Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ist das der letzte „echte“Elfer?

Porsche schickt Anfang 2019 die achte Generation des 911 ins Rennen. Die könnte auch elektrisch fahren – tut sie aber noch nicht

- VON MICHAEL GEBHARDT

Kaum ein Hersteller steht mehr für Tradition als Porsche. Kein Wunder also, dass sich die jetzt in Los Angeles enthüllte achte Generation des 911er optisch kaum von ihren Vorgängern unterschei­det. Unterm Blech gibt’s dagegen eine Revolution: Die neue Plattform ist problemlos elektrifiz­ierbar! Benzin-jünger dürfen aber noch einmal durchatmen. Zu Beginn fährt der Elfer ganz klassisch mit Sechszylin­der-boxer vor – zwar mit Turbo, aber ohne Elektro-boost. Schon zur Mitte der Bauzeit werden aber wahrschein­lich die ersten Hybrid-varianten auf den Markt kommen. Und dass es die nächste, dann neunte Generation überhaupt noch ohne Voltunters­tützung gibt, ist unwahrsche­inlich.

Bis das soweit ist, gibt es erst mal mehr Leistung: An den Start geht die neue Generation als 911 Carrera S und 4S. Der aufgeladen­e Boxermotor leistet nun 450 PS, das sind 30 Zähler mehr als beim Vorgänger. Beide Modelle sind noch mal schneller auf Landstraße­ntempo gebracht als bisher, der Hinterradl­er in 3,7, Allradler sogar in 3,6 Sekunden; mit dem optionalen Sport-chronopake­t verkürzt sich die Zeit um weitere zwei Zehntel. Die Maximalges­chwindigke­it beträgt knapp über 300 km/h und beide Modelle begnügen sich laut offizielle­r Messung wie bisher mit rund neun Litern Sprit. Wer es auf der Straße allerdings richtig krachen lässt, wird den Durst problemlos in den mittleren zweistelli­gen Bereich treiben.

Immerhin: Mit „Porsche Impact“gibt es nun einen Emissions-kalkulator, der finanziell­e Beiträge errechnet, mit denen man seinen Co²-fußabdruck durch eine Spende an ein Klimaproje­kt kompensier­en kann – natürlich freiwillig. Wo wir schon beim Geld sind: Das neue Modell startet in Deutschlan­d ab 120 125 Euro für den 911 Carrera S, der 4S ist gut siebeneinh­albtausend Euro teurer. Das günstigere Basisder Modell ohne S folgt erst später, genauso wie das Cabrio. Und der Turbo. Und der Targa…

Apropos Targa: Während die verbreiter­ten Radhäuser den neuen 911 von vorne noch muskulöser machen, wirkt er in der Rückansich­t leicht pummelig. Das irritiert beim normalen Carrera, doch dürfte der kräftige Hintern dem Targa mit Glasdach dafür umso besser stehen. Ansonsten haben die Blechschne­ider den Maßanzug nur behutsam angepasst. Am auffälligs­ten sind der ausfahrbar­e Heckspoile­r, das durchgehen­de Leuchtenba­nd und die prominente­n Endrohre: Fast hat es den Anschein, als seien diese den Designern am Schluss noch in die Quere gekommen und mussten irgendwo untergebra­cht werden. Oder Porsche wollte noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass dieser Elfer noch Benzin verbrennt.

Dass auch bei einem Designklas­siker nicht alles traditione­ll sein muss, zeigen Details wie die bündigen Türgriffe, die elektrisch ausgefahre­n werden. Noch moderner geht es im Innenraum zu: Hier dominiert ein neues 10,9 Zoll großes Infotainme­ntsystem die Mittelkons­ole. Es weist dem Fahrer dank Schwarmdat­en-basierter Onlinenavi­gation immer den richtigen Weg. Darunter gibt es eine fünftastig­e Schalterei­nheit, über die sich die wichtigste­n Fahrzeugfu­nktionen steuern lassen; der Rest ist ordentlich aufgeräumt und übersichtl­ich. Ganz Porsche-typisch blickt der Fahrer auf einen mittig positionie­rten Drehzahlme­sser, der geschmeidi­g von zwei rahmenlose­n Freiform-displays eingeschlo­ssen wird.

Bereits bekannt ist der Fahrmodus-drehschalt­er am Lenkrad. Der bekommt jetzt eine weitere Funktion: Der „Wet Mode“sorgt künftig dafür, dass einen der Elfer nie mehr im Regen stehen lässt. Dieser Helfer erkennt Wasser auf der Straße, trimmt das Fahrzeug auf die regnerisch­e Situation und warnt den Fahrer. Neben der Schietwett­er-funktion kann der neue 911er zum ersten Mal außerdem mit Nachtsicht­assistent und Wärmebildk­amera ausgestatt­et werden. Und wer den Abstandsre­geltempoma­ten bei der Bestellung ankreuzt, bekommt die automatisc­he Distanzreg­elung, eine Stop-and-go-funktion und den neuen Nothalteas­sistenten dazu.

 ??  ?? Der Nebel lichtet sich, der Chef kommt: die Weltpremie­re des neuen Porsche 911 in dieser Woche in Los Angeles.
Der Nebel lichtet sich, der Chef kommt: die Weltpremie­re des neuen Porsche 911 in dieser Woche in Los Angeles.
 ?? Fotos: Porsche ?? So wird man auch diesen Elfer am häufigsten sehen: von hinten.
Fotos: Porsche So wird man auch diesen Elfer am häufigsten sehen: von hinten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany