Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Ordnungsdienst spaltet die Augsburger
Wie unsere Leser und die Politik den Umgang mit den Ordnungshütern einschätzen
Die Farbe Pink hat in St. Augustin bei Bonn kürzlich für Aufsehen gesorgt. Eine Autofahrerin wurde verwarnt, weil nur eine blau-weiße Parkscheibe der Straßenverkehrsordnung entspreche – sie hatte eine pinkfarbene. Das anfänglich verhängte Bußgeld wurde zwar wieder fallen gelassen, doch die Entrüstung und das Unverständnis über das pedantische Vorgehen blieben.
Mitarbeiter des Ordnungsdienstes haben auch in Augsburg nicht überall den besten Ruf. Unsere Leser haben uns auf verschiedenen Wegen von ihren Erfahrungen berichtet. Konsens besteht darin, dass ordnungswidriges Verhalten geahnet werden muss, wenn es denn die „Richtigen“trifft. Die Wahrnehmung der Betroffenen und des Ordnungsdienstes, wer die Richtigen seien, gehen aber oft auseinander.
Für die Mehrheit der Bürger ist die Reaktion der Ordnungshüter nicht immer nachvollziehbar – „mal so, mal so – wie’s beliebt“, schreibt Manfred Jentsch auf Facebook. Das Thema „Fahrrad“beispielsweise bewegt viele Leser. Die mangelnden infrastrukturellen Voraussetzungen, damit Fahrradfahrer ordnungsgemäß durch den Verkehr kommen, sei der Grund für das häufige Überschreiten der Verkehrsnormen. Ein Leser schildert auf unserer Homepage ein Beispiel: „Ulmer Straße Richtung Stadtbergen. 200 Meter Radweg, dann wieder gemeinsam auf dem Bürgersteig, dann wieder auf der Straße 40 Meter. Da freut sich weder der Autofahrer, der Fahrradfahrer noch der Fußgänger .“Es gibt aber auch andere Meinungen. „Unsere Ordner sind eher zu lasch“, sagt Sophia Engelke auf Facebook. Sie beklagt sich zum Beispiel über die „Eltern-taxis“, die an den Schulhaltestellen den Weg für den Schulbus versperren. Andere Leser fordern mehr Kontrollen in bestimmten Brennpunkten, etwa auf dem Elias-holl-platz oder in Oberhausen. „Die Balance stimmt nicht“, kommentiert ein anderer Leser.
Michael Bernheim kritisiert in einem Leserbrief den immer schroffer werdenden Ton der Bürger und fordert mehr Respekt und Dank gegenüber dem Ordnungsdienst. Auch die Politik bewegt das Thema. Spdstadtrat Dieter Benkard plädiert etwa für deutliche Hinweisschilder, damit alle Verkehrsbeteiligten die Situation richtig deuten. Die Diskussion zeigt, dass die Fronten der Gegner und Befürworter verhärtet sind. Die Stadträte der SPD appellieren an alle Beteiligten, ihr Verhalten zu überdenken: „Wenn sich alle besonnen und rücksichtsvoll verhalten und sich an die Regeln halten würden, bräuchte es keinen Ordnungsdienst.“