Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn Hunde Gras fressen
Fast jeder Besitzer kennt das: Der Hund knabbert genüsslich an Grashalmen. Warum bloß?
Wenn Hunde regelmäßig Gras fressen, stellen sich die Besitzer vor allem zwei Fragen. Erstens: Ist es gefährlich für den Hund oder darf er das ruhig? Und zweitens: Warum tut er das nur? Zuerst die Entwarnung: Gefährlich ist es für den Hund grundsätzlich nicht. Von über 90 Prozent der Hunde ist es bekannt, dass sie immer wieder Gras fressen. Nur in ganz seltenen wird unter anderem: Wenn im Bauch etwas drückt oder zwickt, ein Knochensplitter zum Beispiel, dann wird besonders gern Gras geknabbert. Manche meinen gar, dass sich das Grasbüschel dann im Magen-darm-trakt um den Störenfried wickelt und ihn so geschmeidig durch das Verdauungsorgan nach außen transportiert. Damit hätten bereits die Wölfe eine gewisse heilsame Wirkung des Gratet ses für sich erkannt. Ebenso naheliegend scheint die Theorie, es könne sich um einen Nährstoffmangel handeln. Doch auch bei dieser Vermutung tut sich die Wissenschaft mit einem Nachweis schwer. Ausgeschlossen ist es aber nicht, dass der Hundekörper instinktiv nach Folsäure (gut für die Blutbildung) oder nach Ballaststoffen (gut für eine reibungslose Verdauung) verlangt.
Selbst im psychologischen Bereich können Ursachen für das Grasfressen vermutet werden: Ein wichtiger Aspekt ist die Langeweile. Ein Hund, der unterfordert ist und nichts zu tun hat, wird eher ins Gras beißen als einer, der reichlich körperliche und geistige Beschäftigung hat. Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: Stress führt bei Hunden ebenfalls zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen, um sich von etwas abzulenken. Auch Beschwichtigung und Ablenkung von einer anderen Sache kommen als Ursache infrage.
Immer wieder passiert es, dass Hunde nach einer Portion Gras erbrechen müssen. Oft ist weißer Schaum dabei. Nach dem Hervorwürgen geht es den Vierbeinern in aller Regel sofort wieder prächtig. Dann ist auch diese Reaktion nicht besorgniserregend. Medizinische Hilfe ist nur notwendig, wenn der Hund ganze Grasbüschel verschlingt, wenn das Erbrechen nicht aufhören will oder wenn sich Blut im Stuhl zeigt. Ist davon nichts der Fall, kann der Vierbeiner seiner Vorliebe problemlos nachgehen. Offenbar scheint es vielen Hunden ja zu schmecken.
ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.