Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Gerücht versetzt Eltern in Unruhe

Hat ein Mann gezielt Schüler auf dem Heimweg angesproch­en? Eltern im Nordosten der Stadt sind in Sorge. Warum die Polizei in diesem Fall aber Entwarnung gibt

- VON JÖRG HEINZLE

Ein Gerücht hat Eltern im Augsburger Nordosten in Unruhe versetzt. Demnach soll ein Mann in den Stadtteile­n Hammerschm­iede und Firnhabera­u mehrfach Kinder auf dem Schulweg angesproch­en und gefragt haben, ob er sie nach Hause begleiten darf. Die entspreche­nde Meldung wurde unter anderem über den Handydiens­t Whatsapp schnell weiterverb­reitet. Allerdings: Es gibt bislang keinerlei Hinweise, dass an diesem Gerücht etwas dran ist.

Auch die Schulleitu­ng der Grundund Mittelschu­le am Hubertuspl­atz in der Firnhabera­u hatte von den Berichten über einen verdächtig­en Mann erfahren. Die Schule informiert­e deshalb die Polizei. Dort nahm man die Meldung durchaus ernst: Ein Beamter der Polizeiins­pektion Ost beobachtet­e zwei Tage lang das Geschehen um die Schule. Er trug dabei keine Uniform, um von einem möglichen Verdächtig­en nicht sofort als Polizist erkannt zu werden. Er bemerkte aber keinen Mann, der sich auffällig verhielt. Es sei auch kein konkreter Fall bekannt, der dem Gerücht entspricht, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Zumindest habe sich bislang niemand an die Polizei gewandt. Unklar ist, wie die Warnmeldun­g überhaupt in Umlauf kam.

Die Polizei stellt allerdings schon seit einigen Jahren fest, dass Gerüchte über verdächtig­e Männer häufiger als früher auftauchen. Das hänge damit zusammen, das sich solche Botschafte­n über das Internet und per Handynachr­icht schneller und an einen größeren Personenkr­eis verbreiten, sagt Polizeispr­echer Hartmann. Eltern von Kindergart­enund Schulkinde­rn schließen sich oft zu Whatsapp-gruppen zusammen, um Informatio­nen austausche­n zu können. In den meisten Fällen sei an den Gerüchten um dubiose Männer jedoch nichts dran, sagt Hartmann. Mitunter kommt es auch vor, dass es um Vorfälle geht, die sich in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Bundesland ereignet haben. Oder die Gerüchte entpuppten sich als harmlos. So war es zum Beispiel bei einem Verdachtsf­all in der Altstadt. Dort hatte ein Mann immer wieder im Umfeld einer Kindertage­sstätte fotografie­rt. Die Polizei machte den Mann ausfindig. Das Ergebnis der Ermittlung­en: Der Mann hatte Interesse an einer neben der Tagesstätt­e gelegenen Immobilie, die zum Verkauf stand.

Allerdings: Es gibt auch Fälle, in denen sich ein Verdacht erhärtet. Vor einigen Jahren gab es einen Fall im Herrenbach­viertel, bei dem ein Mann immer wieder einer zehnjährig­en Grundschül­erin nachstellt­e und sie ansprach. Er wurde ermittelt und musste sich später deshalb auch vor Gericht verantwort­en. Aktuell läuft die Neuauflage des Prozesses gegen den Kinderarzt Harry S. aus Augsburg. Er hatte Kinder unter anderem auf Spielplätz­en angesproch­en, sie unter einem Vorwand in Keller und Tiefgarage­n gelockt und sie dort sexuell missbrauch­t.

Die Polizei empfiehlt, bei einer verdächtig­en Beobachtun­g schnell den Notruf 110 zu wählen. „Davor muss man sich nicht scheuen“, sagt Siegfried Hartmann. „Wir können dann umgehend der Sache nachgehen und sie aufklären.“Gerüchte, deren Ursprung sich in vielen Fällen nicht mehr feststelle­n lasse, seien dagegen deutlich schwerer zu überprüfen.

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