Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Krimi am Ulrichsplatz
In der Augsburger Innenstadt dreht ein ZDF-TEAM einen Film namens „Was vom Leben übrig bleibt“. Die Darsteller plaudern über ihren Beruf – und zeigen, welche Tücken die kalten Temperaturen mit sich bringen
Ein Mann und eine Frau verlassen eilig einen Hauseingang am Ulrichsplatz. Der Taxifahrer wartet mit laufendem Motor auf seine Kundschaft. Was das Paar nicht weiß: Verborgen hinter dem Torbogen warten Kommissare in Zivil. Dann geht alles ganz schnell. Bevor die beiden beim Taxi ankommen, wird der Mann von den Ermittlern gestellt und auf die Motorhaube des Polizeiwagens gedrückt. „Danke“, ruft Jan Fehse, de Regisseur. „Das machen wir noch mal.“
ist der Titel der zehnten Folge der Zdfsamstagskrimi-reihe Münchenmord. Das Finale dieser Episode spielt in Augsburg und wurde am vergangenen Mittwochabend am Ulrichsplatz gedreht – bei sehr winterlichen Temperaturen. „Wir drehen ja zum Glück nicht nur draußen“, sagt Marcus Mittermeier in einer kurzen Drehpause. Er ist einer der Hauptdarsteller und spielt den Kommissar Harald Neuhauser.
Ihm und seiner Kollegin Bernadette Heerwagen, die Kommissarin Angelika Flierl spielt, werden sofort dicke Jacken, Handschuhe und Ohrenschützer gereicht. „Die Ohrenschützer haben wir auf, damit die Ohren nicht jedes Mal nachgepudert werden müssen“, sagt Mittermeier. Und Heerwagen fügt hinzu: „Leider ist noch kein Nasenschutz erfunden worden.“Und so muss die Stylistin, kurz bevor die Kameras laufen, doch noch mal ran, damit man später im Fernsehen die roten Nasen nicht sieht.
Dann heißt es wieder: „Achtung! Kamera läuft!“Diesmal soll die Szene, in der die Kommissare Flierl und
Was vom Leben übrig bleibt
Neuhauser den Verdächtigen stellen, aus einer anderen Perspektive gedreht werden, damit später im Schnitt ein flüssiger Film daraus wird. Bis zu zehn Mal wird eine Szene wiederholt, bis alles sitzt und der Regisseur zufrieden ist. Vier Bilder werden in der Augsburger Innenstadt an diesem Abend gedreht. Der Rest entsteht in München.
„Es war gar nicht so leicht, einen geeigneten Drehort zu finden um diese Zeit im Jahr“, erzählt Aufnahmeleiter Andi Friz. „An vielen Orten sind Weihnachtsbuden aufgebaut.“Und selbst hier auf dem Ulrichsplatz werden kundige Zuschauer bei der Ausstrahlung eindeutig das weihnachtliche Augsburg erkennen. Denn die Augsburger Weihnachtsengel, die über der Maxstraße leuchten, werden wohl in der ein oder anderen Einstellung zu sehen sein. „Wir haben nachgefragt, ob man die Lichter für den Dreh ausmachen kann“, sagt Friz. „Aber da war nichts zu machen.“
An 22 Drehtagen entsteht eine 90-minütige Episode. Insgesamt dauert die Produktion etwa sechs Monate. Wann die Episode ausgestrahlt wird, ist noch nicht bekannt. Das entscheidet das ZDF. „Ruhe jetzt!“, ertönt die Stimme von Jan Fehse. Durch ein Funkgerät gibt er noch dem Kollegen in gelber Warnweste das Signal, den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite zu sperren. „Und bitte!“Aber die
Die Glocken der Kirche übertönen die Dialoge
Schauspieler kommen gar nicht dazu, die Szene zu spielen. 20 Uhr, die Glocken der Ulrichskirche übertönen jeden Dialog. Danach klappt es aber. „War doch schön“, lautet das Urteil des Regisseurs. Und damit entlässt er die frierende Crew in die Pause.
Genauer gesagt, in die Mittagspause. „Das heißt bei uns so“, sagt Heerwagen. „Unser Tag fing um 16:30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück an. Dann jetzt Mittagspause. Feierabend ist um 24 Uhr, wenn alles klappt.“Zwei schwarze Vans fahren vor und bringen das Team zur sogenannten Basis. In der Hallstraße auf den Parkplätzen vor dem Holbein-gymnasium steht ein Imbisswagen. Für etwa dreißig Crew-mitglieder und Schauspieler gibt es Gulasch, Salat und zum Nachtisch Apfelstrudel mit Sahne. Mittermeier schaut noch mal kurz auf sein Textblatt, damit er die Dialoge auch so spricht, wie von den Drehbuchautoren Moritz Binder und Friedrich Ani vorgegeben. Nach der Pause ist die Szene dran, wo er den Tatverdächtigen an eine Polizeistreife übergibt. Vorher müssen aber alle noch mal in die Maske – Nasen pudern.