Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Frauenfußball: Ein Boom, der keiner war
Am meisten Spaß machen jene Diskussionen, die immer und immer wieder geführt werden können. Alle Argumente sind längst ausgetauscht – und werden trotzdem wieder ausführlichst vorgebracht. Was war zuerst: Huhn oder Ei? Der beste Fußballer aller Zeiten: Ronaldo, Messi oder Maradona? Eine Zeit lang auch: Sind Deutschlands Fußball-frauen besser als die Männer? Eine Diskussion, so absurd wie der Schnurrbart von Joshua Kimmich. Männerund Frauenfußball lassen sich aus einem einfachen Grund nicht miteinander vergleichen: Männer sind keine Frauen. Für alle Genderfreunde: Das gilt auch für den umgekehrten Fall.
Verglichen wurde aber natürlich trotzdem. Während die Damen Titel an Titel reihten, scheiterten die Herren häufig kurz vor dem Ziel. Klar: Die Frauen sind besser. Gegenargument: Weltweit gesehen ist die männliche Konkurrenz höher. Wie auch immer die Diskussion endete (meist ohne Ergebnis), sie zeigte den Respekt vor den Leistungen der deutschen Frauennationalmannschaft. Respekt, der an verschiedensten Stellen mit einem Boom gleichgesetzt wurde.
Richtig ist: Immer mehr Mädchen spielten Fußball im Verein. Richtig ist aber auch: Viele hörten schnell wieder auf. Die Begeisterung hielt nur kurz. Auch, weil die Nationalmannschaft für überraschend viele Enttäuschungen sorgte. Steffi Jones als Bundestrainerin konnte den Trend nicht aufhalten. Gestern wurde Martina Voss-tecklenburg als neue Verantwortliche für die Nationalmannschaft vorgestellt.
Ein schwieriger Job. Die Zahl der Juniorinnen- und Frauenmannschaften ist rückläufig. Nur wenn die Nationalmannschaft erfolgreich ist, ist der Frauenfußball medial präsent. Das Freizeitangebot ist so groß, dass es diese mediale Präsenz als Leuchtturm benötigt. Martina Voss-tecklenburg ist somit nicht nur für die jetzige Nationalmannschaft verantwortlich. An ihr liegt es, ob sich auch in Zukunft Diskussionen entspinnen, wer denn nun besser gegen den Ball kickt: Frauen oder Männer.