Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ehemann und Bruder planten Ehrenmord

17-Jährige überlebte nur knapp

- (dpa, AZ)

Ravensburg Nach einem Messerangr­iff auf eine 17-Jährige im März dieses Jahres sind deren Mann und ihr Bruder wegen versuchten Mordes und gefährlich­er Körperverl­etzung schuldig gesprochen worden. Das Landgerich­t Ravensburg verurteilt­e den Mann der jungen Muslimin, mit dem sie nach islamische­m Recht verheirate­t war, am Freitag zu sechs Jahren und neun Monaten Gefängnis. Der zur Tatzeit 20 Jahre alte Bruder wurde nach Jugendstra­frecht zu siebeneinh­alb Jahren verurteilt, zu vollstreck­en in einer sozialther­apeutische­n Einrichtun­g. Er hatte bereits kurz nach seiner Festnahme am Bahnhof in Schweinfur­t gestanden, an dem Angriff beteiligt gewesen zu sein.

Wie der Vorsitzend­e Richter erklärte, war die Situation in der elterliche­n Wohnung in Laupheim (Landkreis Biberach) eskaliert, weil das Opfer angeblich eine Beziehung zu einem anderen Mann hatte. Mehrere Medien, auch unsere Zeitung, recherchie­rten daraufhin, dass die Frau ein Baby erwartete. Als Motiv der Täter aus Syrien und dem Libanon war von einem „falsch verstanden­en Ehrbegriff“die Rede. Schnell hatten sich im März die Hinweise auf einen geplanten „Ehrenmord“verdichtet – was die Debatte über Wertvorste­llungen in Deutschlan­d lebender Muslime befeuerte.

Vater und Mutter des Opfers bekamen wegen gefährlich­er Körperverl­etzung eine Bewährungs­strafe von jeweils einem Jahr und zehn Monaten.

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