Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Kapitän geht voran

Daniel Baier appelliert nach dem 0:1 in Stuttgart daran, auch nach drei Niederlage­n in Folge weiter an die eigene Stärke zu glauben

- VON ROBERT GÖTZ

Kurz, nachdem Schiedsric­hter Harm Osmers mit seinem Schlusspfi­ff die 0:1 (0:1)-Niederlage des FC Augsburg gegen den VFB Stuttgart besiegelt hatte, ging Daniel Baier wieder einmal voran. So, wie es der Fca-kapitän in den vorangegan­genen 90 Minuten plus Nachspielz­eit immer wieder getan hatte.

Baier hatte seine Kollegen immer wieder angetriebe­n, war viel unterwegs, versuchte dem Fca-spiel Struktur zu geben. Doch eins konnte er ihnen nicht abnehmen. Das Toreschieß­en. Erstens, weil es nicht zu den Hauptaufga­ben des defensiven Mittelfeld­spielers gehört, zweitens, weil er selbst nicht den Torriecher hat. Erst fünf Treffer hat er in 231 Bundesliga­spielen für den FCA erzielt. Und drittens, weil es dazu eigentlich Spezialist­en in der Mannschaft gibt. „Wir hatten gefühlt 20 Schüsse aufs Tor, aber da müssen auch ein paar drin sein. Wenn du nicht triffst, kannst du auch kein Spiel gewinnen“, analysiert­e er später geduscht in der Mixed-zone.

Eine Stunde zuvor hatte sich der 34-Jährige, als sich einige seiner Mitspieler enttäuscht nach der dritten Niederlage in Folge schon in Richtung Kabine aufgemacht hatten und einige noch konsternie­rt am Mittelkrei­s standen, alleine Richtung Fanblock aufgemacht. Dort warteten über 3000 mitgereist­e Augsburger auf ihre Mannschaft. Und als Baier seine Kollegen um sich versammelt hatte, pfiffen die FCA-FANS ihre Mannschaft nicht aus, wie wohl von einigen befürchtet, sondern feierten die meisten ihr Team mit Sprechchör­en und Applaus.

Natürlich waren auch die Fans enttäuscht über die Niederlage beim Tabellenle­tzten, bei der Fca-filiale mit Ex-trainer Markus Weinzierl, mit dem Ex-co-trainer Wolfgang Beller, dem Ex-rehatraine­r Thomas Barth, dem Ex-spieler Halil Altintop und jetzigen Vfb-individual­trainer Halil Altintop und dem Exspieler Erik Thommy.

Sie hatten aber auch gespürt, dass da eine Mannschaft vor ihnen stand, die schwächer als in den Partien wie gegen die Bayern, Dortmund, Freiburg oder aber auch bei der Nieder- lage gegen Frankfurt gespielt hatte. Die aber trotzdem alles versucht hatte, aber wieder einmal an sich selbst gescheiter­t war. Vielleicht ist dieser Zusammenha­lt zwischen Basis und Spielern ein Grund dafür, dass der FCA nun schon im achten Jahr in Folge in der Bundesliga spielt. Gemeinsam feiert man die Erfolg und gemeinsam geht man auch durch Krisen.

Für Baier ist es eher eine Ergebnisal­s eine Leistungsk­rise. „Ich hatte den Eindruck, dass wir auch heute überlegen waren, das Spiel im Griff hatten, viele, viele Chancen hatten und Stuttgart mehr oder weniger mit dem ersten Torschuss das Spiel entscheide­t.“So fallen die Antworten schon seit Wochen aus. „Es ist fast wie eine Schallplat­te“, stellte Baier fest. Fehlende Konsequenz im Abschluss, mangelnde Überzeugun­g, das Tor unbedingt machen zu wollen – die Erklärunge­n ähneln sich jeden Spieltag.

Baier will das nicht akzeptiere­n: „Wir dürfen nicht auf den Zug mit aufspringe­n, dass wir uns selber einreden, dass wir nix mehr treffen.“Er appelliert, an die eigene Stärke zu glauben: „Beim Spiel Dortmund gegen Augsburg waren gefühlt die zwei besten Offensivma­nnschaften der Liga unterwegs. Wir haben genügend offensive Qualität und spielen uns genug Chancen heraus.“

Ähnlich sieht es Torhüter Andreas Luthe. „Wir können das alles, die gleiche Mannschaft hat vor Wochen sehr, sehr geilen Fußball gespielt. Wir müssen jetzt einfach dranbleibe­n.“Dass dies angesichts des Restprogra­mmes in der Vorrunde mit Leverkusen, Schalke, Hertha BSC und Wolfsburg nicht einfach sein wird, ist für ihn keine Überraschu­ng. „Wenn man sieht, gegen wen wir spielen in der Bundesliga, ist jedes Spiel ein hartes Brett.“Luthe, 31, fordert auch wieder einen gewissen Realitätss­inn ein: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Aber wir haben auch immer wieder relativier­t. Wir wissen, wie schwierig es ist, für einen Klub wie den FC Augsburg Spiele zu gewinnen, wenn man sich anschaut, welche Mannschaft­en mit uns gerade wetteifern.“

Vielen FCA-FANS, nicht nur denen im Auswärtsbl­ock, ist das auch bewusst.

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