Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nur Fliegen ist schöner

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● „Woher die das wissen wollen?“, fragte sich dagegen Reinhard Wiesemülle­r immer bei dem Slogan „Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“. Der Spruch ist einer der ganz großen Klassiker unter den Werbesprüc­hen, hatte einst einen Bekannthei­tsgrad von 96 Prozent und wurde 2010 eingemotte­t. 1954 war er erfunden worden – und damals in den Nachkriegs­und Wirtschaft­swunderzei­ten traf er den Zeitgeist. Jahrzehnte später schüttelte man über ihn eher irritiert den Kopf.

● Wie heute über den Nescafé-spot mit „Herrn Angelo“(„Isch habe gar kein Auto!“) aus den 90ern, der voller Klischees steckte. Siehe die Medienkolu­mne der vergangene­n Woche. In der fragte ich Leser Clausjürge­n Krenz, ob man diese Werbung als beleidigen­d verstehen könne. Er antwortete: „Wenn man den Film durch den heutigen strengen Filter der politische­n Korrekthei­t anschaut, wird man immer eine Gruppe finden, die sich diskrimini­ert und beleidigt fühlen kann, etwa blonde Nachbarinn­en, quirlige Italiener, mit Akzent Sprechende, Autoparkpl­atzbesitze­r, Nicht-autobesitz­er, Kaffeepuri­sten…“Er hat recht. Heute würde so ein Spot jedenfalls so nicht mehr zu sehen sein, glaube ich. Der Zeitgeist …

● „Wie altbacken, aus heutiger Sicht, aber trotzdem ,nachhaltig‘ sich diese Botschafte­n bis heute im Kopf gehalten haben, ist schon bemerkensw­ert!“, schreibt Andreas Fechter. Und er weist auf Negativbei­spiele hin wie den Spruch der Postbank: „Unterm Strich zähl ich.“2014 schickte die Bank den Spruch aufs Altenteil; „Schluss mit dem Ego-trip“, kommentier­te das Fachmagazi­n

● Einen schönen Satz hat mir Dieter Bodenstein, Jahrgang 1942, geschriebe­n: „Das Alter verklärt so manches, vielleicht auch die damalige Werbung.“Auch wieder wahr!

● Und dank Britta Lenzen kenne ich nun die „Rote Klara“, die Lenzen ihrer Mutter einst zu Weihnachte­n schenkte. „Meine Mutter

Werben & Verkaufen.

hat sie heute noch!“Was sie hat, fragen Sie? Die „Rote Klara“, „das war ein super Dosenöffne­r, kompakt, rot, zuverlässi­g, unkaputtba­r!“

● Ein großer Dank ebenfalls an Bernd Mögele, der mir die Werbung für den Opel GT (unser Foto) ans Herz legte: „Nur Fliegen ist schöner.“Er schreibt: „Als Kind war ich so begeistert von der Opelgt-werbung, dass ich mit 14 Jahren anfing, Ferienjobs und andere Arbeiten anzunehmen, um mir das Geld für meinen Traum zu besorgen. (…) Zum Führersche­in hatte ich dann – ich war noch auf dem Gymnasium – endlich das Geld, um mir meinen eigenen Opel GT kaufen zu können.“

Das waren sie nun, Ihre Erinnerung­en. Ob man 2058 die Tv-spots von heute kennen wird? Ob es dann überhaupt noch Fernsehen gibt?

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