Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hepatitis C: Noch mehr Fälle?
400 weitere Patienten sollen sich testen lassen
Donauwörth Die Verunsicherung ist nach wie vor groß. Viele Menschen, die im Donauwörther Krankenhaus auf dem Op-tisch lagen, fragen sich: Wurde ich mit Hepatitis C infiziert? Diese Angst dürfte nun noch zunehmen. Denn möglicherweise waren noch mehr Menschen als bisher gedacht der Gefahr ausgesetzt. In den kommenden Tagen sollen weitere 400 Personen angeschrieben und gebeten werden, sich testen zu lassen. Nötig ist das, weil sich bei einem der mittlerweile 62 positiv getesteten Patienten herausgestellt hat, dass er bereits im Februar 2017 infiziert wurde.
Der Narkosearzt, der seine Patienten angesteckt haben soll, wurde zuletzt am 22. November 2016 getestet – negativ. Durch die Infektion eines Patienten nur drei Monate nach diesem Test müsse man davon ausgehen, dass der Arzt relativ schnell nach der Untersuchung infektiös geworden ist. Im Donauwörther Gesundheitsamt vermutet man, dass der Mediziner das Virus schon im Frühling 2016 in sich getragen haben könnte. In einer Übergangsphase von einem halben Jahr bis zur Antikörperbildung könnte der medikamentensüchtige Arzt Patienten angesteckt haben.
Der medizinische Hintergrund ist dieser: Eine Hepatitis-c-infektion ist durch Antikörper nachweisbar. Bis sich diese bilden, kann es bis zu sechs Monate dauern. Dies bedeutet: Der Überträger kann das Virus schon so lange im Blut haben und verbreiten, hat aber noch keine Antikörper gebildet.
Etwa 350 bis 400 Patienten, die zwischen dem 22. Mai und 22. November 2016 in Donauwörth operiert wurden, sollen nun angeschrieben werden. Bisher erhielten nur die einen Brief, die zwischen dem 22. November 2016 und dem 24. April 2018 auf dem Op-tisch lagen.
Das Gesundheitsamt betont, dass es sich bei der neuen Briefaktion um eine Vorsichtsmaßnahme handle. Unterdessen verdichtet sich dem Landratsamt zufolge der Verdacht, dass der Narkosearzt die Infektionsquelle ist, immer mehr. In dieser Woche seien die Ergebnisse aus dem Robert-koch-institut eingegangen. Demnach wurde bei 30 Patienten der gleiche Genotyp festgestellt wie bei dem Mediziner. (sast, wwi)