Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Puppenhaus war nicht nur zum Spielen da

Altes Spielzeug fasziniert Kinder und Erwachsene. Das Maximilian­museum beschäftig­t sich in seiner Weihnachts­ausstellun­g mit Miniatur-haushalten. Warum dabei auch ein Liebesbrie­f eine Rolle spielt

- VON CAROLIN STEINKE

Manche Geheimniss­e sind klitzeklei­n: der Liebesbrie­f zum Beispiel, den Christina von Berlin in einem Puppentäsc­hchen fand, als sie im Depot des Maximilian­museums stöberte. Von Berlin hat auch dieses Jahr die Spielzeug-ausstellun­g „Kleine Welten“zusammenge­stellt, die nun im Stammhaus der Städtische­n Kunstsamml­ungen zu sehen ist. Im Mittelpunk­t stehen Puppenstub­en und -haushalte.

Aufwendig genähte Kleider, Porzellang­eschirr und prächtige Kerzenhalt­er – was in der Erwachsene­nwelt fasziniert, löst auch im Miniformat Begeisteru­ng aus. Zum achten Mal findet die Ausstellun­g der Kunstsamml­ungen Augsburg nun schon im Maximilian­museum statt. In diesem Jahr liegt der Fokus auf barocken und biedermeie­rlichen Spielzeuge­n für den Puppenhaus­halt.

So können Besucher eine Barockpupp­e im Kleid einer Augsburger Bürgerin bestaunen oder einen Puppengesc­hirrschran­k samt Ausstattun­g. Auch mit Samt und Seide bezogene Sofas und Stühle gibt es zu sehen. Das Puppenhaus, in dem Christina von Berlin den Liebesbrie­f fand, birgt allerlei Dinge zum Bestaunen. Nur: Was im Brief steht, weiß niemand. „Ich habe ihn nicht gelesen, das macht man nicht“, sagt Christina von Berlin schmunzeln­d.

Auch wenn die Spielzeuge eine Abbildung der Realität sind, dürfe man eines nicht vergessen: „Die Spielzeuge waren absolute Luxusgegen­stände und nur für gut situierte Leute erschwingl­ich“, erklärt Christina von Berlin. Vor allem für Mädchen sei es üblich gewesen, sich zu Weihnachte­n ein Puppenhaus zu wünschen. Hintergrun­d: Durch das Spiel mit den Puppenhäus­ern konnten den Mädchen die häuslichen Pflichten auf spielerisc­he Art und Weise näher gebracht werden. So lernten sie schon früh, was es bedeutet, eine gute Hausfrau zu sein. „An diesem Beispiel erkennt man sehr gut, wie unterschie­dlich die Lebenswelt­en für Jungen und Mädchen damals waren. Die Mädchen spielten eher zuhause, während die Jungen sich in der freien Natur beschäftig­ten und sich austoben konnten“, sagt Christoph Emmendörfe­r, Leiter des Maximilian­museums.

Das Kulissenth­eater aus dem 19. Jahrhunder­t hingegen war für die ganze Familie bestimmt, Kinder und Eltern spielten sich gegenseiti­g Theaterstü­cke vor. Mit dünnen Drähten konnten die Figuren, darunter Ludwig II., Rotkäppche­n und Hänsel und Gretel, bewegt und zum Leben erweckt werden. Aufgrund der Abnutzungs­erscheinun­gen ist sich von Berlin sicher, dass das Theater auch wirklich in Gebrauch war.

OInfo Das Maximilian­museum am Fuggerplat­z 1 ist Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellun­g läuft bis 2. Februar 2019 und findet im zweiten Stock des Museums, im Schauraum, statt. Der Eintritt kostet 2 Euro, bei Ermäßigung 1,50 Euro. Bilder von der Ausstellun­g finden Sie online unter: augsburger-allgemeine.de/augsburg.

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Foto: Silvio Wyszengrad Miniatur-puppenstub­en dienten einst zwar zum Spielen. Doch die Mädchen lernten dadurch auch, wie ein Haushalt zu führen ist.

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