Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schluss mit der Willkür
Domenico Tedesco und Julian Nagelsmann waren sich einig: So ist das relativ sinnlos. Mal wird gepfiffen, dann nicht. Dann wird auch der Kollege in Köln um Hilfe gebeten. Anschließend schaut der Schiedsrichter selbst auf den Fernseher. Schließlich entscheidet er sich um – oder aber er bleibt bei seiner ursprünglichen Entscheidung. Dabei ist gar nicht mal die Frage, ob Handspiel oder eben kein Handspiel – sondern, wie der Unparteiische die Regel auslegt. Nur wenn alle Referees ein ähnliches Verständnis von einem ahndungswürdigen Handspiel haben, ließe sich schlüssig eine Entscheidung finden. Weil aber manch Schiedsrichter schon pfeift, wenn der Verteidiger den Ball aus einem halben Meter an den Arm geschossen bekommt, ist bei sämtlichen Entscheidungen rund um das Handspiel der Erregungszustand hoch. Dabei ist die Vorgabe recht deutlich: „Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt“, lehrt das Regelbuch. Um ihren Pfiff zu rechtfertigen, sprechen Schiedsrichter gerne von einer Vergrößerung der Körperfläche, wenn der Spieler seine Arme auch nur ein wenig vom Körper spreizt. Oder von einer unnatürlichen Handbewegung. Als wäre es natürlich, die Arme hinter dem Rücken zu verschränken, nur um bloß keinen Elfmeter zu kassieren, – so wie es mittlerweile viele Verteidiger machen. Das Problem ist nicht die Regel. Das Problem ist die Interpretation. (time)