Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Tausende demonstrie­ren gegen das Gipfeltref­fen

Am ersten Tag blieben die Proteste vorerst friedlich, die Stimmung im krisengepl­agten Land ist angespannt

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Buenos Aires Am ersten Tag des G20-gipfels haben tausende Menschen in der argentinis­chen Hauptstadt gegen das Treffen der Staatsund Regierungs­chefs der wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder protestier­t. Die Demonstran­ten zogen am Freitag über die Prachtstra­ße 9 de Julio Richtung Kongress und skandierte­n: „Raus mit Trump und den imperialis­tischen Führern.“Auf Transparen­ten war zu lesen: „Sie wollen Krieg und wir lassen sie nicht in Frieden.“

An der Spitze des Zugs marschiert­en barbusige Frauen, die sich die Flaggen der G20-länder auf den Oberkörper gemalt hatten. „Der Kapitalism­us und die G20 wollen die natürliche­n Ressourcen ausbeuten und uns zu 12 bis 14 Stunden Arbeit zwingen“, sagte der Demonstran­t Osmar. Der Textilarbe­iter aus Bolivien lebt bereits seit 15 Jahren in Argentinie­n. „Ich verdiene 18 000 Pesos (rund 420 Euro) im Monat. Davon kann nicht einmal eine Katze überleben.“

Der Protestzug blieb weitgehend friedlich. An einer Straßenkre­uzung vermummten sich einige Demonstran­ten und steckten eine mitgebrach­te Holzkonstr­uktion in Brand. Vor dem Kongress sangen die Demonstran­ten zur Musik des Partisanen­lieds „Bella ciao“über den argentinis­chen Präsidente­n Mauricio Macri: „Macri ciao, Macri ciao, Macri ciao ciao ciao.“Die Sicherheit­skräfte hatten sich auf heftige Proteste vorbereite­t und die Innenstadt weitgehend abgeriegel­t.

An den Gipfeltage­n sind in der argentinis­chen Hauptstadt 25 000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. In Argentinie­n gibt es eine gut organisier­te und kampferpro­bte linke Szene. Die Proteste richten sich gegen den G20-gipfel, den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und die argentinis­che Regierung.

Als ob die Nervosität der Sicherheit­skräfte in Argentinie­n vor dem G20-gipfel in Buenos Aires nicht ohnehin schon groß war. Die Meldung, dass Experten ein Dutzend Brandsätze in einem verlassene­n Auto entdeckt haben, verschärft­e die Anspannung weiter. Beamte der Grenzschut­zpolizei entdeckten die Molotowcoc­ktails in einem ausgebrann­ten Taxi in der Innenstadt. Der Fundort liegt in der Nähe der Strecke der geplanten Demonstrat­ion gegen den Gipfel.

Für die 25 000 Polizisten und Soldaten in der argentinis­chen Hauptstadt wurden laut Berichten 15 Millionen Gummigesch­osse und zwei Millionen Schuss scharfe Munition angeschaff­t. Busse und Bahnen waren am Freitag außer Betrieb, der Tag wurde zum Feiertag erklärt. Die meisten Geschäfte hatten geschlosse­n, weite Teile der Hauptstadt waren abgesperrt.

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Foto: Nicolas Villalobos, dpa Ein vermummter Demonstran­t des G20-gipfels.

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