­weise 5,5 Litern – je nachdem, ob man zum Front- oder Allradantr­ieb greift. Das sind rund zwei Liter weniger als der Nur-benzin-cr-v konsumiert - und ein Wert, den wir ohne große Anstrengun­g auf unserer ersten Testrunde bestätigen konnten. Das Problem: Der Hybrid kostet 3800 Euro mehr, steht ab 32390 Euro in der Preisliste. Wem es wichtig ist, dass die Kraft auf vier Räder verteilt wird, der muss mindestens 36 990 Euro investiere­n, steigt dann aber auch schon in der mittleren von drei Ausstattun­gsstufen ein.

Ein bisschen schön rechnen kann man sich die Doppelherz-version, wenn man sie mit dem CR-V mit Cvt-getriebe vergleicht. Schließlic­h muss man auch beim Hybrid nicht selber schalten, und mit der festen Übersetzun­g fährt sich der Japaner dazu noch deutlich angenehmer als mit dem stufenlose­n Getriebe – für das Honda stattliche 2700 Euro kassiert. Bleiben also 1100 Euro Aufpreis, die sich dank des niedrigere­n Verbrauchs nach rund 35 000 Kilometern amortisier­t haben sollten.

Keinerlei Ausrede gibt es dagegen für die Anhängelas­t: Die liegt beim Benzin-cr-v bei anderthalb bis zwei Tonnen, der Hybrid darf nur 750 Kilogramm an den Haken nehmen. Außerdem muss man kleine Abstriche beim Kofferraum in Kauf nehmen, der um gut 60 Zähler auf 497 Liter schrumpft, und auch die dritte Sitzreihe findet sich nicht in der Hybrid-preisliste.

 ?? Foto: Honda ?? Weiße Weste trotz Verbrenner: Honda interpreti­ert die Hybrid-technik im neuen CR-V so ganz anders.
Foto: Honda Weiße Weste trotz Verbrenner: Honda interpreti­ert die Hybrid-technik im neuen CR-V so ganz anders.

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