Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Leben für Rockmusik und Tiere

Moderatori­n Stefanie Tücking stirbt überrasche­nd mit 56 Jahren

- VON WOLFGANG LANGNER (mit dpa)

Frauen, die sich im deutschen Fernsehen in eine Expertenro­lle drängten, sind von Männern lange hauptsächl­ich belächelt worden. Doris Papperitz, Carmen Thomas oder Christine Reinhart, die einst das „Aktuelle Sportstudi­o“moderierte­n, könnten wohl heute davon noch Geschichte­n erzählen. Auch Frauen, die meinten, sie wüssten etwas über Rock- und Popmusik, wurden kritisch beäugt. Klar, Uschi Nerke, die den Beat-club Mitte der 1960er Jahre moderierte, war eine Ikone und über jeden Zweifel erhaben. Lange kam dann nichts mehr. Als Anfang der 1980er Jahre Désirée Nosbusch im die „Hits von der Schulbank“und „Musicbox“moderierte, merkte man sofort: Die hat eine große Klappe, aber keine Ahnung von Rock- und Popmusik. Und dann kam Stefanie Tücking. Sie wusste, wovon sie sprach. Aufgrund kleinerer Fernsehauf­tritte wie in „Monaco Franze“oder im „Tatort“brachte sie auch noch ein bisschen Tv-erfahrung mit.

Dennoch waren zunächst Zweifel angebracht, als die damals 24-Jährige in der ihren Vorgänger Ingolf Lück in der Musiksendu­ng „Formel Eins“ablöste. Einiges lenkte von ihrem Musikwisse­n ab, zum Beispiel ihre oft quietschbu­nten Outfits und die von ihr vorgetrage­nen

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dümmlichen Gedichte der Fans („Die Formel Eins, die ist ein Hit, da singt sogar mein Goldfisch mit“oder „Trägt Stefanie kein Oberteil, ist diese Sendung richtig geil“). Doch der geneigte Zuschauer merkte dennoch, dass sie sich mit der Thematik Musik akribisch befasste. Tücking bekam deshalb auch zu Recht 1987 mit 24 Jahren die Goldene Kamera für ihre Moderation dieser Musikshow.

In der Nacht zum Samstag ist die 56-Jährige überrasche­nd gestorben. Zu den Umständen ihres Todes ist bislang nichts bekannt.

In ihrem Internet-blog „Tueckabout“bloggte die begeistert­e Motorrad-fahrerin lange Zeit über fast alles. Gerne über ihre zwei Prinzen. Das sind zwei Hunde, einen nannte sie Bowie, nach ihrem absoluten Lieblingss­änger, dem verstorben­en David Bowie. Allgemein Tiere und insbesonde­re Hunde liebte sie über alles. Ein Hund begleitete sie ja bereits in der „Formel Eins“. Mit Teasy konnte sich Tücking sogar unterhalte­n, das lag aber daran, dass das Maskottche­n der Sendung eine Zeichentri­ckfigur war.

Nach 80 Sendungen „Formel Eins“wurde sie dann im Jahr 1987 von Kai Böcking abgelöst. Tücking, die in Kaiserslau­tern geboren wurde, wechselte nach ihrer Fernsehzei­t zum Radiosende­r und später dann zum nach Baden-baden wo sie als Redakteuri­n und Moderatori­n 30 Jahre lang arbeitete – und etwa für die Sendung „Popshop“zuständig war.

Auf der Homepage des wurde ein Kondolenzb­uch eingericht­et. „Türe mit Schwung auf, entschloss­ener Schritt – und da war die Tück. Sie war wirklich da. Ein direkter, ehrlicher Mensch. Wer mit Steffi zu tun hatte, wusste, woran er war. Sie war die mit der klaren Meinung“, schreiben ihre Kollegen. Auch auf der Facebook-seite des Senders meldeten sich Tausende: „Danke für deine Stimme“, steht da. „Mach’s gut, Steffi, und danke dafür, dass du da warst.“

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Foto: Jens Kalaene, dpa Stefanie Tücking war bekannt für ihre direkte Art und ihr musikalisc­hes Wissen.

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